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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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den Highway hinunter. Dort starrten mich die Leute auch nicht ständig an.
    Am Sonntag redeten wir nicht viel, zumindest nicht über den vergangenen Abend, und dafür war ich echt dankbar. Doch ich hatte darüber nachgedacht, und ich wusste, dass er mit seiner Einschätzung richtig lag. Ich fühlte mich tatsächlich allein und verbittert und war über viele Dinge ziemlich
wütend, aber in einem Punkt irrte er sich. Ich ließ mich davon bestimmt nicht unterkriegen. Dies war mein Leben, und wenn es etwas gab, das meine Mom mir beigebracht hatte, dann, dass ich allein die Verantwortung dafür trug, etwas daran zu ändern.
    Ich bekam tatsächlich auch neues Bettzeug. Außerdem ließ Dad mich einen iPod aussuchen, dazu eine Dockingstation und coole Lautsprecher für mein Zimmer, was mir zwar etwas unangenehm war, ich aber trotzdem annahm, nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich ihm das Geld zurückzahlen würde. Er tat es mit einem Achselzucken ab und sagte, gewisse Dinge gehörten im Leben eines Teenagers eben zu den Grundbedürfnissen.
    Der Montagabend kam, und ich machte eine wichtige Entdeckung. Mein Badezimmer war recht groß, und da die Wände und der Boden komplett gefliest waren, hatte ich eine umwerfende Akustik. Also duschte ich eine halbe Stunde lang, sang meine Lieblingsmelodien rauf und runter und vermisste meine Band ganz schrecklich. Am Morgen zuvor hatte ich mit meinen Kumpeln telefoniert und es hinterher bitter bereut, weil ich den Rest des Tages total deprimiert war. Milson hatte einen neuen Riff aufgetan, heißer als die Hölle, hatte er gelacht, und es zerriss mich innerlich. Sie erzählten mir zwar, dass ich ja bald wieder da sei und dass sie auf mich warteten, aber ich wusste, dass es anders laufen würde. Irgendwann würde eine neue Sängerin auftauchen, und dann würde ich nur noch Geschichte sein.
    Als ich nach dem Duschen nach unten kam, fand ich Dad nicht in seinem Arbeitszimmer, wo er sonst jeden Abend nach dem Essen gewesen war. Er werkelte in der Küche
herum, schrubbte mit einer Zahnbürste die Wandleisten der Arbeitsplatte sauber. Verglichen mit ihm stand meine Mom wie eine Schlampe da.
    Ich lehnte mich an den Türrahmen und lächelte. Ich war mir zwar nicht sicher, aber so langsam glaubte ich ernsthaft, dass er nicht einen Funken Humor besaß. Er war so trocken wie ein Knochen in der Wüste. »Die meisten Leute benutzen diese Dinger für ihre Zähne.«
    Er hörte auf zu schrubben, hielt die Zahnbürste hoch und betrachtete sie. »Sie eignen sich auch ganz gut für verschiedene Putzjobs.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kleiner Scherz.«
    Er lächelte und legte die Zahnbürste beiseite. »Tut mir leid. Bist du bereit für die Schule morgen?«
    Ich verdrehte die Augen. »Bäh.«
    »Magst du die Schule nicht?«
    »Nicht so mein Ding.«
    »Warum nicht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich steh nicht so auf soziale Einrichtungen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Steckt womöglich irgendeine Philosophie dahinter?«
    »Nicht wirklich. Ich hab’s nur nicht besonders gern, eine Drohne zu sein.«
    »Inwiefern könnte dich ein Interesse an der Schule zur Drohne machen?«
    »Konformität. Ich brauch niemanden, der mir sagt, wie ich sein sollte.« Ich sah ihn an und mir fiel ein, dass er ja dazugehörte. »Nichts für ungut.«
    Er nickte. »Deine Mutter hat deine Band erwähnt.«

    »Meine Ex-Band. Ja, sie fand das alles so lange ganz niedlich, bis ich es ernst nahm; jetzt hasst sie die Band nur noch.«
    »Ich habe dich oben singen gehört. Du hast wirklich eine bemerkenswerte Stimme.«
    »Hier gibt’s wohl nicht so viele Teenie-Clubs, was?«
    »Keinen einzigen. Aber wir haben einen Schulchor. Preisgekrönt.«
    »Nein danke.«
    »Magst du keine Chorlieder?«
    »Eigentlich singe ich alles gern. Ich mag nur diese Gruppengeschichten nicht. Regeln und so Zeug.«
    »Denk doch einfach mal darüber nach, hm? Es könnte gut für dich sein.«
    »Spricht da der Therapeut oder der Dad?«
    Er runzelte die Stirn, dachte nach. Für ihn war wirklich keine Frage leicht zu beantworten. »Der Dad. Ich habe deine Stimme gehört. Sie ist wunderschön.«
    Mein Gesicht glühte förmlich. »Danke.«
    Er griff nach der Zahnbürste. »Ich kann dich morgen früh mitnehmen, wenn du willst.«
    Obwohl ich nicht der Typ war, der sich Sorgen darüber machte, was andere Leute dachten, kam es mir dann doch ziemlich abgedreht vor, mich an meinem ersten Tag vom Schulpsychologen zur Schule fahren zu lassen. »Ich geh zu Fuß. Aber
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