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Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Titel: Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
Autoren: Simon André Kledtke
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nicht wusste, war, dass er selbst nur die Rolle einer besseren Marionette in diesem ganzen Gefüge innehatte, dessen Fäden er, der Nekromant, zog. Sein Plan, an dem er so lange Zeit gefeilt hatte, trug nach und nach die ersten Früchte, und schon bald würde er für seine Mühen belohnt werden.
    Er schaute aufs Meer hinaus. Die See war ruhig. Der ideale Zeitpunkt, um nach seinem mächtigsten Verbündeten zu rufen, dem einzigen Wesen, das ihm auf dieser Welt ebenbürtig war. Er hob die heisere Stimme, dann sprach er: „Vûn, cûstór do lu prûfa purq nusto to ádda!“
    Seine dünnen Lippen kräuselten sich, als er sah, dass der Wellengang stärker wurde. Die Gischt spritzte auf und ein s chuppiger Kopf reckte sich wie das Haupt eines Königs empor.
    Der Leviathan öffnete sein Maul und stieß ein ohre nbetäubendes Brüllen aus. Seine messerscharfen Zähne übertrafen die eines Drachen bei weitem und seine roten Augen glühten wie schwelende Rubine.
    Der Nekromant betrachtete das Seeungeheuer eine Weile, bevor er rief:
    „Dantûm, cûstór! Áddamo r hullontrur ûl pidra do lu ánara? Ich unterwerfe mich deiner Führung, oh Leviathan, Herr des Meeres!“
    Das Wesen s tarrte ihn an, die blutroten Augen bohrten sich in seine gelben. Dann neigte es das Haupt und der Nekromant blickte triumphierend. Er hatte den Wächter der Tiefe für sich gewonnen.
     
    Die Dunkelheit hatte sich wie ein schwarzer Schleier über Dûlur gelegt. Es war weit nach Mitternacht und Zorano saß in seinem Studierzimmer. Hierhin zog er sich immer zurück, wenn er in einem seiner zahlreichen Werke lesen wollte.
    Auch heute war dies der Fall. In dem überschaub aren Raum, der von sechs Fackeln erleuchtet wurde, standen drei Regale, in denen seine Büchersammlung untergebracht war. Das Werk, das aufgeschlagen auf seinem Arbeitstisch lag, war umfassend und teilweise derart staubig, dass man hätte meinen können, es stamme aus einem vergangenen Zeitalter, und vielleicht stimmte das sogar.
    Tiefe Ränder unter seinen geäderten Augen zeugten von der unmenschlichen Müdigkeit, die ihn zu überwältigen drohte, doch er duldete – auch sich selbst gegenüber – keine Schwäche, nicht jetzt, da er der Information, nach der es ihn verlangte, so nah war. Er zwang sich, aufmerksam zu bleiben, und las die vorliegende Seite:
     
    (…) gibt es nur wenige Gegenstände, die in der Lage sind, die Seele aufzunehmen und vor Schaden zu bewahren (…). Viele Jahrhunderte suchte man nach dem Elixier von Ilsásmara, doch nie war die Suche von Erfolg gekrönt. Seitdem diskutieren Magier darüber, wie sich jenes legendäre Gebräu herstellen lässt. Die Rezeptur ging im Laufe der Zeit verloren; die einzigen Zutaten, die auch heutzutage noch als unabdinglich gelten, sind Wulofblut und Timbrangift. Was sonst noch erforderlich ist, kann niemand mehr sagen (…).
    Die Lösung des Rätsels lässt sich womöglich jenseits des Meeres finden, ab er keiner, der je die Reise über den Ozean antrat, kehrte zurück. Des Weiteren stellt die Entfernung der Seele vom Körper ein überaus riskantes Wagnis dar, und selbst die besten Magier können nicht davon ausgehen, diesen Akt der Nekromantie (…) unbeschadet zu überstehen.
     
    Zorano klappte das Buch zu und stützte sein Kinn auf die Hände. Die Seite, welche er soeben aufgesogen hatte, war mehr als aufschlussreich gewesen.
    Er hatte seinen treuesten Diener entsandt, um den Jungen aufzuspüren und zu ihm zu bringen, doch was wäre, wenn Norful versagte? Wenn Benalir tatsächlich das gelänge, was die Weissagung von ihm forderte?
    Ausgeschlossen, was konnte ein einfacher Schmied schon gegen ihn, den mächtigsten aller Magier, ausrichten? Selbst, falls sie sich eines Tages gegenüberstehen sollten – und das allein hielt Zorano für mehr als unwahrscheinlich -, so war er dem Jungen immer noch um ein Vielfaches an Stärke und Gerissenheit überlegen.
    Aber er musste sich absichern und durfte keinen Leichtsinnsfehler begehen. Der Abschnitt aus dem Buch, den er gerade gelesen hatte, hatte ihn auf eine Idee gebracht. Er würde ein enormes Risiko auf sich nehmen und weit reisen müssen, doch das war ihm die Sache wert.
    Der Herr der Schatten stand auf und schritt zu einem Behälter aus Kristall. Zwei pechschwarze Schlangen räkelten sich darin. Sein Gesicht verweilte vor der Scheibe, bis die Reptilien sich aufrichteten und ihn unverwandt anstarrten.
    Zoranos Hände ballten sich zu Fäusten. Er würde nicht eher ruhen, bis er den
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