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Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Titel: Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)
Autoren: Frank Schumann , Heinz Wuschech
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Schalck-Golodkowski eine 14-tägige Italien-Reise. »Wir haben sie nie abgefordert.«
    Schalcks enttäuschendes Fazit: »Die Zusage, sich für Straffreiheit einzusetzen, hat der BND nicht eingehalten.«
    War Schalck ein Doppelagent?
    Der Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages stellte fest, dass der BND bis zum 12. Januar 1990 keinen Kontakt zu dem Ex-Staatssekretär der DDR gehabt hätte. Während seines Aufenthalts in der JVA Moabit hätten sich lediglich »befreundete ausländische Dienste« um Gespräche mit ihm bemüht, die aber von Alexander Schalck-Golodkowski ausnahmslos abgelehnt worden waren.

Ruhe um Schalck
    Ein Jahr vor der Jahrtausendwende waren alle Verfahren und Ermittlungen durch, der »Schalck-Untersuchungsausschuss« des Deutschen Bundestages und der des Freistaates Bayern hatten das Leben von »Big Alex« nach allen Regeln der parlamentarischen Kunst durchleuchtet, und wenn die Aussicht auf eine juristische Hinrichtung schwand, half die Presse nach und blies in die schwache Glut des erlöschenden Verfolgungsfeuers.
    Doch irgendwann gingen auch ihr die Puste und die Lust aus.
    Seither ist es ruhig geworden um Schalck, der zu den wichtigen Personen der deutschen Zeitgeschichte des vorigen Jahrhunderts gehörte. Er trat als junger Mann an, seinen Staat zu stärken und zu stützen, am Ende wollte er ihn retten. Mit kaufmännischem Können, mit Witz und Charme, mit einer Haltung, die ihn für Freund wie Feind einnahm. Dass ihm die wundersame Rettung der DDR nicht gelang, ist nicht Schalck-Golodkowski zuzuschreiben. Sie konnte objektiv nicht gelingen: Das Modell, dem die DDR folgte, war unter den herrschenden Umständen – den inländischen wie den auswärtigen – nicht reparabel.
    Dass das andere System, in welchem er seinen Ruhestand nahm, zwangsweise nehmen musste, erheblich besser ist als das untergegangene und darum im Unterschied zu diesem eine Perspektive habe, muss erst noch bewiesen werden. Übrig geblieben zu sein, ist kein Beweis. Alle Indikatoren deuten zudem daraufhin, dass dieses Modell auch nicht überdauern wird. Geschichte wird gemacht: nicht, wie es sich die Regierenden wünschen, sondern wie es die herrschenden Umstände diktieren.
    Das war in der DDR so. Das wird auch in und mit der Bundesrepublik so geschehen.
    Strauß war ein ziemlich guter Analytiker, berichtet Schalck. Er nahm die Wirklichkeit, wie sie war, und zog seine Schlüsse. Er habe den Sozialismus keineswegs verdammt. »›Es gibt nur zwei Wertesysteme‹, sagte er«, so erinnert sich Schalck, »›das ist der Sozialismus mit seiner zentralen Leitung und Planung der Volkswirtschaft, wie Sie ihn machen. Und dann gibt es eine soziale Marktwirtschaft, wie wir sie machen.‹ Er hatte sich für sein System entschieden, aber mindestens respektiert, dass ich mich für das andere entschieden hatte.
    Strauß war in solchen Gesprächen manchmal sehr emotional und glaubte uneingeschränkt an die Überlegenheit des Kapitalismus. ›Ich gebe dem Sozialismus noch zehn Jahre.‹ Wir saßen am Tisch bei Kaffee und Kuchen, um uns turnte ein Enkelkind von ihm, es war eine traute, familiäre Stimmung. ›Keine zehn Jahre!‹
    Das war einige der wenigen Male, wo Strauß nachweislich irrte. So viel Zeit blieb uns nicht mehr.«
    Gleich viel: Wir sollten nicht darüber hinwegsehen, was Schalck-Golodkowski als politisches und ökonomisches Schwergewicht für dieses Land und für dieses System geleistet hat. Trotz seines Untergangs. Er trug viele Risiken allein, er bürdete sich gewaltige Probleme aus freien Stücken und aus Überzeugung auf, er gewann und verlor dabei, bei einigen Weggefährten sogar seine Glaubwürdigkeit. Das bleibt nicht aus, wenn man in einem Metier tätig ist, wo Verschwiegenheit nicht nur eine Tugend, sondern zwingend ist.
    Außerdem: Schalck war wie ein begnadeter Klavierspieler, der keine Noten kennt und keinen Dirigenten braucht, der lediglich seiner Intuition und seinem inneren Rhythmus folgt und darum einzigartig ist. Die Zahl solcher Ausnahmetalente ist gering.
    So hat er denn Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr um Jahr und das länger als zwei Dezennien lang rund um die Uhr Entscheidungen getroffen und Anweisungen erteilt, wie es weitaus üppiger bezahlte Top-Manager in der Wirtschaft Zeit ihres Lebens nie tun müssen. Und da es in diesem Buch weniger um die Frage der Systeme ging, deren Konfrontation solche unmenschlichen Anforderungen nötig machten, sondern um den Mann, der sie zu
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