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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Karin Fromwald
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später.
     
    Benjamin sah von seiner Zeitung auf.
     
    „Wie meinst du das? Ärgert es dich, dass es ihn nicht erwischt hat? Dann könntest du jetzt eine Witwe trösten.“
     
    Vladimir wurde rot, denn genau das waren seine Gedanken gewesen.
     
    „Vladimir, du hattest und hast nie eine Chance bei Lily. Lily liebt nur einen einzigen Mann, nämlich Philippe und zwar seitdem sie Sechzehn ist. Und dass sie sich vor ihn stellte, sollte dir die Augen öffnen.“
     
    „Unsinn. Sie hat nicht nachgedacht“, tat Vladimir die Sache ab.
     
    „Sicher... Lily ist nicht mehr ein kleines Mädchen, auch wenn sie manchmal so aussieht.“
     
    David unterbrach die Unterhaltung der beiden im Frühstücksraum der Villa in Recoleta, die Vladimir gemietet hatte und wo alle drei wohnten.
     
    „Kommt ihr mit ins Krankenhaus?“ fragte er.
     
    Er wollte Lily besuchen und hatte einige Einrichtungsmagazine für sie besorgt, die er jetzt unter dem Arm trug.
     
    „Ja, natürlich. Philippe rief heute Morgen schon an und erzählte, dass es ihr besser geht.“
     
    „Es war verdammt knapp. Es sah einen Tag so aus, als würde sie es nicht schaffen“, meinte Vladimir und verließ den Frühstücksraum.
     
    David sah ihm nach.
     
    „Was ist mit ihm los?“
     
    „Lily, was sonst.“ 
     
    Ben zuckte mit den Schultern.
     
    „Und was ist mit Caroline?“
     
    „Nichts...“ Ben seufzte. „Ich weiß nicht, ich will nicht wieder dorthin zurück, wo wir waren.“
     
    David lachte leise.
     
    „Ah, wir sind wirklich drei komische Typen. Alle um die vierzig und keine richtige Beziehung...“
     
    Benjamin nickte.
     
    „Dabei dachte ich immer, dass ich mit Vierzig eine große Familie hätte... eine jüdische wohlgemerkt.“
     
    Beide lachten, denn beide waren weit davon entfernt.
     
    „Nun, das wollte Vladimir nie. Der wollte Spaß und eine schöne Frau…“
     
    „Nicht eine, mehrere“, verbesserte Benjamin.
     
    „Ja, mehrere – und Luxus.“
     
    „Der ist eben mehr Russe als Jude.“
     
    Vladimir steckte den Kopf zur Türe herein.
     
    „Wo bleibt ihr denn? Wir sollten noch Blumen kaufen und der Chauffeur erzählte etwas von einer Demonstration!“ rief er ungeduldig.
     
     
     
     
     
    Lily hatte sich selten so schlecht gefühlt, aber sie war zuvor auch noch nie angeschossen worden. Wie gerne würde sie baden – oder zumindest duschen. aber daran war wohl nicht zu denken. Sie hatte noch immer eine Nadel in ihrem Arm, wo in regelmäßigen Abständen Tröpfe angehängt wurden und diesen Verband auf ihrer Brust, dort wo sie Paul getroffen hatte. Eine Hand lag auf ihrem flachen Bauch. Sie hatte sich auf das Baby gefreut, auch wenn sie sich noch ein wenig jung für ein Kind fühlte. Philippe war so am Boden zerstört, dass er zu kaum fünf Worten fähig war. Hatte er tatsächlich gesagt, dass er sie liebte oder hatte sie sich das eingebildet?
     
    Immerhin hatte sie ihre Haare gekämmt, dank Philippe. Sie lächelte und zog die Bettdecke gerade. Er hatte ihr eine kunstvolle Flechtfrisur gemacht. Ob die ihm einer seiner Pferdepfleger beigebracht hatte?
     
    Das Zimmer war sicher das schönste in dem privaten Krankenhaus und es roch nach Blumen. Jeder hatte ihr Blumen geschickt – wirklich jeder - Leute, die sie nicht mal kannte, hatten Pralinen gesendet. Selbst aus Deutschland waren heute Päckchen angekommen. Am liebsten hatte sie allerdings das weiche Stoffpony, das Philippe ihr geschenkte hatte. Es saß jetzt neben ihrem Kopfkissen und trug eine große Schleife mit dem Chanellogo. Die Schleife kam von der Verpackung eines Nachthemds und eines Morgenmantels, die beide Geschenke ihres Schwiegervaters waren. Nicht zu vergessen der Champagner, den ihr Vater mitgebracht hatte. August Neville sah selbst so aus, als könnte er sich neben seine Tochter legen. Er war zu Tode erschrocken, als er von dem Schuss hörte. Champagner! Wie sollte sie den jetzt trinken? Typisch Papa!
     
    Trotz aller Fürsorge würde Lily am liebsten aufstehen und das Krankenhaus verlassen. Sie mochte keine Krankenhäuser und sie war ungern untätig. Philippe hatte ihr zwar einen Zeichenblock und Bleistifte besorgt, aber ein Krankenbett war keine große Inspiration, trotz der vielen Blumen, der edlen Bettwäsche oder des Chanel Pyjamas.
     
    Es klopfte an der Türe und sie rief auf Spanisch: „Herein!“
     
    Für das Abendessen war es noch ein wenig früh, zudem hatte sie auch keinen Hunger. Sie bekam von einem Michelin Koch das Essen angeliefert.
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