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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
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entgehen lassen.
    Nachdem der Polizist sich einen kurzen Überblick verschafft hatte, schickte er ein Fahrzeug nach Nowo-Radomsk, um die Kriminalpolizei zu verständigen. Er selbst setzte mit dem Gemeindeschreiber ein erstes Protokoll auf und notierte gewissenhaft, was der Bauer zur Sache aussagen konnte. Soweit es ihm möglich war, gab er auch eine Beschreibung des Toten, den er auf dreißig Jahre schätzte. Im übrigen drängte er die Schaulustigen zurück. Es war ihm unverständlich, daß es Menschen gab, die sich freiwillig ansahen, was er sich notgedrungen ansehen mußte. Um so dankbarer war er für die anerkennenden Worte, die der herbeigerufene Kriminalist an ihn richtete, nachdem er das Protokoll überprüft hatte.
    Kriminalmeister Pawel Bobak, ein untersetzter kleiner Mann mit rundem Gesicht, pfiffig aussehenden Augen und struppigem Bart, lobte den Beamten in erster Linie, weil dieser ihm jene unumgänglichen Schreibereien abgenommen hatte, die stets zunächst zu erledigen sind. Kopfüber konnte er sich nun in die Aufklärung des Mordfalles stürzen. Seit Jahren träumte er von einem Kapitalverbrechen in seinem Bereich. Immer und immer wieder hatte er nur Vieh- und Holzdiebstähle aufzuklären. Endlich war es ihm möglich zu zeigen, welche Fähigkeiten er besaß. Im Geiste sah er sich schon nach Warschau berufen.
    »Sind die angegebenen Maße geschätzt oder gemessen?« fragte er den Polizisten.
    »Nur geschätzt.«
    Der Kriminalmeister gab sich nachsichtig. »Hat's dir vor der Leiche gegraust?«
    »Naja …«
    »Trotzdem hättest du dir den Toten genauer ansehen müssen. Dann wäre dir beispielsweise nicht entgangen, daß er an Händen und Füßen gefesselt ist.«
    Der Polizeibeamte blickte schuldbewußt zum Ermordeten hinüber. »Ich hab' noch nie …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn der Kriminalist. »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.« Er wandte sich an den Arzt, den er gleich mitgebracht hatte. »Was ist Ihr erster Eindruck?«
    Der Mediziner richtete sich auf. »Die Tatwaffe könnte ein schwerer Hammer oder ein Beil gewesen sein. Der Schädel scheint mindestens drei Frakturen aufzuweisen. Genaueres kann ich erst nach eingehender Untersuchung sagen.«
    »Sollen wir die Leiche aus den Matratzenfedern herausziehen?«
    »Um Gottes willen! Der Tote liegt seit Tagen im Wasser! Es würde sich bei der erforderlichen Obduktion nichts mehr feststellen lassen.«
    Kriminalmeister Bobak sah sich den Aufgefundenen nochmals an. »Wann, schätzen Sie, ist sein Tod eingetreten?«
    Der Arzt hob unschlüssig die Schultern. »Vor vier bis fünf Tagen.«
    Pawel Bobak war enttäuscht. Der Täter hatte also genügend Zeit gehabt, um seine Spuren verwischen zu können. Er wandte sich an die Dorfbevölkerung. »Kennt einer von euch den Toten?«
    Allgemeines Kopfschütteln.
    Der Kriminalist wollte sich schon wieder dem Polizisten zuwenden, als ein junger Mann vortrat. »Mit Bestimmtheit kann ich's nicht sagen, ich glaube aber, daß er im Hotel Polski gewohnt hat.«
    »In Nowo-Radomsk?«
    »Ja. Ich bin dort Kellner.«
    Kriminalmeister Bobak winkte ihn heran. »Schau dir den Toten genau an.«
    Der junge Mann trat näher. »Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte er nach einer Weile. »Ich hab' ihn nur einmal bedient. Ich weiß aber, daß der, den ich meine, mehrere Tage im Hotel gewohnt hat. Am besten sprechen Sie mit dem Wirt.«
    Mein erster Weg wird mich zu ihm führen, dachte Kriminalmeister Bobak erfreut. Schneller als erhofft hatte er eine Fährte gefunden. Die Erwartungen, die er daran knüpfte, verflüchtigten sich jedoch, als er über den Fluß blickte. Die Warthe fließt von Süden nach Norden. Der Korb mußte somit, wenn der Aufgefundene schon vor vier oder fünf Tagen ermordet worden war, weit südlich von Nowo-Radomsk in den Fluß geworfen sein. In Czenstochau vielleicht. Oder noch südlicher. Dann aber konnte der Tote nicht der Gast aus dem Hotel Polski sein.
    Oder doch …? Bestand nicht die Möglichkeit, daß der Unbekannte weitergereist war?
    Dem Kriminalisten kam ein neuer Gedanke. Eine Person allein konnte den Korb unmöglich zum Fluß getragen haben. Mindestens drei oder vier Männer waren dazu nötig. Also gab es Mitwisser. Das mußte die Untersuchung erleichtern.
    Fast beschwingt gab er die noch notwendigen Anweisungen. Dann verabschiedete er sich von dem Polizisten, den er verpflichtete, die Matratze mit der Leiche sofort in das Totenhaus von Nowo-Radomsk zu schaffen und den Korb bis auf
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