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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt
Autoren: Oskar Feifar
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Also ist er
zwar beim ›Sie‹ als Anrede geblieben, kürzte aber dafür den Namen ab. Schon
eine komische Logik, die der Strobel da verfolgte. Aber ganz falsch auch wieder
nicht. Für ihn hatte das etwas mit Respekt zu tun. Der Strobel war davon
überzeugt, dass »du Arschloch« viel schneller gesagt ist als »Sie Arschloch«.
Und im Grunde stimmt das ja auch. Der Pfaffi war erst 21 Jahre alt und
dementsprechend manchmal ein bisschen ungestüm. Man könnte auch sagen, dass er
schwerer zu hüten war als ein Sack voller Flöhe. Deswegen wollte der Strobel
ihn nicht allein auf die Straße schicken. Entweder er selber oder der Berti
passten auf den Pfaffi auf, damit der keinen Blödsinn anstellen konnte. Für den
Berti bedeutete das, dass die Tage, an denen er unter seinen stressbedingten
Kopfschmerzen litt, wieder mehr wurden. Ansonsten war der Pfaffi aber ein ganz
lieber und gelehriger Kerl. Nur bremsen musste man ihn eben öfter einmal. Ich
meine, der Strobel hatte ihm schon von Anfang an gesagt, dass er mit den Leuten
aus der Umgebung freundlich und geduldig umgehen sollte, aber was das genau
bedeutete, musste der Bursche halt noch lernen. Er war einfach viel zu
freigiebig mit dem Strafen. Und wenn das der Strobel so sah, der selber ein
strenger Mann war, wollte das schon was heißen. An diesem Nachmittag hatte der
Pfaffi keinen Dienst. Von daher war es kein Problem, dass es sich der Strobel
und der Berti bequem machten. Was den Strobel betraf, hatte sich für ihn
einiges geändert, nachdem ihn die Medien wegen der Aufklärung vom Mord am
Höllerer und dem Skandal rund um den Kindesmissbrauch im Hause Friedel zum
Helden erhoben hatten. Er bemerkte, dass viele Dorfbewohner ihm auf einmal mit
noch mehr Respekt begegneten als vorher. Der Strobel selbst konnte diesem
Heldenstatus nichts abgewinnen. Er war der Meinung, dass er gar nicht so viel
dafür konnte, dass alles so rasch aufgeklärt worden war. Seiner Meinung nach
hatten sich die Dinge von ganz alleine in die Richtung entwickelt, die zur
Lösung des Falles geführt hatte, und er gar so viel dazu beigetragen hatte. Und
wenn ich ganz ehrlich sein soll, hatte er mit dieser Einschätzung nicht ganz
unrecht. Die Zeitungen und die Fernsehreporter sahen das offenbar ganz anders.
Und was die Medien sagten, war auch damals schon genauso die Wahrheit wie
heute. Weil wahr ist immer nur das, was in der Zeitung steht und in den
Nachrichten gebracht wird. So ist das nun einmal. Und seien wir uns einmal
ehrlich, ein Großteil der Menschen bildet sich eine Meinung ja wirklich nur
aufgrund von Medienberichten. Wer hinterfragt schon, was er da vorgekaut
bekommt? Wenn du mit zehn Leuten über irgendein aktuelles Geschehen redest,
bekommst du von zumindest acht genau das zu hören, was sie in den Nachrichten
gehört oder gelesen haben.
    »In der
Zeitung ist gestanden, dass « ist vielleicht einer der
meistgebrauchten Sätze unserer Zeit. Sei’s drum.
    Für den
Strobel war trotz allem, zumindest dienstlich, alles beim Alten geblieben. Sein
Vorgesetzter, der Major Schuch, mochte ihn auch immer noch nicht. Das kränkte
ihn aber nicht sonderlich, weil es immerhin ein Punkt war in dem sie sich einig
gewesen sind. Der Strobel konnte den Major nämlich auch nicht leiden. Der
plötzliche Rummel um den Strobel hatte bewirkt, dass sich der Herr Major von
der Presse zurückgesetzt fühlte. Aber einmal ehrlich, es konnte ja auch nicht
sein, dass die Öffentlichkeit nicht vom Schmied, sondern vom Schmiedel über das
Geschehen informiert wurde. Seinen Frust darüber ließ der Major natürlich bei
jeder Gelegenheit am Strobel aus, obwohl der gar nichts dafür konnte. Immerhin
hatte er bei jedem Interview auf den Bezirkskommandanten verwiesen.
Seltsamerweise hatte aber keiner von den Reportern mit dem Major reden wollen.
Vielleicht, weil der ein bisschen arrogant war. Vielleicht aber auch, weil man
bei ihm einfach merkte, dass er unbedingt im Rampenlicht stehen wollte. Aber
wie dem auch sei. Dem Strobel wäre es jedenfalls viel lieber gewesen, wenn die
Presseleute sich an den Major gehalten hätten. Insgesamt gesehen, war ihm sein
schlechtes Verhältnis zu seinem Chef aber herzlich egal. Weil außer ein paar
spitze Bemerkungen loszulassen, ihn bei jeder Gelegenheit blöd anzureden und
auf einen Fehler von ihm zu warten, konnte der Herr Major nicht viel tun. Im
Privatleben vom Strobel hatte sich allerdings einiges getan. Zu allererst muss
ich da natürlich die Frau Doktor erwähnen. Seit ein paar
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