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Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon

Titel: Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
Autoren: Rachel Hawthorne
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Motorrad herum und kam kurz vor einem Abgrund zum Stehen, der mir riesige Angst eingejagt hätte, hätte ich ihn kommen sehen - aber mit dem Gesicht gegen seinen Rücken gepresst hatte ich nichts weiter wahrgenommen als vorbeisausende Bäume.
    Er stellte den Motor ab, und es wurde still. Ich musste mich erholen und stieg ab, hatte jedoch nicht erwartet, dass meine Beine nach der Fahrt wie Pudding sein würden. Ich taumelte zurück und wäre gestürzt, wenn Rafe nicht meinen Arm gepackt hätte. Ich hatte die Bewegung nicht gesehen. Auch das war eine Folge der ersten Wandlung: übermenschliche Schnelligkeit. Er legte die Arme um mich und gab mir Halt, indem er mich an seine Brust drückte. Ich wusste, ich hätte ihn zurückstoßen und einen Sturz riskieren sollen. Ich wusste, es war falsch, so dicht bei ihm zu stehen,
aber er fühlte sich so gut an, so stark.Warum war dieses Gefühl so anders als bei Connor? Connor war ein Dunkler Wächter, ein kräftiger Bursche, der es mit jedem aufnehmen konnte. Aber ich fühlte mich so sicher in Rafes Armen, als könnte mir niemals etwas zustoßen.
    »Warte einen Moment, bis deine Beine sich erholt haben«, sagte Rafe leise, und ich hörte, wie er meinen Geruch einsog. Der Geruchsinn ist bei Gestaltwandlern besonders gut ausgebildet. Wir mögen keine Parfüms oder künstlichen Düfte. Pheromone, die Grundgerüche eines Menschen, sprechen uns an.
    »Warum bist du nicht wackelig auf den Beinen?«, wollte ich wissen und fragte mich, wieso meine Stimme atemlos klang, obwohl ich nicht gelaufen war. Seine Nähe erschwerte mir das Atmen, was zu meiner peinlichen Unfähigkeit, mich aufrecht zu halten, beitrug.
    »Weil ich ans Motorradfahren gewöhnt bin.«
    Ich nahm seinen erdigen Geruch wahr, der intensiver und kräftiger war als jedes Parfüm. Sein T-Shirt saß eng, und ich spürte die Wärme seiner Haut darunter. Obwohl die Sonne heute die Erde länger erwärmt hatte als an jedem anderen Tag des Jahres, war die Nacht hier im Norden an der kanadischen Grenze ziemlich kühl.
    Am liebsten hätte ich mich die ganze Nacht an ihn gekuschelt, aber es gab zu viele Gründe, die dagegen sprachen. Oder vielleicht war es auch nur ein einziger gewichtiger Grund: Connor. Ich konnte ihn niemals betrügen und redete mir ein, dass es kein Betrug war, hier mit Rafe zu stehen. Ich hatte nichts getan, dessen ich mich schämen musste. Was war schlimm daran, ein bisschen Motorrad zu fahren,
selbst in Begleitung eines Jungen, der mich in der vergangenen Nacht im Traum besucht hatte? Schließlich konnte ich doch nichts für meine Träume, oder?
    »Jetzt geht’s wieder«, sagte ich und schob ihn ein Stückchen zurück.
    Ich spürte, wie er zögerte, bevor er seine Arme langsam von meinen Schultern zurückzog. Plötzlich hatte ich Angst, dass ich mich auf weitaus gefährlicherem Terrain befand, als ich angenommen hatte.Vielleicht war ich ja für Rafe nicht nur eine angenehme Abwechslung an einem langweiligen Abend. Ich ließ ihn stehen und bewegte mich langsam und vorsichtig zum Rand des Abbruchs, wobei ich den Untergrund zuerst mit den Zehenspitzen abtastete, um mich zu vergewissern, dass er mich tragen würde, bevor ich mich mit meinem ganzen Gewicht darauf stellte. Ich war in der Nähe dieser Wälder aufgewachsen. In meinen Kindertagen waren sie wie ein Spielplatz für mich. Ich fühlte mich in ihnen wohl. Als ich jetzt nach unten blickte, sah ich nichts als einen schwarzen Abgrund, aber ich wusste, dass der steile Hang bis hinunter ins Tal mit Bäumen und Büschen bewachsen war. Nur die Sterne ließen die Grenze zwischen Land und Nachthimmel erkennen, der so riesig war, dass ich mich unsagbar klein fühlte.
    Mit lautlosen Schritten trat Rafe an meine Seite. »Ist wohl ein bisschen zu spät, um sich beim ersten Stern etwas zu wünschen«, sagte er leise, und seine tiefe Stimme wurde von der leichten Brise, die durch mein Haar strich, an mein Ohr getragen.
    »Der erste Stern ist schon vor Stunden aufgegangen.«
    »Was meinst du, welcher es war?«

    Rafe war ein Krieger, ein Beschützer, ein Dunkler Wächter. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass er auf romantischen Unsinn, sich bei Sternen etwas zu wünschen, abfahren würde. Dennoch zeigte ich nach oben. »Der da drüben, neben der Deichsel des großen Wagens.«
    »Das reicht. Ich wünsche mir …«
    Hastig legte ich den Finger auf seine warmen Lippen. »Wenn du’s laut aussprichst, geht es nicht in Erfüllung.«
    »Da es um dich geht, kann der Wunsch
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