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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
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Holzmaserung. Edelsteine von immensem Wert wollte er abliefern, und er wurde nicht vorgelassen? Jósef hatte recht. Die Vornehmen sind oben, und die Diener der Vornehmen sind ebenfalls oben. In seiner Auflehnung läutete er Sturm. Er war immerhin der Büttel eines angesehenen Dorfes!
    Die Tür wurde erneut um einen Spalt geöffnet. »Was fällt Ihnen ein?« fuhr ihn der Pater an.
    Tadeusz stieß die Tür gewaltsam auf. »Sagen Sie dem Ordensvorsteher, ich hätte etwas zu übergeben, das Millionen wert ist!«
    Der Mönch starrte ihn entgeistert an. Hatte er es mit einem Irren zu tun? »Aber, Väterchen«, sagte er beschwichtigend. »Ich kann doch nicht einfach jeden zum Prior vorlassen. Außerdem erscheint es mir unglaubwürdig, daß Sie über etwas so Wertvolles verfügen. Was wünschen Sie also?«
    »Den Ordensvorsteher will ich sprechen!« polterte Tadeusz Minka unwillig. »Und damit Sie es genau wissen: die Millionen sind hier drin.« Er hob den Beutel. »Und zwar in Form von Edelsteinen!«
    Der Pauliner zuckte zusammen, als hätte ein Blitz neben ihm eingeschlagen. »Was sagen Sie da?« Er zog den Büttel förmlich in das Officium und schloß hastig die Tür. »Edelsteine haben Sie gesagt?«
    »Ja.«
    »Warten Sie!« Der Pater eilte davon.
    Tadeusz fühlte sich schon wohler, und seine Stimmung verbesserte sich noch, als der Mönch nach wenigen Minuten zurückkehrte und ihm überaus höflich versicherte, der Prior sei verständigt und werde gleich kommen. Na also, dachte er zufrieden und registrierte mit Genugtuung, daß sich mehrere Patres in den Raum drängten und ihn wie ein Weltwunder anstarrten. Dann aber falteten plötzlich alle die Hände und neigten ihre Köpfe. Der Vorsteher des Ordens war eingetreten.
    Der Büttel kniete unwillkürlich nieder.
    »Steh auf mein Sohn«, sagte der Prior und machte über ihm das Zeichen des Kreuzes. »Mir wurde gemeldet, du hättest etwas zu übergeben?«
    »Jawohl, Hochwürden.« Tadeusz Minka erhob sich. »Heute morgen hing dieser Beutel an meiner Haustür.« Er riß die Schnur auf und entfernte das Papier. »Wie er dahin gekommen ist, weiß ich nicht. Aber er ist prall gefüllt mit Edelsteinen.«
    Der Ordensvorsteher warf den Mönchen einen warnenden Blick zu, nahm den Büttel beim Arm und führte ihn in die Bibliothek. Ihnen folgten zwei Pauliner, die anscheinend einen höheren Rang hatten. Jedenfalls war der Stoff ihrer weißen Kutten von besserer Qualität.
    Die Pracht der Bibliothek überwältigte Tadeusz. Bis zur gewölbten Decke, die wie ein Himmel bemalt war, aus dem Heilige herausschauten, befanden sich rundum Regale aus Edelholz. Sie waren mit Intarsien versehen und prall mit jahrhundertealten Folianten gefüllt. In der Mitte des Raumes standen zwei große Tische. Auf einen von ihnen ging der Prior zu und forderte seinen Gast auf, Platz zu nehmen.
    Als müsse er sich von der ihn umgebenden Pracht befreien, öffnete Tadeusz sogleich den Seidenbeutel und schüttele die Edelsteine auf die Tischplatte. Seine Augen funkelten dabei mit den Juwelen um die Wette.
    Atemloses Schweigen trat ein.
    »Es ist ein Wunder!« sagte der Prior schließlich.
    Die beiden Mönche stimmten ihm zu und beugten sich über die Steine. »Es sind tatsächlich …«
    Der Ordensvorsteher unterbrach sie mit einer gebieterischen Geste und wandte sich freundlich an Tadeusz Minka. »Nun, mein Sohn, ich bin gespannt auf das, was du mir zu erzählen hast. Der Beutel hing heute morgen an deiner Haustür?«
    »Ja.«
    »Und wie bist du darauf gekommen, hierher zu eilen?«
    Der Büttel berichtete, was er an diesem Tag erlebt und getan hatte.
    »Und der Uhrmacher weiß nicht, wie du heißt?« fragte der Prior hoffnungsvoll.
    »Nein, Hochwürden.«
    »Auch nicht wo du wohnst?«
    »Nein. Der Anblick der Juwelen hatte ihn so erregt, daß er über nichts anderes sprach. Und als er erkannte, daß es sich um Diebesgut handelt, beschwor er mich, meiner Wege zu gehen und ja niemandem zu sagen, daß ich bei ihm war. Er hat Angst vor der Ochrana, mit der er nichts zu tun haben will.«
    »Verständlich«, entflog es dem Ordensvorsteher.
    »Die Ochrana fürchtet jeder«, stimmte ihm der Büttel bei.
    Der Prior tat einen Seufzer. »Gott hat dich geleitet und zu uns geführt.«
    Tadeusz Minka schmunzelte. »Ich glaube eher, daß es die Muttergottes war. An sie habe ich nämlich gedacht, als ich nicht wußte, wohin mit den Steinen.«
    Der Ordensvorsteher warf seinen Mitbrüdern einen bedeutungsvollen Blick zu. »Ich
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