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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition)
Autoren: John Maylynn
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Felthen einer der Rädelsführer war und die anderen Personen, die damals in der Villa gefunden wurden, das Mädchen jahrelang missbraucht haben?
    »Davon ist nach wie vor nicht auszugehen. Herr von Felthen ist erst einen Tag vor Elisas Auffinden nach jahrelangem Auslandsaufenthalt in die Schweiz zurückgekehrt. Er scheint das Mädchen damals befreit zu haben. Über die anderen Personen kann ich keine Aussage treffen.«
    Also waren die vier Männer und zwei Frauen, unbescholtene Schweizer Staatsbürger – darunter ein pensionierter Pastor – die Täter?
    »Ich möchte keine Schuldzuweisungen machen. Mir geht es allein um das Wohlergehen meiner Patientin. Wenn Sie Schuldige suchen, wenden Sie sich bitte an die Kriminalpolizei.«
    Entschuldigen Sie, Frau Doktor. Wann wird Elisa entlassen werden?
    »Bald. Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, dass der genaue Termin geheim gehalten wird und auch Elisas Aufenthaltsort nach ihrer Entlassung.«
    Ist Elisa zu einem persönlichen Gespräch bereit?
    »Nein, derzeit nicht.«
    Können Sie uns nähere Angaben darüber machen, an was sie sich erinnert? Was ist damals in dem Keller tatsächlich vorgefallen? Wurde sie wirklich über Jahre gefangen gehalten? Wurde sie sexuell missbraucht?
    »Darüber werden wir keine Auskünfte geben. Das Interview ist hiermit beendet.«
     
    Kiruscha schloss die Webseite. Sie war enttäuscht. Zu gern hätte sie mehr über Elisa erfahren. Wie ging es ihr wirklich? War sie zu einer gesunden, jungen Frau herangewachsen? Würde sie ihr Leben in Zukunft allein meistern können? Würde Elisa ihr die Last ihrer Schuld von den Schultern nehmen können?
    »Ich muss in die Schweiz.« Entschlossen stand sie auf, griff sich ihren Koffer, die bereitgelegte Handtasche mit ihren Papieren und dem Ausreisevisum und begab sich zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof. Sie presste ihre Hand an die Brust und ignorierte den stechenden Schmerz. Die Zugfahrt in die Schweiz würde mehrere Tage dauern, aber das machte ihr nichts aus.

90.
     

Psychiatrische Privatklinik
»Sanatorium Hardegg«
Interlaken, Schweiz
Januar 2009
     
     
    E lisa war glücklich. Sie betrachtete sich in ihrem neuen Kleid vor dem Spiegel und drehte sich. Der weiche Stoff schwang um ihre Beine. Sie seufzte, ihr erster Ausflug stand bevor. Sibylle und sie würden ausgehen. Naja, nicht wirklich ausgehen, eher aus dem Haus gehen. Elisa kicherte und kämmte sich zum wiederholten Mal.
    Erst vor Kurzem hatte sie von Sibylle erfahren, dass diese seit einigen Tagen mit einer Russin namens Kiruscha in Kontakt stand. Die Frau war einst angeblich ihr Kindermädchen gewesen und wollte sie besuchen. Ganz sicher würde Kiruscha ihr helfen können, ihre Identität zu klären. Wer sonst? Vor Aufregung rieb sie sich die Hände. Wann ging es endlich los?
    Wie auf Kommando klopfte es und Sibylle trat ein. »Hey, wie hübsch du dich gemacht hast!«
    Elisa nickte. »Du siehst auch gut aus. So kenne ich dich gar nicht.«
    Sibylle trug eine beigefarbene Stoffhose, dazu einen flauschig aussehenden Pullover und einen Mantel mit Fellbesatz. Sie sah toll aus.
    »Hast du alles?«
    »Brauche ich was?«
    »Nein, nein … Ich bezahle.« Die Ärztin lächelte und hielt ihr die Tür auf.
    Die Fahrt in der überfüllten Bahn war aufregend. So viele unbekannte Menschen, Gerüche und Geräusche. Immer wieder entschuldigte sich Elisa bei Leuten, denen sie scheinbar im Weg stand. Nur Sibylles ruhiges, wissendes und lächelndes Gesicht beruhigte sie und gab ihr etwas Selbstvertrauen. In Thun schlenderten sie durch eine beschauliche Passage und setzten sich in ein mollig warmes Café. Unbekannte Hintergrundmusik untermalte das gedämpfte Gemurmel verschiedenartigster Unterhaltungen. Kaffee- und Gebäckduft schwebten in der Luft und hinter blank geputzten Scheiben lagen unendlich viele Köstlichkeiten.
    »Sie wünschen?«
    »Öhm …« Elisa errötete und sah zu Sibylle, die ihr allein durch ein Nicken zu verstehen gab, dass sie ihr nicht helfen würde. »Moment bitte.« Sie überlegte fieberhaft. Was sollte sie bestellen? Wo war die Karte? Die Kellnerin sah bereits ungeduldig aus   … Elisa schluckte und sah zu der Frau auf. »Wir warten auf jemanden. Sind Sie so nett und kommen später noch mal zu uns an den Tisch?« Sie lächelte, als sie bemerkte, dass es ihr gelang, mit einem liebenswürdigen Ton ihre Unsicherheit zu überspielen. Die Kellnerin zeigte ebenfalls eine freundliche Miene, bejahte und verschwand.
    »Puh«, ächzte
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