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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz
Autoren: Sara Paretsky
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jedem Schlamassel rausgehalten hat.«
    Earl lief rot an. »Du Zwei-Cent-Hure«, schrie er los, »allein dafür wird dich Tony noch mal in die Mangel nehmen, bevor er dich umlegt!«
    »Aber - aber, Earl.« Ich blickte zu Masters hinüber. »Earl schlägt nämlich nie selbst jemanden zusammen«, erklärte ich ihm. »Ich dachte immer, das sei so, weil er keine Eier hat. Aber letzte Woche konnte ich mich vom Gegenteil überzeugen. Stimmt's, Earl?«
    Earl stürzte sich auf mich, wie ich gehofft hatte, doch Masters hielt ihn zurück. »Sei friedlich, Earl. Sie versucht nur, dich auf die Palme zu bringen. Du kannst mit ihr machen, was du willst - aber erst, nachdem ich von ihr erfahren habe, wie viel sie weiß und wo sich Anita McGraw aufhält.«
    »Das weiß ich nicht, Yardley«, versetzte ich munter.
    »Machen Sie mir das nicht weis«, sagte er und beugte sich vor, um mir auf den Mund zu schlagen. »Sie sind heute Früh verschwunden. Der Scheißtyp, der in Smeissens Auftrag ein Auge auf die Gasse haben sollte, ist eingeschlafen, und Sie konnten entwischen. Aber wir haben mit einigen Mädchen aus der UFG-Versammlung von gestern Abend gesprochen, und unser lieber Tony hat eines davon - überredet, mit Anitas Aufenthaltsort herauszurücken. Als wir allerdings gegen Mittag in Hartford in Wisconsin eintrafen, war sie weg. Die Caféinhaberin hat Sie ganz gut beschrieben. Eine ältere Schwester, dachte sie, die gekommen war, um Jody Hill abzuholen. Also: Wo ist sie?«
    Ich sandte ein stummes Dankgebet dafür zum Himmel, dass Anita den Drang verspürt hatte, Hartford zu verlassen. »Es muss doch bei dem ganzen Schwindel um mehr gehen als nur um die dreiundzwanzig Namen auf dem ursprünglichen Treuhandvertrag, den Jill ausgegraben hat«, sagte ich. »Selbst bei einem Profit von zweihundertfünfzig Dollar wöchentlich pro Nase deckt das doch nicht die Unkosten für einen Kerl wie Smeissen. Und ich wurde auch noch rund um die Uhr überwacht. Das muss Sie eine ganze Stange Geld gekostet haben, Masters.«
    »Tony«, sagte Masters im normalen Plauderton, »versetz der Kleinen eins. Kräftig.«
    Jill gab einen unterdrückten Schrei von sich. Braves Mädchen. Sehr tapfer. »Wenn Sie die Kleine umbringen, Masters, habe ich keine Hemmungen mehr«, sagte ich warnend. »Sie stecken ganz schön in der Tinte. Sobald Tonys Pistole nicht mehr auf sie gerichtet ist, wird sie sich zu Boden fallen lassen und hinter den schweren Sessel rollen, und ich greife dann Tony an und breche ihm das Genick. Und falls er sie umbringt, passiert genau das Gleiche. Klar, dass ich nicht gern zusehe, wenn Sie auf Jill einprügeln lassen, aber Sie verlieren dadurch auch Ihr Druckmittel.«
    »Mach sie doch kalt, die Warchoski!«, kreischte Earl. »Sie ist doch früher oder später sowieso fällig.«
    Masters schüttelte den Kopf. »Erst, wenn wir wissen, wo die kleine McGraw ist.«
    »Hören Sie, Yardley«, sagte ich, »ich biete Ihnen ein Tauschgeschäft an: Jill gegen Anita. Sie lassen das Mädchen laufen, schicken sie nach Hause, und dafür verrate ich Ihnen, wo Anita zu finden ist.«
    Masters dachte wahrhaftig eine volle Minute über meinen Vorschlag nach. »Sie halten mich wohl für schwachköpfig, was? Sie wird sofort die Polizei alarmieren, wenn ich sie laufen lasse.«
    »Selbstverständlich halte ich Sie für schwachköpfig. Wie hat es Dick Tracy doch einmal so herrlich formuliert: Jeder Gauner ist ein Schwachkopf. Von wie vielen Strohmännern gehen ungerechtfertigte Schadenersatzleistungen auf diesem Scheinkonto ein?«
    Wieder dieses gekünstelte Lachen. »Ach, so an die dreihundert bis jetzt, verteilt über das ganze Land. Der bewusste Treuhandvertrag ist schon längst überholt; John hat es offenbar nie der Mühe wert befunden, ihn mit dem Original zu vergleichen, sonst hätte er gesehen, welche Zuwachsraten wir hatten.«
    »Wie hoch war sein Anteil für die Kontenaufsicht?«
    »Ich bin wirklich nicht hergekommen, um einer Klugscheißerin Fragen zu beantworten«, erwiderte Yardley durchaus freundlich und immer noch beherrscht. »Mich würde interessieren, was Sie wissen.«
    »Oh, ich weiß eine ganze Menge«, behauptete ich. »Ich weiß zum Beispiel, dass McGraw Ihnen Earl empfohlen hat, als Peter Thayer Sie wegen der belastenden Akten angesprochen hatte. Ich weiß, dass Sie McGraw den Namen des Opfers nicht nannten, und als er von selbst draufkam, geriet er in Panik. Sie haben ihn fein in der Zange: Er weiß, dass Sie seine Tochter aus dem Weg räumen
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