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Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
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ich mag mich nicht mehr verstecken!“
    „Ich finde es auch besser, daß du
freiwillig zurückgehst“, meinte Nik. „Aber das mußt du ganz allein wissen.“
    „Du bist in Ordnung.“ Norbert grinste
ein bißchen. „Wenn du versucht hättest, mich zu überreden, wäre ich sicher
fortgelaufen.“
    „Klar!“ sagte Nik. „Na, dann komm.
Mami ist nett.“ Er nahm Norbert bei der Hand und führte ihn ins Haus.
    Als die beiden die Küche betraten,
schaute Frau Lehmann kurz von einem zum anderen und rief dann: „Norbert?“
    „Ja, Mami“, antwortete Nik.
    „Setz dich, Norbert“, sagte die
Mutter. „Du siehst ziemlich elend aus.“
    „Er ist auch halb verhungert“,
erklärte Nik. „Ich habe gleich ein paar Würstchen mehr gekauft.“
    „Ausgezeichnet!“ Die Mutter goß Milch
in ein Glas. „Da! Trink erst mal was, Norbert. Aber langsam, ja?“
    Norbert nickte und trank andächtig die
Milch in kleinen Schlucken.
    Darüber kam Uli herein. „Wer...“,
begann er. „Ist das nicht Norbert? Wie kommt er hierher? Hast du ihn gefunden,
Nik? Warum ist er ausgerissen?“ sprudelte er dann hervor.
    „Paß auf, Uli“, sagte die Mutter.
„Norbert ist sehr hungrig. Ich mache jetzt rasch noch die Würstchen heiß, und
dann essen wir erst mal. Anschließend kann Norbert uns seine Geschichte
erzählen, wenn er will. Hier! Trag mal die Schüssel ins Eßzimmer. Den Rest
bringe ich mit.“
    Es gab Bratkartoffeln, Rührei mit
Würstchen, Salat und Vanillepudding. Nik und Uli aßen nur wenig, weil sie so
aufgeregt waren. Norbert dafür um so mehr. Ganz bedächtig verspeiste er drei
Portionen. Als er sich dann noch zum zweitenmal sein Schüsselchen mit Pudding
füllen ließ, gab Nik ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß. „Junge, das ist
ja toll!“ rief er.
    „Vielleicht hast du einen Bandwurm?“
meinte Uli.
    „Nein.“ Norbert grinste
entschuldigend. „Mein Bauch war nur ratzekahl leer.“
    Nachdem er den letzten Löffel voll
Pudding in den Mund geschoben hatte, lehnte er sich zurück und sagte leise zu
Frau Lehmann: „Danke! Sie kochen prima. Genau wie meine Mutter — früher.“
    „Früher?“ fragte Frau Lehmann und strich
Norbert leicht übers Haar. „Möchtest du uns deine Geschichte erzählen?“
    „Ja.“ Norbert nickte und begann: „Bis
vor drei Monaten war noch alles in Ordnung. Ich hatte eine Mutter, einen Vater
und sogar einen Hund. Jetzt hab ich überhaupt niemanden mehr. Wir wollten einen
Ausflug machen — mit dem Auto. Plötzlich kam ein Lastwagen auf uns zu. Es
krachte ganz furchtbar und meine Eltern — also, sie sind tot. Mein Hund ist
fortgelaufen. Er war auch im Auto. Ich lag zuerst ein paar Wochen im
Krankenhaus, und dann kam ich ins Kinderheim.“
    „Hast du keine Verwandten?“ fragte
Frau Lehmann. „Großeltern, Tante, Onkel?“
    „Nein. Niemanden“, erwiderte Norbert.
„Deshalb wollte ich wenigstens meinen Hund wiederhaben. Schnuffel heißt er.
Aber sie sagten, keiner hätte ihn gesehen und im Heim dürfte ich ihn sowieso
nicht bei mir haben. Das versteh ich ja auch, aber ich möchte Schnuffel
trotzdem finden. Ich glaube, daß er noch lebt, und ich muß wissen, ob es ihm
gut geht. Deshalb bin ich auch ausgerückt. Ich dachte, vielleicht treffe ich
Schnuffel irgendwo — zufällig — auf der Straße oder so.“ Norbert schwieg und
senkte den Kopf.
    „Armer Bub“, sagte Frau Lehmann. „Es
ist schrecklich, wenn ein Kind plötzlich ganz allein auf der Welt steht. Fühlst
du dich sehr einsam im Heim?“
    „Ja“, antwortete Norbert. „Es ist
alles so anders als zu Hause. Und — niemand hat mich mehr lieb. Ach, wenn ich
doch wenigstens meinen Schnuffel bei mir hätte.“
    „Was für eine traurige Geschichte!“
Uli schniefte laut, und seine Augen schimmerten verdächtig feucht.
    „Verflixt!“ dachte Nik und schluckte
ein paarmal heftig.
    „Quatsch nicht so dumm!“ fuhr er dann
Uli an. „Überleg lieber, wie wir Norbert helfen könnten, seinen Hund
wiederzufinden.“
    „Ja! Ist auch wahr“, sagte Uli
verdattert und blickte den großen Bruder bewundernd an. Dann zog er Nik zu sich
herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Ob die — na, du weißt schon — den Hund
nicht...“
    Nik schüttelte den Kopf. „Die können
nur dummes Zeug machen“, wisperte er zurück. „Ich hab sie nämlich heute mittag
schon gefragt wegen Norbert.“
    „Ach sooo!“ murmelte Uli enttäuscht.
    „Was tuschelt ihr denn da?“ sagte Frau
Lehmann. „Ihr seid unhöflich.“
    „Entschuldige,
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