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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Autoren: Beate Maxian
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ein. Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein?
    Sein Sakko hing über der Stuhllehne. Sie griff in die Innentasche, zog sein iPhone heraus, positionierte es, drückte ab und ließ es in ihrer Handtasche verschwinden. Sie würde das Bild zur Erinnerung behalten oder benutzen. Das würde sie später noch entscheiden.
    Sie warf einen letzten Blick auf ihr Kunstwerk. Die Nacht mit ihm, wenn sie ihn nicht getötet hätte, wäre nicht berauschend geworden, da war sie sicher. Aber darum war es ohnehin nicht gegangen.
    Der Kerl gehörte in die Kategorie unbedeutend. So oder so.
    Auch wenn das zu diesem Zeitpunkt außer ihr niemand realisierte. Sie würde dafür sorgen, dass alle erfuhren, was für ein Dreckschwein er war.
    Die Tasche mit den Utensilien stand neben der Tür. Sie kramte Latexhandschuhe und einen großen Müllsack daraus hervor. Dann ging sie zurück zum Bett.
    » Damit hast du nicht gerechnet, dass du heute Nacht sterben wirst, was? « , sagte sie zynisch. Trotz der Handschuhe griff sie mit spitzen Fingern nach dem schlaffen Penis und zog das Kondom ab. Gleichmäßig verwischte sie den Samen über dem Schambereich. Das Latex ließ sie im Müllsack verschwinden.
    » Du hättest mit mir reden müssen « , erklärte sie dem Toten, während sie die Hand- und Fußfesseln löste. » Einfach reden. «
    Sie rollte ihn zur Seite und zog das Laken von der Matratze. Er kippte nach vorne. Verdammt. Jetzt lag er auf dem Bauch. Sie hoffte, die Samenspuren nicht vernichtet zu haben. Sie hätte das Kondom lieber später entfernen sollen. Jetzt war es passiert.
    » Eine Erklärung. Verstehst du? Vielleicht hätte ich es ja verstanden. «
    Sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
    Sie verabscheute ihn.
    » Nein. Ich hätte es nicht verstanden. «
    Sie drehte ihn wieder auf den Rücken.
    » Denkt man in deinem Alter eigentlich manchmal an den Tod? Vielleicht hast du dir sogar gewünscht, so zu sterben … einmal noch abspritzen und dann den Löffel für immer abgeben? Zugetraut hätte ich’s dir. «
    Zügig stopfte sie die Bettwäsche und die Fesseln in den Müllsack. Danach begann sie, jenen Teil der Wohnung, den sie betreten hatte, mit scharfen Putzmitteln zu bearbeiten.
    Während sie die Leiche mit einem Putztuch abrieb, summte sie eine bestimmte Melodie. Den Genitalbereich sparte sie aus. Die verbliebenen Spuren sollten erhalten bleiben.
    Sie arbeitete über eine Stunde konzentriert. Gewissenhaft saugte sie mit einem Handstaubsauger das Bett ab, säuberte Gegenstände, wischte die Böden in Flur und Schlafzimmer, desinfizierte die Räume. Am Ende ließ sie die Weinflasche und die Gläser verschwinden. Dann durchsuchte sie die Taschen ihres Opfers, seine Geldbörse und alles andere, worin er ein Foto von ihr versteckt haben konnte. Obwohl sie nicht wirklich annahm, dass er das Bild einer unwichtigen Affäre bei sich tragen würde. Schon gar nicht, wenn es sich, wie in ihrem Fall, um das erste intime Treffen handelte. Woher sollte er auch ein Foto von ihr haben?
    Sein Auto fiel ihr ein. Es parkte in der Wollzeile. Das hatte er beiläufig erwähnt. Kurz bevor sie sich vor ihm auszog und er sich gierig über ihren Körper hermachte. Ob sie im Auto nachsehen sollte? Sie verwarf den Gedanken. Mit Bestimmtheit hatte er darin nichts deponiert, das ihr Zusammentreffen verriet. Außerdem hatte sie niemals in seinem Wagen gesessen. Sie machte sich viel zu viele Gedanken.
    Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, sah sie sich noch prüfend um. Sie durfte nichts übersehen oder vergessen.
    In der Wohnung roch es jetzt nach Chlor und Zitrone.
    Sie sehnte sich nach ihrer eigenen Wohnung. Einer heißen Dusche, um endlich seinen Schweiß von ihrem Körper waschen zu können. Und sie sehnte sich nach ihrem Bett. Nach einem letzten Blick auf sein Bett drehte sie alle Schlafzimmerlampen ab und zog lautlos die Tür hinter sich zu. So als hätte sie nicht soeben einen Mord begangen, sondern ein Kind ins Bett gebracht.
    Im Flur zog sie ihren Mantel an und stülpte die Kapuze über ihren Kopf. Dann verschwand sie wie ein Geist durch das Haustor in die Dunkelheit.

2
    MARIO KAISER
    S eit zehn Uhr abends hatte das Privat geöffnet. Eine Stunde vor Mitternacht betrat Mario Kaiser das überfüllte Lokal durch die Hintertür. Freitagnacht war immer viel los. Kurt, der Türsteher, nickte ihm nur zu, und schon leuchtete die rote Glühbirne neben dem Eingang auf: das Zeichen, dass jemand Einlass begehrte. Kurt warf einen Kontrollblick durch den
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