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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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sein. Charlie nickte ihr unauffällig zu. Sie sollte doch eigentlich über diesen Plan Bescheid wissen, doch wenn sie nicht aufpasste, würde Radcliffe die Lüge womöglich erkennen.
    „Und was ist mit Carland?“ fragte er.
    Charlie warf dem Lord einen Blick zu. „Carland geht nicht nach London. Der größte Teil der feinen Gesellschaft schneidet ihn. Mein Onkel wollte uns nach London bringen, um die Aussteuer für Beth zu kaufen. Danach sollten wir dann zu Carlands Ländereien Weiterreisen.“
    Radcliffe hielt dies im Großen und Ganzen für einen fundierten Plan. Was dem jungen Burschen an Muskelkraft fehlte, machte er anscheinend mit seinem Verstand wett. Allerdings hatte auch dieser Plan seine Schwachstellen.
    Falls die Zwillinge beispielsweise von den Juwelen leben wollten, mussten sie den Schmuck bei sich haben. Wahrscheinlich in den Reisetaschen, dachte Radcliffe und erinnerte sich daran, wie sie diese geschleppt hatten: Jeder hatte eine mit beiden Händen getragen, als wäre das Gepäck ungemein schwer.
    Vermutlich war der törichte Junge unbewaffnet. Es brauchten sie also nur Wegelagerer zu überfallen, und schon wären sie völlig verarmt und der Gnade ihres Onkels ausgeliefert. Ganz abgesehen davon, konnten in London noch alle möglichen Komplikationen auftreten. Sie mochten beraubt werden, oder ein Goldschmied könnte sie betrügen, falls sie sich den falschen aussuchten. Und das wäre noch lange nicht alles.
    Radcliffe versuchte, die wachsende Sorge um die Zwillinge abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Ich werde ihnen helfen, dachte er, nur wusste er beim besten Willen nicht, weshalb er sich dazu gezwungen fühlte.
    Er blickte kurz auf das Mädchen. Nein, er hatte sich nicht etwa in die Kleine verliebt. Vielmehr glaubte er seltsamerweise, dass er sich des Jungen wegen einsetzen wollte, dessen Haltung sowohl Furcht als auch Stolz und Mut verriet, wie er so beschützend neben seiner Schwester stand. Er nahm viel auf sich, um sie zu retten, und versuchte nach Kräften, wie ein harter Mann zu erscheinen, obgleich Radcliffe bezweifelte, dass das Zwillingspaar älter als fünfzehn oder sechzehn war.
    „Ihr beeilt euch besser mit dem Satteln. Die Zeit bleibt nicht stehen. Bis morgen früh wollt ihr doch sicherlich schon weit fort sein, nicht wahr?“ Damit drehte er sich um und verließ den Stall.
    „Meinst du, dass er uns verrät?“ fragte Beth ängstlich, nachdem Radcliffe fort war.
    Charlie zuckte die Schultern und ging wieder in die Box, um ihr Pferd zu satteln. „Vielleicht wäre es sogar ganz gut, wenn er es täte, denn wegen des Plans habe ich ihm ja etwas vorgelogen. Doch beeile dich trotzdem. Falls er alle Leute aufweckt, möchte ich nicht mehr hier sein.“
    Beth nickte, kehrte eilig zu ihrem Reitpferd zurück und kicherte dann nervös. „Woher nimmst du nur immer diese Lügen?“
    „Alles war ja nicht gelogen“, meinte Charlie grimmig.
    Beth lächelte nicht mehr. „Nein. Dass Onkel Henry alles verspielt hat und es nun wieder durch eine Heirat hereinholen will, ist leider nur allzu wahr. Doch ich soll Carland ja nicht heiraten. Ich werde Seguin heiraten. Und …“
    „Es dürfte ihm kaum gefallen, dass du einen alten, fetten Bock heiraten wirst“, meinte Charlie tonlos. „Doch so etwas geschieht jeden Tag. Carland ist schließlich nichts weiter als ein Mittel zum Zweck.“
    „Genau. Außerdem war es ja auch keine große Lüge, nicht wahr? Schließlich hat Onkel Henry ja nicht mich, sondern dich an Carland als Braut verkauft“, meinte Beth und blickte auf ihre Zwillingsschwester. Für sie war es noch immer ein wenig erschreckend, Charlie in Männerkleidung zu sehen, besonders da deren Brüste so fest verschnürt waren, dass sie überhaupt nicht mehr zu existieren schienen. Tat das Charlie nicht weh?
    Charlie hatte den Einfall gehabt, sich als Mann zu verkleiden. Wenn Bruder und Schwester zusammen reisten, fiel das weniger auf als reisende Zwillingsschwestern.
    Wahrscheinlich hätten sie auch als zwei Brüder reisen können, doch davon hatte Charlie nichts gesagt, und Beth war dieser Einfall auch erst hinterher gekommen. Im Übrigen fielen Zwillingsbrüder vermutlich genauso auf wie Zwillingsschwestern. Nein, so ist es schon besser, entschied Beth. Auf diese Weise konnte sie sie selbst bleiben, und Charlie verkleidete sich als ihr Bruder.
    Es war auch genau das Abenteuer, das Charlie liebte. Sie war von ihnen beiden die Mutigere und Wildere. Beth dagegen war nicht im Mindesten so
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