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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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einem Magazin berichtet werden können, das die maskuline Ausprägung einer perfekten Inneneinrichtung präsentierte - und ausgerechnet hier würde ich jetzt leben.

    Moms Stilgefühl in puncto Einrichtung war genau wie ihr Modegeschmack, und der wiederum war genau wie ihre Persönlichkeit. Sauber, sachlich, zweckmäßig und schnörkellos. Sie besaß vierzehn schwarze Kleider und drei rote, acht Trillionen Paar Schuhe und sechs Geschäftskostüme, die so scharf waren wie ihr Skalpell. Das einzige Kunstwerk - über dem Kaminsims der Eigentumswohnung - stellte eine einzelne langstielige Rose in einer Glasvase dar. Natürlich hatte sie Dornen. So viel zu meiner Mom.
    Dieses Haus war Mittelklasse, allerdings Allein-lebender-Singlemann -Mittelklasse, was gleichbedeutend war mit oberer Mittelklasse. Meine Mom hat siebenunddreißigtausend Dollar für die Sofas im Wohnzimmer ausgegeben. Ich habe sie jedoch nie darauf sitzen sehen. Das Haus, in dem ich mich jetzt umschaute, war zwar makellos, aber es wirkte durchaus bewohnt. Bis zu einem gewissen Grad sogar gemütlich.
    Direkt vor mir lag ein geräumiger Flur, von dem eine Treppe nach oben führte, und an dessen Ende sich die Küche befand. Ich spähte ins Wohnzimmer, um herauszufinden, wo mein Dad war, und entdeckte eine weitere offene Flügeltür. Diese war aus massivem Holz und führte in ein Arbeitszimmer mit einem Mahagonischreibtisch, auf dem ein Laptop stand. David saß dahinter, konzentrierte sich auf den Bildschirm.
    Ich durchquerte das Wohnzimmer, und er blickte auf, als ich an die Tür trat, dann schloss er seinen Computer und lächelte. »Wie ich sehe, hast du den Weg herein gefunden.«
    Ich nickte. »Ich habe jemanden von nebenan kennengelernt.«

    Seine Miene hellte sich auf. »Victoria? Eine sehr stille Frau. Fast schon einsiedlerisch. Bei ihr wohnt ein Neffe, der ungefähr in deinem Alter ist.«
    »Nicht sie. Den Typen. Velveeta.«
    Sein Lächeln verschwand. »Ja. Er ist auch ziemlich neu in Benders Hollow. Seit letztem Jahr.«
    »Er hat mir erzählt, er müsse einen Schiss in der Größenordnung von Chicago abladen.«
    »Das klingt nach Andrew.«
    »So heißt er richtig?«
    »Ja, aber er wird tatsächlich Velveeta genannt.«
    Ich sah mich in dem Raum etwas genauer um. Er war nur schwach beleuchtet mit vertäfelten Wänden voller Bücherregale, einem ledernen Lesesessel an der Seite und einer Lampe auf einem Mahagoni-Beistelltisch, der perfekt zum Schreibtisch passte. Es gefiel mir. »Das ist ein nettes Haus.«
    Er stand auf. »Danke.« Er kam um den Schreibtisch herum. »Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Deine Tasche habe ich schon dort abgestellt. Ich hoffe, das ist okay.«
    »Klar.« Ich folgte ihm zum Flur und dann weiter die Treppe hinauf. Er deutete auf ein Zimmer am Ende des oberen Flurs und erklärte, das sei sein Zimmer, der Raum daneben ein Schrankzimmer, der nächste mein Bad, und die Tür am anderen Ende führe zu meinem Zimmer.
    Er öffnete sie, und ich folgte ihm hinein. Er holte tief Luft und faltete die Hände. »Ich hoffe, es gefällt dir. Es gibt noch ein anderes Schlafzimmer, unten neben dem Fernsehzimmer, das du natürlich auch gern haben kannst, aber ich dachte, dir würde das hier eher zusagen, weil es größer ist.«

    Ich blickte mich um. Dort stand ein extragroßes Kastenbett mit einem richtigen Kopfbrett, und selbst wenn die Tagesdecke geblümt und definitiv nicht ich war, machte es mir nichts aus. »Alles in Ordnung. Danke.«
    Seine Miene erhellte sich, und er trat weiter in den Raum hinein. »Ich habe mir die Freiheit genommen, einige Dinge wie die Kommode und den Computer für deine Schularbeiten zu besorgen, dann aber beschlossen, es wäre wohl das Beste, wenn du dir das Zimmer so einrichtest, wie du es haben möchtest.«
    Ich betrachtete den Computer in der Nähe des Fensters. »Du hast mir einen Computer gekauft?«
    Er nickte, die Aufregung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich wusste nicht, was du alles mitbringen würdest, aber ich fand, ein oder zwei neue Geräte wären doch ein nettes Einweihungsgeschenk.« Er hielt inne und sah mich an. »Ich möchte, dass du es dir hier gemütlich machst, Poe. Dies ist dein Zuhause.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn mir war klar, was dahintersteckte. Die uralte Ich-erkauf-mir-meine-Beliebtheit-Nummer. Besorg ihr einen Haufen Zeugs, damit sie nicht im Weg steht und keinen Ärger macht. Doch das Leuchten in seinen Augen sagte mir etwas anderes. Er erinnerte mich an einen
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