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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie
Autoren: Dan Wells
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»Inspector!«
    Gleich darauf sprang aus dem Schatten jemand auf mich zu, ein dunkles Gesicht in schwarzem Mantel. Es war Schwarz. »Rette dich, Erhabener!«, rief er. Dann war er schon an mir vorbei, prallte schwer gegen ein Hindernis und ging zu Boden. Als ich herumfuhr, sah ich Inspector Herring, der gerade die Faust sinken ließ und die Zähne zu einem bösen Lächeln bleckte. Der Pflock war in der Mitte zerbrochen, die Knoblauchkette zerquetscht, der Saft tropfte heraus.
    »Da hast du dir aber einen schönen Unterschlupf für deine bösen Taten gebaut, Erhabener.«
    »Hören Sie«, wandte ich ein, »oben ist der echte Erhabene eingetroffen. Töten Sie ihn, führen Sie ihn ab, oder tun Sie, was Sie für nötig halten. Er ist …«
    »Du kannst mich nicht täuschen«, fiel Herring mir ins Wort. Er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. »Ich habe deine Untertanen besiegt, und jetzt werde ich auch dich ein für alle Male besiegen.«
    »Hören Sie mir zu!«, flehte ich. »Der echte Erhabene liegt gleich dort oben, und er ist sogar bewusstlos. Einfacher könnte es doch gar nicht sein.«
    Herring betrachtete den zerbrochenen Pflock und warf ihn weg, dann ließ er die Knoblauchkette auf den ohnmächtigen Schwarz fallen. »Nach etwas so Einfachem sehnst du dich also«, sagte er. »Nach einem wundersamen Ausweg, der dir abermals hilft, meinem Zugriff zu entkommen. Gar nichts wirst du damit erreichen.«
    »Das ist ja gut und schön«, sagte ich. »Verständlicherweise haben Sie das Gefühl, ich wolle Sie übertölpeln,und schließlich erledigen Sie ja nur Ihre Arbeit, nicht wahr?« Er zog einen neuen Pflock aus dem Übermantel, worauf ich heftig schluckte. »Aber glauben Sie mir – ich bin nicht der Erhabene. Der echte Erhabene jagt mich seit drei Tagen durch ganz England und will mich töten. Er hat mir gerade eben wieder gedroht und wollte mich sogar hypnotisieren, aber das ist ihm nicht geglückt.«
    »Wenn er der Erhabene wäre und wenn du wirklich unschuldig wärst, dann wäre es geglückt«, erklärte Herring. »Aber wenn du der Erhabene bist und verzweifelt dem Schicksal zu entfleuchen suchst, das dich nun endlich ereilen wird, dann ist eine solche Lüge natürlich sehr verständlich.«
    »Wenn ich fliehen wollte«, sagte ich, »warum bin ich dann zu Ihnen in den Keller heruntergekommen? Ich hätte einfach die Tür abschließen und weglaufen können.«
    Unsicher hielt Herring inne und prüfte mit den Fingern das spitze Ende des Pflocks. »Das hättest du tun können«, gab er zu. »Es sei denn, du verfolgst einen anderen Plan … ein teuflisches Vorhaben, um mich ganz und gar aus dem Weg zu räumen.« Sein Selbstvertrauen kehrte zurück, er kam wieder in Fahrt. »Du bist in den Keller gekommen und dachtest, du könntest mich mit deinen Märchen über einen anderen Erhabenen hereinlegen, mich dazu bringen, alles stehen und liegen zu lassen und dich von jedem Verdacht reinzuwaschen.«
    »So ungefähr«, antwortete ich. »Abgesehen davon, dass Sie mich so oder so für den Schuldigen halten.«
    »Dies alles« – er machte eine ausholende Geste – »ist Beweis genug für deine dämonischen Missetaten.«
    »Meine dämonischen … was? Ich war niemals zuvor in diesem Keller«, erwiderte ich, »und ich hoffe, nie wieder herzukommen.«
    »Du wirst ihn nicht mehr verlassen.« Er hob den Pflock über den Kopf. »Nun kommt das Ende. Mein ganzes Leben hat uns schließlich in diesen Keller geführt, meine ganze Ausbildung und meine Forschungen, meine Fähigkeiten und Mühen, alles lief auf diesen einen Augenblick hinaus. Ich werde dich niederstrecken, du böses Unwesen, und nichts kann dich noch retten.«
    Triumphierend brüllte er auf und trat einen Schritt auf mich zu, dann war plötzlich ein übles Knacken zu hören. Herring verdrehte die Augen und brach zusammen. Mary stand hinter ihm und hielt einen großen grauen Knochen wie eine Keule umklammert.
    »Das nenne ich eine hilfreiche Hand«, sagte ich.
    »Eigentlich ist es ein Oberarmknochen.« Mary wedelte mit der Keule. »Aber das spielt keine Rolle. Es hat mir viel zu lange gedauert, und ich habe Rufe gehört.«
    »Danke«, sagte ich und nahm Herring den Pflock aus der schlaffen Hand. Ich reichte ihr das Holzstück. »Heben Sie ihn für Harry auf, und es könnte nicht schaden, den Inspector zu durchsuchen, ob er noch weitere Pflöcke bei sich trägt. Wer weiß schon, wie viele sich in diesem Mantel verbergen?«
    »Percy!«, rief eine Stimme von oben. Es hallte leicht
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