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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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den Adern zu gefrieren, als sie bei der Stalltür einen Mann stehen sah.
    Charlie warf ihr einen warnenden Blick zu und fragte den Fremden mit dem Akzent des Dienstbotenstandes: „Kann ich irgendwas für Sie tun, M’lord?“
    Als er den Akzent des „Jungen“ bemerkte, zog Radcliffe eine Augenbraue hoch und lächelte leicht. „Es spricht von äußerst schlechtem Benehmen, wenn man sich verdrückt, ohne seine Rechnung beglichen zu haben. Und Pferdediebstahl ist sogar ein Verbrechen.“
    Charlie zuckte zusammen und warf einen raschen Blick auf Beth’ Gesicht. Das Mädchen war aschfahl geworden.
    Radcliffe entging der Blick Wechsel der beiden nicht, und er wünschte, im Stall wäre es nicht so dunkel. Er hätte gewettet, dass die junge Frau eine wahre Schönheit war, und er versuchte angestrengt, bei der schwachen Beleuchtung ihr Gesicht besser zu erkennen.
    „Wir stehlen nicht“, begann der Bursche nun wieder. „Diese Pferde gehören uns.“
    Radcliffe bemerkte, dass der Junge jetzt nicht mehr mit diesem nachgeahmten Dienstbotenakzent sprach. Also doch Oberschicht, wie ich vermutete, dachte er. „Und wie sieht es mit deiner Rechnung aus?“
    „Für die Bezahlung ist gesorgt.“
    „Und weshalb verlasst ihr das Haus nicht wie alle anderen Leute durch die Tür?“ erkundigte er sich und sah, wie das Pärchen aufs Neue Blicke tauschte.
    Charlie überlegte sich noch, was sie auf diese Frage antworten sollte, als Beth unvermittelt aus der Pferdebox und in das durch die Stalltür hereinfallende Mondlicht trat. Angesichts des bewundernden Ausdrucks in den Augen des Fremden schaute Charlie ihre Zwillingsschwester genauer an.
    Was fand der Mann denn so attraktiv? Gewiss war Beth recht hübsch. Sie hatte eine gerade Nase, gute Zähne, und das Schönste waren ihre großen blauschwarzen Augen, während das Haar von einem eher unauffälligen Braun war. All das traf auf Charlie ebenfalls zu, was auch nicht weiter verwunderte, denn schließlich waren sie ja Zwillinge. Dieser Umstand war dem Fremden anscheinend bis jetzt unbekannt.
    „Wir waren gezwungen, den Gasthof durch das Fenster zu verlassen, um unserem Onkel zu entwischen“, erklärte das Mädchen.
    Radcliffe zog eine Augenbraue hoch. „Weshalb wolltet ihr denn eurem Onkel entwischen?“
    Erneut wechselte das Pärchen einen Blick. Radcliffe lächelte etwas schief. „Oder muss ich das gar nicht fragen?“
    „Wie meinen …?“ fragte das Mädchen unsicher.
    „Du brauchst gar nichts zu erklären. Es ist ja ganz offensichtlich, dass ihr nach Gretna Green unterwegs seid.“
    „Gretna Green?“
    Charlie hätte Beth ob deren Begriffsstutzigkeit am liebsten einen Tritt verpasst. Wenn es zutraf, dass jedermann ein Herz für Liebesleute hatte, dann wäre ihre Chance möglicherweise größer, wenn sich dieser Mann nicht in ihre Fluchtpläne pinmischte. Ganz offensichtlich dachte er doch, dass sie zusammen durchbrennen wollten.
    Statt ihm indes diesen falschen Eindruck zu nehmen, deutete Beth auf Charlie. „Charlie und ich sind Zwillinge …“
    „Charles“, berichtigte Charlie rasch und trat nun ebenfalls ins Licht.
    Beth blickte erst verwirrt drein, nickte dann jedoch langsam. „Genau. Charles ist mein Zwillingsbruder.“
    Vor Erstaunen zog Radclif fe die Augenbrauen womöglich noch höher und betrachtete den Jungen. Abgesehen von der weißen Perücke, glichen sich die beiden in der Tat wie ein Ei dem anderen. Natürlich gab es einige körperliche Unterschiede. Wo er bei dem Mädchen einen üppigen Busen erkannte, war der Junge brettflach.
    Nachdem er sich von seiner anfänglichen Verblüffung erholt hatte, wurde Radcliffes Miene eher argwöhnisch. „Und weshalb wollt ihr mitten in der Nacht vor eurem Onkel fliehen?“
    Diesmal antwortete der Junge. „Unsere Eltern starben vor vier Jahren. Unser Onkel nahm uns in seine Obhut. Er gab sich alle Mühe, den Familienbesitz zu Grunde zu richten, und um seine Schatztruhen wieder aufzufüllen, will er Beth in die Ehe verkaufen. An Lord Carland.“
    Bei diesem Namen erstarrte Radcliffe schockiert. Carland war ein brutaler Schuft, der bereits drei Ehefrauen hinter sich hatte. Seine erste Gattin war im Kindbett gestorben. Es hieß, seine Schläge hätten ihre Wehen ausgelöst. Die zweite Ehefrau beging Selbstmord, und die dritte stürzte sich auf der Treppe des Familiensitzes in den Tod, wobei den Gerüchten zufolge ihr Gatte nachgeholfen hatte.
    Wie dem auch sein mochte, keine der Ehefrauen hatte die Vermählung länger als
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