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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Autoren: Beate Maxian
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Gesichter. Aber das hielt sich in Grenzen.
    Der Türsteher öffnete erneut und ließ zwei Frauen eintreten.
    Beide um die sechzig, beide von beachtlicher Leibesfülle und beide mit gewagt tiefen Dekolletés. Uschi, die Dunkelhaarige, war eine bekannte Sängerin gewesen. Manchmal trat sie noch in billigen Absteigen auf. Aus Liebe zum Beruf, behauptete sie. Dass sie nur mehr ein Drittel ihrer ehemaligen Gage bekam, erwähnte sie nicht. Ihre beste Zeit lag lange hinter ihr. Jedoch hatte Uschi während ihrer guten Zeit viel Geld verdient und gewinnbringend angelegt. Die Blonde hieß Elke. Sie beerbte ihren Ehemann nach seinem plötzlichen Herztod. Mit wem sie verheiratet gewesen war, wusste Mario Kaiser nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Sie ließ einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens im Privat, das allein zählte. Jedenfalls handelte es sich bei den beiden um alte Bekannte, die seit Jahren regelmäßig kamen und genug Geld hatten, den Champagner flaschenweise zu ordern. Was sie zumeist im Beisein jüngerer Männer taten, die sie auch diesmal im Schlepptau hatten. Wenn die Männer abgefüllt waren, landeten sie in den Betten der beiden Damen. Und soweit Mario Kaiser wusste, zeigten die sich ihren Liebhabern gegenüber äußerst großzügig. Es sollte sogar schon mal ein schnittiger Wagen dabei rausgesprungen sein.
    » Mario! « , riefen sie erfreut wie aus einem Munde.
    Mario stellte sein Glas auf der Bar ab. Man küsste sich auf die Wange und fasste sich um die Taille, soweit das möglich war. Mario bugsierte die beiden Frauen samt Begleitern in den abgedunkelten hinteren Teil der Bar und drückte der blonden Elke unauffällig den vorbestellten Briefumschlag in die Hand. Für den Fall, dass der Alkohol die Jungs nicht genug anheizte. Das richtige Maß war hier die Kunst. Zu viel Alkohol machte sie besoffen, dann waren sie später zu nichts mehr zu gebrauchen. Zu wenig ließ sie eventuell vorzeitig flüchten. Anna brachte die erste Flasche und fünf Gläser. Es war Usus, dass Mario mit ihnen anstieß, auch wenn er den Champagner danach in den Ausguss schüttete. Anna schenkte ein, und sie stießen an. In ihr Zuprosten mischte sich das Läuten des Telefons. Aus den Augenwinkeln sah Mario, dass Jenny abhob.
    » Mario! « , rief sie gleich darauf.
    Er sah sie mit dem Hörer in der Hand winken. Mit einer Geste des Bedauerns verabschiedete er sich von der Gruppe. Während er hinter die Bar trat, stellte er das Glas Champagner vor einer übertrieben geschminkten jüngeren Frau ab und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihr das Getränk spendierte. Sie lächelte, griff danach, prostete ihm zu und nippte.
    Jenny hielt die Sprechmuschel zu. » Sie ist’s. «
    Er nickte und nahm den Hörer entgegen.
    » Kaiser. «
    Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung.
    » Wer ist da? « , fragte er. Die Musik war zu laut. Er hielt sich mit der freien Hand das zweite Ohr zu, um besser hören zu können.
    Ein Räuspern.
    » Hallo? «
    Jenny sah ihn belustigt an. Er kam sich lächerlich vor. Als er gerade schon auflegen wollte, hörte er plötzlich eine Melodie. Sehr leise. Er presste die Hand fester an sein Ohr. Ein uralter Song aus den Sechzigerjahren. Unchained Melody von den Righteous Brothers. Er verband jedoch keine Erinnerungen mit dem Lied.
    Die Musik verstummte, und er hörte wieder ein Räuspern.
    » Herzlichen Glückwunsch. Du bist noch am Leben. Aber nicht mehr lange, verlass dich darauf. Du bist der Nächste. «
    Die Stimme klang hart.
    Es knackte in der Leitung. Die Anruferin hatte aufgelegt.
    Mario stand wie angewurzelt da und starrte einige Sekunden lang den Hörer an. Sein Herz raste.
    » Ist was passiert? « , riss ihn Jenny aus seinen Gedanken.
    » Falsch verbunden « , antwortete er unwirsch.
    Jenny grinste. » Hast dir womöglich eine Stalkerin angelacht. «
    Er zuckte mit den Achseln. Woher sollte er das wissen?

Samstag, 20. Oktober

3
    SARAH PAULI
    D ie Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Sarah nahm einen Schatten wahr, dann eine eilige Bewegung. Das schwarze Wesen verschwand unter ihrem Schreibtisch und berührte ihre Waden.
    » Wenn du etwas größer wärst und glutrote Augen hättest, würdest du glatt als Dämon durchgehen. «
    Sarah lachte, griff unter den Tisch und streichelte dem Mops über den Kopf.
    Conny Soe folgte in turmhohen Stöckelschuhen, engen Jeans und weißer Bluse. Die Gesellschaftsreporterin blieb direkt vor Sarahs Schreibtisch stehen.
    » Kann ich Sissi bei dir
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