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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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korrespondierten wir gelegentlich. Bei einigen Unternehmungen waren wir Partner.“
    Charlie nickte, ohne Radcliffe zu korrigieren. „Partner“ war ein wenig hoch gegriffen für Investoren, die sich an Radcliffes Unternehmungen beteiligten. Vater hatte immer gemeint, der Mann sei ein Genie. Was er anfasste, wurde zu Gold, und jede Investition verdreifache ihren Wert. Weil das jedermann wusste, wollte auch alle Welt bei ihm investieren, doch er war ungemein wählerisch. Nur wenige Leute forderte er zu Investitionen auf, und wenn man nicht direkt dazu aufgefordert wurde, investierte man auch nicht.
    Eine richtige Partnerschaft gab es eigentlich nie. Die Investoren wussten oft nicht, wohin ihr Geld ging, und das interessierte auch kaum jemanden, solange sich die Anlage nur auszahlte. Radcliffe kümmerte sich allein um seine Investitionen, und alle Auserwählten profitierten von seinem Genie.
    Charlie drehte die Karte nachdenklich in der Hand. Lord Radcliffe benötigte wohl kaum den Schmuck, den sie bei sich führten. Für sie stellten die Juwelen ein kleines Vermögen dar, doch gegen seinen Reichtum fielen sie nicht ins Gewicht. „Weshalb machen Sie sich die Mühe, uns zu helfen?“
    „Wie ich bereits bemerkte, trägst du nicht einmal eine Waffe, mein Bursche. Doch falls ich mich nicht täusche, habt ihr beide den Schmuck eurer Mutter bei euch.“ Er sah Charlie zusammenzucken und musste lächeln. „Dachte ich’s mir doch. Ein einziger Wegelagerer, und ihr beide seid arm wie die Kirchenmäuse und der Gnade eures Onkels ausgeliefert.“
    Bei dieser Vorstellung verzog Charlie das Gesicht, und Radcliffes Züge wurden weicher. „Ich sagte doch, ich habe denselben Weg, und es kann nicht schaden, wenn meine Gesellschaft etwaige Diebe abschreckt.“
    Charlie dachte kurz nach, nahm dann Beth bei der Hand und zog ihre Schwester samt den Pferden ein Stück beiseite.
    „Was sollen wir jetzt tun?“ flüsterte Beth, als Charlie stehen blieb und sich zu ihr umdrehte.
    „Wir reisen mit ihm.“
    „Was? Nur …“
    „Er hat Recht, Beth. Auf der Landstraße könnten wir ausgeraubt werden. Ich habe nicht daran gedacht, eine Pistole mitzunehmen.“ Sie seufzte. „Er bietet uns Schutz. Mit unserer Erbschaft bei Ralphy zu erscheinen ist das eine, ohne jeden Penny zu ihm zu gehen etwas ganz anderes.“
    „Nur reist er doch in die falsche Richtung“, wandte Beth nach kurzem Zögern ein.
    „Ich weiß.“ Charlie schmunzelte. „Das könnte sich für uns als Vorteil erweisen. Wie ich schon sagte, wird unser Onkel kaum in London nach uns suchen.“ Sie lachte leise. „Wir werden mit Radcliffe also in diese Richtung reisen, und wenn er zum Übernachten anhält, werde ich ihm seine Pistole stehlen, und wir schlagen uns weiter zu Ralph durch.“
    Beth schien unsicher zu sein. „Charlie, der Mann bietet uns seine Hilfe an, und das wollen wir ihm durch den Diebstahl seiner Waffe vergelten? Er …“
    „Ich werde ihm eines von Mutters Armbändern zurücklassen. Das ist das Dreifache seiner Pistole wert.“ Sie warf einen Blick auf den Lord. „Er muss den größten Teil des Tages und des heutigen Abends unterwegs gewesen sein. Wahrscheinlich wird er beim nächsten Gasthof Halt einlegen. Dort werden wir uns aus dem Staub machen. Und dann bleibt uns noch die ganze Nacht für unsere Weiterreise.“

2. KAPITEL
     
    Nichts im Leben ist einfach, dachte Charlie, als das erste schwache Licht der Morgendämmerung über den Himmel zog. Sie hatte erwartet, Radcliffe würde sie beide zum nächstgelegenen Gasthof führen, um dort zu übernachten, doch stattdessen waren sie bereits an mehr Gasthöfen vorübergekommen, als sie zu zählen vermochte, und noch immer setzten sie ihren Ritt fort.
    Sie schaute zu ihrer Schwester hinüber und streichelte dann behutsam deren Arm, denn Beth schien eingenickt zu sein und drohte von ihrem Pferd zu fallen. Bei Charlies Berührung wachte sie jedoch sofort auf und blickte sich erschrocken um.
    Charlie lächelte ihr mitfühlend zu und starrte dann wütend auf den Rücken des Mannes vor ihnen. Sie waren die ganze Nacht ohne jeden Zwischenfall geritten. Sie hatten niemanden auf der Landstraße gesehen, und schon gar keinen Wegelagerer oder sonstigen Tunichtgut. Allmählich gewann Charlie den Eindruck, dass das ganze Gerede über die Gefahren der Landstraße reiner Unsinn war und dass sie dem großen Kraftmeier eins über den Schädel hätten ziehen sollen, um dann ihren Weg so fortzusetzen, wie sie es
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