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Sanchas Hofnarr (German Edition)

Sanchas Hofnarr (German Edition)

Titel: Sanchas Hofnarr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Stimme.
    ´Seid Ihr trunken, Junker Falk?` Adelheid, das Laken bis zum Kinn hochgezogen, setzte sich auf. ´Hinaus mit Euch, verlasst meine Kammer!`
    Da erklärte ich ihr alles und bat sie um ihren Rat.
    Die Burgherrin atmete schwer. Sie dachte nach. Dann befahl sie, dass ich mich hinter ihrer Truhe versteckte, rief nach ihren treuesten Damen und dem Haushofmeister, der ihr ergeben war, erklärte ihnen alles und bat weinend um Beistand.
    Die Nacht war noch dunkel, als Adelheid von ihren kleinen Söhnen Abschied nahm, die in der Nebenkammer schliefen, und dabei den ältesten heftig in die Wange biss, so dass dieser aufschrie. Auf die entsetzte Frage ihrer Damen, weshalb sie das getan hätte, erwiderte sie unter Tränen: ´Ich will ihn zeichnen, auf dass er diesen Abschied nie vergisst! Sorgt ihr dafür, meine Frauen, dass der Knabe erfährt, woher er die Narbe hat und wer die Schuld daran trägt, dass ich die Burg verlassen muss – nämlich sein Vater!`
    Die Frauen hatten unterdessen lange Seile und Bänder geschnitten, mit denen sie, unter der Mithilfe des Haushofmeisters, Adelheid, ihre Begleiterin und mich aus einem der Erkertürme hinabließen, so dass wir nicht die Wachen passieren mussten, die Graf Bodo ergeben waren.“
    Hagelstein atmete tief durch. Dann fuhr er fort: „In der Nähe einer Gabelung, an der der Steilpfad begann, der zum Eingang der Burg führte, warteten wir auf den Haushofmeister. Er brachte uns Pferde. Dann trennten sich unsere Wege.“
    „Und wie ging es weiter?“ Oliviers Augen leuchteten, offenbar war dies eine Geschichte nach seinem Gefallen.
    „Nun, ich ritt zielstrebig nach Bamberg zurück, wo ich mich am Mainufer, in der Nähe von Rübsams Haus, versteckte.
    Als Fritzo Tags darauf mit Mätzli die Messe besuchte, brach ich in sein Haus ein, nahm das wertvolle Buch an mich und legte an seine Stelle das Bündel mit dem Kraut.“
    „Dem Zeiland?“
    Hagelstein nickte. „Auch Daphne mezereum genannt. Was habt ihr nur ständig damit?“
    „Je nun! Wir haben das Giftzeug seinerzeit in Eurem Wams entdeckt, an dem Tag, an dem Ihr den Zobelhut beim Würfeln gewonnen hattet. Erinnert Ihr Euch?“
    „In der Burg der Kastellanin!“, ergänzte Damian.
    Sancha hob die Brauen. Lag hier der Grund, weshalb es ständig Streit gab? Misstrauten die Knappen Falk?
    „Und was hattet Ihr an diesem Tag mit dem galligen Kraut vor?“, setzte Olivier nach.
    „Gewiss nicht, jemanden zu töten“, antwortete der Narr. „Gift in den Händen eines Toren bringt den Tod, aber es bewirkt Gedeihliches unter der Obhut eines guten Heilers. Und um ein solcher zu werden, zog es mich in die Welt hinaus.“
    „Aber auch, um Rübsams und Bodos Rache zu entgehen, nicht wahr?“
    Hagelstein nickte. „Ja, Damian, auch aus diesem Grund. Obendrein weiß ich bis heute nicht, ob es Bodo nicht doch noch gelang, Adelheid zu töten und mir die Schuld zuzuschieben.“
    „Aber weshalb betreibt Ihr seit Jahren diese Heimlichtuerei um Eure Kräuter? Kaum dass Ihr uns einmal in Eure Kammer habt sehen lassen, wenn es darin brodelte und kochte!“
    Nun grinste Hagelstein verschmitzt. Eitel strich er sich das blonde Haar aus dem Gesicht. „Das war ein Fehler, zugegeben. Allerdings müsst ihr wissen, dass sich jeder geschickte Arzt nicht nur mit feiner Kleidung, sondern auch mit einem Nimbus umgibt. Die Kranken müssen an die Kräfte des Heilers glauben, auch wenn es sich nur um die Kräfte der Natur handelt. Das hat selbst der Scharlatan Fritzo Rübsam gewusst.“
    „Und Mätzli? Ihr habt sie aufgegeben?“
    Stolz reckte der Narr das Kinn. „Aufgegeben ja, vergessen habe ich sie bis heute nicht. Niemand weiß, was das Rad des Schicksals für einen bereithält“, sagte er kühl,
    „... doch dass ich das Krumme grade nenne,
    und Unrecht gar für Recht erkenne,
    mein Lebtag glaub` ich nicht daran,
    und täte man mich in den Bann!“

VII.
    Zur Figur des Hofnarren

    Wie der Zufall so spielt: Die Rohfassung des Romans SANCHA – Das Tor der Myrrhe stand bereits, Falk von Hagelstein war längst geboren, da fiel mir ein Foto in die Hand, darauf ein Narr aus Ton, wie er prachtvoller nicht sein konnte, und im Gesicht pure Eitelkeit!
    Ich wusste sofort: Das war Falk von Hagelstein, der „Hofnarr wider Willen“!
    Hagelsteins Geschichte ist rein fiktiv. Authentisch ist jedoch der erwähnte Freidank , ein deutscher Dichter aus dem 13. Jahrhundert (+1233 im bayerischen Kaisheim). Die 3800 Verse seiner „Bescheidenheit“ existieren noch
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