Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
sah sich Krassnitzers Kleidung an, die der Beton teilweise zerfressen hatte. Hellbraune italienische Mokassins, marineblaue Leinenhose, ein weinrotes Poloshirt, ein dünner hellgrauer Pullover, wahrscheinlich aus Seide. Teuer und sehr stilvoll, aber dafür auffällig schlampig kombiniert. Unter dem Pullover, der nach oben gerutscht war, sah Schäfer dunkle Flecken auf dem Poloshirt. Er öffnete den Reißverschluss und besah sich die Innenseite des Hosenbundes, wo ähnliche Flecken zu erkennen waren.
    „Bringt die Kleider gleich ins Labor und untersucht zuerst diese Flecken“, sagte er zu den Beamten.
    Dann wandte er sich an die Chefinspektorin: „Ich gehe zu Fuß zurück. Wenn Sie hier fertig sind, würde ich gern alle ermittelnden Beamten im Posten treffen. Ich möchte noch heute die Aufgabenverteilung erledigen.“
    Er drehte sich um und ging, ohne eine Antwort abzuwarten. Jetzt war es ihm wichtig, eine halbe Stunde ungestört in Bewegung zu sein. Als er den Fußweg bergab ging, der durch ein kleines Waldstück und dann an einsam dastehenden Villen vorbei in Richtung Stadtzentrum führte, drehte sich Schäfer mehrmals erschrocken um. Geister, sagte er sich, die Geister.

8
    Als Schäfer zum Posten zurückkam, traf er dort neben Kern und Baumgartner fünf weitere Polizeibeamte an. Er bat sie in den Besprechungsraum, stellte sich mit dem Rücken zum Fenster und schaute in die Runde.
    „Für alle, die ich heute noch nicht getroffen habe: Ich bin Major Schäfer von der Kriminalpolizei Wien und wurde von Oberst Kamp hierher beordert, um die Ermittlungen in den Mordfällen Steiner und Krassnitzer zu leiten. Bevor wir das weitere Vorgehen besprechen: Kann sich jeder von Ihnen bitte kurz vorstellen und mir die vorläufigen Ergebnisse seiner Arbeit mitteilen. Inspektor Kern und Chefinspektorin Baumgartner hab ich ja schon kennengelernt.“
    Schäfer blickte den Beamten neben ihm an, der sich kurz räusperte und dann in einem breiten Osttiroler Dialekt sagte: „Ja, Gruppeninspektor Walch, ich hab gestern als Erster mit dem Bergführer gesprochen, der den Steiner gefunden hat. Mehr als dass er sich furchtbar erschreckt hat und zwei von den Gästen sich übergeben haben, hat er nicht erzählen können. Gesehen hat er keinen. Steht aber alles im Protokoll“, kürzte Walch seinen Bericht ab und lehnte sich zurück.
    Die restlichen Polizisten erstatteten in ähnlich knapper Form Bericht. Neue Erkenntnisse gab es kaum. Die Befragung der Nachbarn des Baugrundstücks hatte nichts ergeben, weil die meisten gar nicht im Ort waren; die paar, die die Polizisten angetroffen hatten, hatten nichts gehört. Was die Verwandtschaft der Opfer betraf: Steiners Frau war während der Tat in Florida gewesen und würde im Lauf des folgenden Tages eintreffen. Seine Tochter arbeitete in Norddeutschland. Sie würde wahrscheinlich noch diesen Abend in Kitzbühel ankommen. Krassnitzer war unverheiratet, hatte allerdings eine Freundin, die in der Mordnacht bei ihm geschlafen hatte. Dass er das Haus verlassen hatte, war ihr erst am Morgen aufgefallen. Sie nahm regelmäßig Schlaftabletten, zudem hatten Krassnitzer und sie am Abend reichlich Rotwein getrunken. Nachdem Chefinspektorin Baumgartner von den ebenfalls mageren Erkenntnissen am Tatort berichtet hatte, ergriff Schäfer wieder das Wort.
    „Also: Wir haben zwei Männer, die brutal getötet worden sind. Der jeweilige Tathergang und die Tatorte lassen den Schluss zu, dass die Morde genau geplant worden sind. Wir wissen noch nicht, ob von einem oder mehreren Tätern. Wir wissen nicht, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt. Aber wir können davon ausgehen, dass der Mörder seinen Opfern gegenüber großen Hass empfunden hat. Für morgen schlage ich folgende Aufteilung vor: Walch, Sie untersuchen mit dem Kollegen Halder das berufliche Umfeld der beiden. Wie haben sie angefangen, mit wem haben sie zusammengearbeitet, gab es gröbere Konflikte, Anzeigen und so weiter. Frau Baumgartner, Sie nehmen sich bitte mit Ihrem Kollegen, Herrn …“
    „Winkler.“
    „… mit Kollege Winkler das Privatleben der beiden vor. Und weil ich es vorhin nicht erwähnt habe: Kümmern Sie sich bitte besonders um alle Berührungspunkte zwischen den beiden Opfern. Alles und jeder, über den Steiner und Krassnitzer in Verbindung standen, ist wichtig. Inspektor Jöchl, Sie haben vorhin gemeint, dass Sie sich im Internet gut auskennen. Recherchieren Sie bitte so viel wie möglich über die Hinrichtungsarten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher