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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie
Autoren: Dan Wells
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im Kellergang. »Wo ist dein verdammter Freund … jemand muss eine Entscheidung treffen, und er scheint in dieser Firma als Einziger dazu fähig zu sein.«
    »O nein«, murmelte ich. »Was will er jetzt schon wieder?«
    Percy sagte etwas, aber ich verstand ihn nicht.
    »Dann such ihn«, befahl Gaddie, »und sag ihm, dass ich mit ihm sprechen muss! Die Trauerfeier ist vorbei, und sobald wir den Toten gesehen haben, können wir uns endlich auf den Weg machen.«
    Ich betrachtete Gustav, der völlig wach und verängstigt war.
    »Es kommt doch immer etwas dazwischen«, murmelte ich.

London · Abend
    Mary und ich wechselten einen langen Blick. Gustav sträubte sich gegen die Fesseln und gab hinter dem Knebel ein leises Grunzen von sich.
    »Zurück in den Sarg?« Mary nickte in seine Richtung.
    »Das lässt sich wohl nicht vermeiden«, stimmte ich zu. »Aber wir müssen die beiden aufteilen. Ich führe Gaddie unseren Gustav vor, und Sie zeigen Wachtmeister Barrow den lieben Harry Beard.«
    »Und wenn er aufwacht?«
    »Dann pfählen Sie ihn.«
    Gustav grunzte wild.
    »Er meinte nicht Sie«, beruhigte Mary ihn.
    »Glauben Sie, wir kriegen das hin?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete Mary, »aber es wäre sinnlos, jetzt aufzugeben.«
    Ich nickte und deutete zur Treppe. »Sie zuerst – Barrow könnte da oben sein.«
    Mary stieg die Treppe hinauf und eilte zur Tür, dann hielt sie inne und warf den Knochen herunter, den sie in Gedanken mitgenommen hatte. Ich wich dem fliegendenOberarm aus und wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Hat Ihnen die Beerdigung gefallen, Wachtmeister?«, fragte sie. Sie sprach ungewöhnlich laut, damit auch ich es hören konnte. Der Wachtmeister erwiderte etwas Unverständliches, Gaddie unterbrach ihn.
    »Wo ist er?«, fragte Gaddie. »Wir haben nicht den ganzen Abend Zeit.«
    »Er kommt gleich herauf«, antwortete Mary. Nun schaltete sich Gwen ein.
    »Begleiten Sie mich doch auf den Flur, Wachtmeister!« Leichte Schritte entfernten sich. »Sie kennen sich doch gewiss mit Kunst aus. Dort draußen hängen einige Gemälde, zu denen ich gern Ihre Meinung hören würde.« Weitere Schritte, ein Knarren wie von einer Tür, die jemand öffnete oder schloss. Ich war nicht sicher, was vorging, bis Mary sich wieder meldete.
    »Kommen Sie dann gleich, Frederick?«
    Rasch öffnete ich die Tür, gerade weit genug, damit Gustav hinter mir nicht zu erkennen war. Percy hockte auf dem Deckel von Harrys zugedecktem Sarg. Er hatte die Augen geschlossen und bewegte die Lippen. Wahrscheinlich redete er mit sich selbst und versuchte sich davon zu überzeugen, dass er nicht auf einem Vampir saß. Ein sehr erleichterter Mister Spilsbury stand vor der geschlossenen Tür zur Kapelle. Anscheinend war er froh, den letzten Strahlen der untergehenden Sonne entkommen zu sein. John bemühte sich unterdessen, Mister Gaddie in ein Gespräch zu verwickeln, dem dieser jedoch keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.
    »Mister Gaddie …«, sagte ich, doch er ließ mich nicht weiter zu Wort kommen.
    »Eine schreckliche Andacht«, sagte er und funkelte John böse an. »Von der Totenrede dieses jungen Mannes habe ich kein Wort verstanden. Was hat denn Basilikum mit dem Tod zu tun?«
    »Das ist eine Metapher«, erklärte John. »Genau wie die Klippe und das Ufer, von denen ich sprach. Sie müssen wissen, dass die Klippe ein Bild für …«
    »Wir sähen jetzt gern den Toten und würden uns dann auf den Weg machen«, unterbrach ihn Mister Gaddie.
    »Sie möchten den Toten sehen, Sir?«, fragte ich.
    »Natürlich möchten wir den Toten sehen«, antwortete er. »Warum denn nicht?«
    »Sie haben ihn schon gesehen, Sir«, wandte ich ein. »Es ist erst wenige Stunden her.«
    »Glauben Sie ja nicht, ich werde mir das zur Gewohnheit machen«, entgegnete er. »Es geht nicht um mich, sondern um Barrow. Er war ein enger Freund des Verstorbenen und möchte ihn ein letztes Mal sehen, nachdem er nun verschieden ist.«
    »Der Wachtmeister ist verschieden?«, fragte John.
    »Mister Beard ist verschieden«, antwortete Gaddie gereizt.
    »Tatsächlich?«, fragte Spilsbury.
    »Wir würden den Sarg wirklich gern für Sie öffnen«, gab ich zu bedenken. »Aber ich fürchte, wir brauchen einen Moment, um ihn vorzubereiten. Wir haben ihn bereits zugenagelt und müssen ihn wieder öffnen.«
    »Dann machen Sie schon!«, sagte Mister Gaddie. »Gott sei Dank bin ich kein Bestatter, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es lange dauert, einen
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