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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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sie Minerve belagert hatten.
    Im Gegensatz zu Lavaur war es dort glutheiß gewesen, heiß und staubtrocken. Vor allem in den schwarzen kegelförmigen Zelten der Alemannen war es kaum auszuhalten gewesen. Dazu das unentwegte Geschrei der Zikaden! Aus Furcht, darüber verrückt zu werden, hatten sie sich die Ohren mit Werg zugestopft. Der Felsensporn, auf dem dieses elende Ketzernest lag, umgeben von wilden und gefährlichen Schluchten, war ihnen von Tag zu Tag uneinnehmbarer vorgekommen. Die neue Wurfmaschine indes, die seine Männer vor Ort gezimmert hatten ... nun, sie hatte die Entscheidung gebracht. Montfort gähnte wieder. Die Summe, die der Richtschütze täglich erhielt, war wirklich gut angelegt.
    Zuerst hatte es Amaury natürlich im Guten versucht: Wer sich bekehren lässt, findet Gnade! Doch die Ketzer waren stur geblieben. „Was predigt Ihr uns?“, hatten sie zu den Geistlichen gesagt, die in ihre Häuser gekommen waren, „Ihr müht Euch vergeblich, wir wollen Euren Glauben nicht. Weder der Tod noch das Leben kann uns von den ´Guten Leuten` - so nannten sie die Häretiker - abbringen.“
    Weder der Tod noch das Leben ... Wie lange es gedauert und wie grässlich es gestunken hatte, bis sie verbrannt waren … Einhundertvierzig Leiber. Der größte Scheiterhaufen, den er bislang gesehen hatte. Aber erst nachdem seine Männer die vom Feuer zersprungenen Schädel und die langen Knochen, die übrig geblieben waren, mit viel Geschrei und Gelächter in die Schlucht geworfen hatten, war es zum Streit gekommen. Einige Barone waren mit ihren Männern einfach davongeritten, noch weit vor Ablauf der festgelegten vierzig Tage. „Deserteure, Verräter, Feiglinge ...“, flüsterte Montfort.
    Für sie waren tüchtige Pilger aus Lotharingien gekommen, mit denen sie als nächstes die Burg Termes belagert hatten, im Tal des Sou gelegen. Erneut ein verschanztes Adlernest, eine Brutstätte der Ketzerei. Es war einem Wunder nahegekommen, dass ihnen der Burgherr so frühzeitig in die Hände gefallen war. Jetzt saß er in Festungshaft, wohin er gehörte. Vielleicht war er noch als Geisel zu verwenden, im Austausch für seinen Bruder Benoît, diesen Ketzerbischof, der ihnen durch die Lappen gegangen war - wie auch die übrige Sippe. Abgehauen, auf unterirdischen Gängen.
    Danach war es Schlag auf Schlag gegangen, Burg auf Burg. Erfolg auf Erfolg. Hätte man glauben können ... Montfort seufzte. Inzwischen hatte sich das Blatt leider gewendet. Nicht weniger als vierzig zuvor mühsam eroberte Festungen mussten wieder aufgegeben werden. Es fehlten die Truppen. Ja, die Lage im Heer wäre sogar längst unhaltbar geworden, wenn nicht Elize, seine tüchtige Elize … Montfort merkte auf. War der Knappe noch immer mit dem Kohlenbecken beschäftigt?
    Elize ... Wie hatte sie sich gefreut, als sie mit den Kindern endlich in Carcassonne eingetroffen war.
    Er versuchte, sich seine Frau vorzustellen. Doch ihr Antlitz blieb verschwommen. Dabei sehnte er sich so nach ihren Lippen, ihrer weichen Haut, den straffen Lenden. In manchen Nächten bildete er sich sogar ein, das Sandelholzöl zu riechen, mit dem sie sich einrieb, bevor ... Was zur Folge hatte, dass er mit erregtem Geschlecht aufwachte. Doch nachdem es die Sitte verlangte, dass sich Ritter im Feld ihrer Frauen enthielten, erwartete man von ihm, dem Heerführer, auch in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein. Indes - gleich ob er beim Einschlafen inbrünstig um eine ruhige Nacht betete oder vier Körner Mönchspfeffer mit viel unverdünntem Wein hinunterspülte, die Träume kamen. Ungerufen. Den Nymphen der Nacht war er leichte Beute. Wann immer es ihnen gefiel, schlichen sie sich in seinen Kopf, heimtückisch, lockend. Präsentierten sich ihm mit prallen Brüsten, feuchtem Schoß, machten ihn zu einer Sau, die sich im Schlamm ihrer Laster wälzte. War das von Gott so eingerichtet?
    Simon von Montfort zweifelte nur selten an seinem Glauben, aber die Tugendheiligkeit, die man von ihm erwartete, war ihm schon immer schwergefallen. Der Pöbel draußen im Lager hatte seine „Pferde“, die ihm unter den Sattel gingen. Erst gestern hatte er eine der Trosshuren auspeitschen lassen, gemeinsam mit einem Ritter aus Flandern, ihrem Buhlen. Die Hure hatte dem Mann heimlich einen Strick um seine Schamteile gebunden und ihn daran quer durchs Lager gezerrt. Bis in die Zelte der Würdenträger hinein war das Gejohle und Gelächter der Leute gedrungen ... Principiis obsta! Das hatte schon Cicero
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