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Satan - Retter der Welt

Titel: Satan - Retter der Welt
Autoren: Catherine Webb
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hatte diesen Ort, eine kleine grüne Ruhezone in einem Labyrinth von Läden und Bürogebäuden, aus einem besonderen Grund ausgesucht. Hier öffneten sich Tore zweier Wege, von denen der eine nun Himmel und der andere zur Hölle führte.
    Sam ging zu einem Rasenstück unter einem blühenden Kirschbaum hinüber, dessen rosa Blüten in der Dunkelheit nur von Wesen mit außergewöhnlich lichtempfindlichen Sinnen gewürdigt werden konnten. Dort las er vier Stöcke auf und steckte sie in gleichen Abständen um sich in den Boden. Nachdem er die Whiskyflasche in seinem Rücken postiert hatte, in Richtung des Höllentors, wickelte er die daran befestigte Schnur ab und band sie an den Stöcken fest, jeweils ein kleines Stück über dem Boden. Dann stellte er den Karton mit dem Talkumpuder vor sich auf, in Richtung des Himmelstors und weit genug entfernt, um vor den Folgen einer möglichen Explosion bewahrt zu bleiben. Den Rest seines Arsenals - fünf nach Benzin stinkende Molotow-Cocktails mit heraushängenden Lunten und sieben pralle Coladosen - platzierte er in Reichweite.
    Dann nahm er sich die Tuben mit der Zahnpasta vor. Diese kam in zwei Farben, einem hässlichen Rot und einem widerlichen Grün, und roch so ekelhaft, dass sie gegen irgendwas gut sein musste. Er malte einen großen grünen Zahnpastakreis um sich herum und schloss diesen mit einem traditionellen Abwendknoten. Schutzzauber waren immer stärker, wenn sie einer künstlichen Linie folgen konnten, aber der Zaubernde war frei in seiner Entscheidung, welches Material er dafür verwenden wollte. Sam hatte vor langer Zeit erkannt, dass Kreide zu unbeständig und wasserempfindlich war, Tinte einfach in die Erde sickerte und der Versuch, eine Linie mit einem Stock zu zeichnen, eher die Erde aufwühlte als eine Furche hinterließ, die als Leitpfad dienen konnte. Er hatte daraufhin eine Reihe von ausgefalleneren Materialien ausprobiert und schließlich herausgefunden, dass Zahnpasta seinen Zwecken am besten diente. Die rote Zahnpasta drückte er in Klecksen an strategischen Punkten außerhalb des Kreises aus und füllte sie mit Magie - nicht viel, gerade genug, dass Sam es merken würde, wenn jemand hineintrat, und er Zeit hätte zu reagieren. Die grüne Zahnpasta reicherte er mit einer aktiveren Form von Magie an, sodass sie von selbst einen kuppelförmigen Schirm aus Energie bildete, wenn er von außen angegriffen wurde.
    Die Zahnpasta begann in einem weißlich hellen Schein zu glimmen. Wenn er Glück hatte, würde ein Angreifer den Kreis als einzige Verteidigungslinie ansehen und weder das Warnsystem noch die strategisch platzierten Sprengsätze bemerken. Die Whiskyflasche würde mit einem eindrucksvollen Knall hochgehen, weshalb er sie in seinem Rücken aufgestellt hatte. Wenn jemand ihn angreifen wollte, würde dieser womöglich versuchen, sich von hinten anzuschleichen. Und wenn der Feind in der Dunkelheit die gespannte Schnur übersah - tja, das war dann eben sein Pech. Alternativ, wenn seine Augen scharf genug waren, die Whiskyflasche und den daran befestigten Zettel zu sehen, würde er womöglich genau das tun, wovor die Aufschrift ihn warnte, und die Wirkung wäre dieselbe. Sam gehörte nicht zu den Leuten, die irgendetwas dem Zufall überließen.
    Sam zog den Spiegel hervor. Das Ding sah ziemlich billig aus, ein Spiegel, bei dem der Betrachter sich fragte, ob der rote Lippenstift wirklich zu dem grünen Lidschatten passte. Aber es würde seinen Zweck erfüllen.
    Sam ließ sich mit untergeschlagenen Beinen innerhalb des Kreises nieder, zog das Schwert halb aus dem Hockeybeutel und atmete mit einem langen Seufzer aus.
    Sichten, hatte seine Mutter einmal gesagt, war eine ziemlich laute Angelegenheit.
    »Laut?«, hatte er verwundert gefragt.
    Die Inkarnation der Magie hatte ihrem Sohn weise zugenickt. Auch wenn sie nie als Königin des Himmels anerkannt und darum keine legitime Gemahlin von Vater Zeit war, gehörte Sams Mutter zu den Höheren Mächten. Magie war verstoßen worden, weil sie das Unmögliche zustande bringen konnte, und das missfiel Chronos. Denn als Verkörperung der Zeit blickte er auf Milliarden und Abermilliarden von Zukünften und konnte sehen, welche Zukunft am wahrscheinlichsten war, wie viele Auswirkungen eines Ereignisses zu demselben Ergebnis fuhren würden — dem einen, auf das er dann das Universum hinzusteuern versuchte.
    Magie trug nie ein und dasselbe Gesicht, wenn sie in irdischer Gestalt umherging. An jenem Tag blickte sie streng
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