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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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„Rede ich vielleicht seit Tagen meine Worte in den Wind, Bischof? Ihr kennt doch die Antwort“, bellte er, „es fehlt uns an Rittern und Soldaten, nachdem die Bischöfe von Chartres und Beauvais, der Graf von Dreux sowie der Graf von Ponthieu mit all ihren Fußsoldaten das Heer verlassen haben. Sie tragen die Schuld, dass wir im Augenblick nur eine Seite der Stadt belagern können, während auf der Gegenseite der Bruder der Burgherrin ihr mit achtzig unverbrauchten Rittern zu Hilfe geeilt ist. Sie haben einen Gang gegraben, bei Nacht und Nebel, worauf sie unter dem Schutz von gut drei Dutzend Schildträgern unseren besten Sturmkarren angezündet haben. Er ist völlig zerstört, obwohl einer unserer Tapfersten zweimal hinzusprang, um das brennende Werg auseinanderzureißen. Was, wenn sie uns auch noch die neue Schleuder zerstören?“
    „Herrgott, dann lasst eben weitere Wurfmaschinen bauen!“, rief der Bischof aus, die Hände nach oben gereckt.
    „Aber das geschieht längst. Meine Männer schaffen unablässig neues Holz herbei und der Archidiakon von Paris unterweist seit Tagen die Zimmerleute - trotz des Regens. Die schändlichen Pläne der Verteidiger von Lavaur kennt allerdings niemand, selbst Ihr nicht, Bischof Fulco.“
    „Faidits!“, stieß Amaury hervor. Er schnaubte. „Verblendete Rächer!“
    „Faidits? Stolze Okzitanier, die uns noch erbitterten Widerstand leisten werden, Ehrwürdiger Vater. Denkt an meine Worte.“
    Mit einem leisen „Lenkt doch nicht ständig von Eurem Versagen ab, Graf“, warf Arnaud Amaury erneut einen angeekelten Blick auf seine Stiefel. Er drehte und wendete die Füße.
    Montfort kochte innerlich vor Wut. „Was ist denn nun mit der versprochenen Tolosaner-Miliz, Euer Bischöfliche Gnaden?", fragte er Fulco. "Oder hat Raymond, der ´Graf des Trugs`, erneut einen Rückzieher gemacht? Ich habe gehört, sein Schwager, der König von Aragón, weilte kürzlich in Toulouse?“
    Fulco erhob sich ebenfalls und rieb sich die Hände über dem noch immer glühenden Kohlenbecken. „Aber nein, Graf, Pacta sunt servanda! Einmal geschlossene Verträge sind einzuhalten. Das gilt auch für den Tolosaner, so verlogen er ist.“
    „Wusstet Ihr“, warf Amaury ein, offenbar in Gedanken ganz woanders, „dass dieser Raymond einflussreiche und höchstbegüterte Beschnittene zum Freund hat?“
    Montfort drehte sich zu ihm um. „Worauf wollt Ihr hinaus?“
    „Nun, der ketzerische Unglaube ist dem jüdischen Wesen verwandt. Unterschätzt mir neben den Katharern die Juden nicht! Die Ju-huu-den!“, sang er, wie es seine Art war. Verzückt die Augen schließend, nestelte er an seinem goldenen Brustkreuz, worauf die dort eingelassenen Rubine und Smaragde im Schein der glühenden Kohle zu funkeln begannen. „Dennoch“, fuhr er nach kurzer Atempause fort, „wird es Gott in seiner überreichen Güte und überfließenden Barmherzigkeit nicht zulassen, dass unser allerheiligster Krieg, den unsere Heiligkeit, Papst Innozenz, der Dritte seines Namens, im Vollbesitz seiner ...“
    Montfort verdrehte die Augen, während Amaurys Lobhudelei auf den Papst in Rom noch eine ganze Weile über Hügel und Tal ritt.
    Dann jedoch unterbrach er ihn brüsk, indem er sich noch einmal an den Bischof wandte. „Mit frommen Worten allein kann ich Lavaur nicht erobern, Euer Gnaden. Ihr habt mir die Truppen aus Toulouse fest zugesagt. Fünftausend Mann! Also, wo bleiben sie?“
    Fulco hob verärgert die Brauen. „Geduld, Graf, Geduld. Raymond von Toulouse bleibt keine Wahl. Rom hat ihn in der Hand. Aber jetzt erklärt Ihr ihm, Ehrwürdiger Vater“, drängte er Amaury, „weswegen wir eigentlich hier sind.“
    „Nun sprecht endlich!“, knurrte Montfort.
    „Weshalb seid Ihr heute nur so gereizt, Graf?“, fragte der Abt von Citeaux vorwurfsvoll. „Eure Fünftausend werden schon noch kommen, um das Unkraut aus der Mitte des Christenvolks auszureißen, das in den vergangenen Jahren umso reichlicher gewuchert ist, da bekanntlich der Feind, der Teu-heufel, das Unkraut aussät ...“
    „Zur Sache, bitte!“
    Amaury nickte gnädig. „Wie Ihr wisst, Graf, ist da noch diese andere Angelegenheit, über die wir dringend mit Euch reden müssen, dri-hingend! Schickt Euren Knappen für eine Weile hinaus.“
    Widerstrebend tat Montfort, wie ihn Seine Herrlichkeit, die Biene, geheißen. Und plötzlich dämmerte ihm der wahre Grund des Besuches der beiden. Er konnte es nicht fassen. „Ihr seid noch immer hinter Wilhelms
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