Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller
Autoren: Wrath James White
Vom Netzwerk:
Theorie, dass alle Serienmörder, wenn sie nicht vorzeitig geschnappt wurden, letztlich zu Kannibalen wurden. Es war eine fortschreitende Krankheit und er befürchtete, selbst damit infiziert zu sein.
    Professor Locke galt als führende Autorität auf dem Gebiet der Rechts- und Kriminalpsychologie. Er hatte Ende der 80er-Jahre mit dem FBI zusammengearbeitet und für die Abteilung Verhaltensforschung Profile von Serientätern erstellt. Er hatte viele Bücher über Serienmörder verfasst, vor allem über sexuell und kannibalisch motivierte Vertreter, und verbrachte die Spätphase seiner Karriere damit, die nächste Generation von Psychiatern und Kriminologen auszubilden. Er war einer der Hauptgründe, weshalb Joe sich für dieses College entschieden hatte.
    »Also, warum tun sie es? Hat jemand eine Idee?«
    Joes Hand kroch langsam in die Höhe, noch bevor er sich bewusst dazu entschlossen hatte, sie zu heben.
    »Ah! Der Footballspieler. Sie haben eine Theorie?«
    »Ich nehme gar nicht am Sportprogramm teil. Ich konzentriere mich auf Psychologie.«
    Der Professor schielte über den Rand seiner dicken Gleitsichtbrille auf den groß gewachsenen jungen Mann in der ersten Reihe und musterte ihn mit neu erwachtem Interesse. Ein wahrer Bär mit ungeheurer Muskelmasse. Mindestens 1,90 Meter groß und 120 Kilo schwer. Auf dem Footballfeld wäre er sicherlich eine Granate gewesen.
    »Na, dann hoffen wir mal, dass Sie Ihre Talente nicht vergeuden. Sagen Sie uns: Was glauben Sie, treibt diese Leute an, so etwas zu tun?«
    »Ich glaube, es ist eine Krankheit. Nicht eine psychische Störung, sondern ein ansteckender, übertragbarer Virus.«
    Die meisten Studenten im Hörsaal begannen zu kichern, auch der Professor schmunzelte. Er hob die Hand, um die Kommilitonen zum Schweigen zu bringen.
    »Hören wir uns bitte an, was der Mann zu sagen hat. Reden Sie weiter.«
    Joe zögerte, aber er konnte sich nicht mehr bremsen.
    »Ich glaube, es ist eine fortschreitende Krankheit, die sich in ihrem Anfangsstadium vielleicht nur als Drang manifestiert, anderen Schmerzen und Erniedrigung zuzufügen, im weiteren Verlauf aber zu Mord und Verstümmelungen und schließlich zu Nekrophilie und Kannibalismus führt. Es könnte sich dabei sogar um dieselbe Krankheit handeln, die den Werwolf- und Vampirlegenden als Vorbild dient. Möglicherweise wird sie durch Speichel oder Blut übertragen, etwa durch einen Biss oder Kratzer. Denkbar ist aber auch die Infektion durch Sperma oder Scheidensekret, ähnlich wie bei AIDS.
    Meiner Ansicht nach ist man für diese Krankheit in der Kindheit am anfälligsten. Sie besitzt eine lange Inkubationsphase, mindestens ein oder zwei Jahrzehnte. Das würde auch erklären, warum die meisten Serienmörder Ende 20 oder Anfang 30 sind. Und warum die wirklich Brutalen unter den Tätern als Kinder meistens ein Trauma oder einen Missbrauch erlebten. Ich glaube, dass sie in ihrer Jugend mit den Körperflüssigkeiten eines anderen Mörders oder eines zwischengeschalteten Überträgers in Berührung gekommen sind und dabei selbst angesteckt wurden.«
    »Das ist eine sehr interessante Theorie, junger Mann. Sehr interessant. Ich weiß nicht, ob sie stichhaltig ist, aber ich sage Ihnen etwas. Warum verfolgen Sie diese These nicht weiter? Stellen Sie Recherchen an und reichen Sie mir zum Ende des Semesters eine schriftliche Ausarbeitung ein. Es muss ohnehin jeder in diesem Kurs eine Abschlussarbeit abgeben, um eine Note zu bekommen. Genau das möchten wir schließlich in diesem Semester herausfinden: was diese Monstren zu ihren Taten antreibt. Überzeugen Sie mich von Ihrer Annahme und ich garantiere Ihnen die Bestnote.«
    Joe fühlte sich durch die Tatsache ermutigt, dass Professor Locke seine Überlegungen nicht rundheraus ablehnte. Der Mann schien sogar ernsthaftes Interesse zu zeigen. Möglicherweise war er hier wirklich auf etwas Relevantes gestoßen. Aber Joe wollte mehr als ein gutes Abschlusszeugnis. Er wollte die Hilfe des Professors, um das Serienmördervirus zu isolieren und eine Heilung zu finden.
    Die restlichen Kurse des Tages erlebte Joe wie in Trance. Sein Verlangen hatte eine fieberhafte Intensität erreicht und er konnte sich nur mühsam konzentrieren. Sein Kopf schwenkte hin und her wie ein Geschützturm, als Studentinnen in Shorts, Tops und Miniröcken an ihm vorbeihasteten – ein Büffet sinnlicher Körper, jede einzelne Bewegung eine unerträgliche Verlockung. Er konnte den Schweiß auf ihrer Haut riechen, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher