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Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen

Titel: Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen
Autoren: Francesc Miralles
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beschloss ich, der kleine Eindringling könne bleiben, bis das Tierheim wieder öffnete. Ich hatte die Nummer im Telefonbuch gefunden, doch eine blecherne Tonbandstimme hatte mir mitgeteilt, das Heim sei bis zum siebten Januar geschlossen.
    Mir kam die Idee, eine Annonce in einem der kostenlosen Anzeigenblättchen aufzugeben. Vielleicht wollte ja jemand das Tier haben. Nur als Alternative, für den Fall, dass sie beim Tierheim Schwierigkeiten machen, dachte ich und suchte sogleich nach der Nummer der Anzeigenannahme.
    Mein Anruf wurde von einem Mitarbeiter mit affektierter Stimme entgegengenommen. Ich nannte die Rubrik, in der ich annoncieren wollte, und diktierte:
    »Junge Katze zu verschenken, so gut wie neu. Exzellenter Zustand. Bitte abends anrufen.«
     
    Eine Prise Humor könnte vielleicht hilfreich sein, um die Katze an den Mann zu bringen, hätte ich gedacht. Offenbar war der Mitarbeiter nicht dieser Meinung.
    » Ist das alles?«, fragte er, nachdem er meine Nummer notiert hatte.
    »Ich denke schon.«
    »So kann ich die Anzeige nicht annehmen. Was ist mit den Impfungen?«
    »Wie bitte?« Ich hatte keine Ahnung, was er meinte.
    »In dieser Rubrik werden nur Tiere angenommen, die vorschriftsmäßig geimpft sind. So kann die Zeitschrift nicht haftbar gemacht werden, falls es zu Ansteckungen kommt. Sie müssen das also schon ganz genau angeben.«
    Fast hätte ich zugegeben, dass ich keine Ahnung hatte, ob die Katze geimpft war oder nicht, doch ich biss mir auf die Zunge, schließlich wollte ich das Erscheinen der Anzeige nicht verzögern.
    »Sie ist geimpft«, log ich. »Schreiben Sie das dazu.« »In Ordnung.«
    Die Anzeige würde in der Ausgabe vom 8. Januar erscheinen, also beschloss ich, die Fahrt zum Tierheim bis zum 15. aufzuschieben. Ich wollte erst abwarten, ob sich eine gute Seele des kleinen Tigers erbarmte. Trotzdem würde ich die Sache mit der Impfung regeln müssen. Bestimmt würde der Interessent eine Bescheinigung von mir verlangen.
    Während ich darüber nachsann, was als Nächstes zu tun war, ließ mich die Katze, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte, nicht aus den Augen. Ohne ihre Lauerstellung zu verlassen verfolgte sie jeden meiner Schritte durch das Wohnzimmer und schlug ab und an ungeduldig mit dem Schwanz.
    Da ich lästige Dinge gerne so schnell wie möglich erledige, griff ich erneut zum Telefonbuch und suchte einen Tierarzt in der Nähe heraus, um einen Termin zu vereinbaren.
    Eine etwas trockene weibliche Stimme begrüßte mich am anderen Ende der Leitung.
    »Um was für ein Tier geht es?«
    »Eine Katze. Sie braucht eine Impfbescheinigung.« »Name?«
    »Samuel de Juan.«
    »Und die Katze?«
    Diese Frage traf mich unvorbereitet. Müssen Tiere einen Namen haben?, schoss es mir durch den Kopf. Mein Blick fiel auf mein Bücherregal, und der erste Titel, der mir ins Auge sprang, war Der Seemann, der die See verriet . Kurz entschlossen nannte ich einfach den Namen des Autors:
    » Mishima.«
    Die Katze antwortete mit einem lauten Maunzen, alssei sie einverstanden mit dem Namen eines japanischen Schriftstellers, der sein Leben durch Harakiri beendet hatte.
    »Wie bitte?«
    Während ich den Namen buchstabierte, fiel mir ein, dass ich ein logistisches Problem hatte. Wie sollte ich die Katze zum Tierarzt befördern? Sie würde mir glatt durch die Hände flutschen, und ich war nicht in der Stimmung, ihr auf der Straße hinterherzulaufen.
    »Sie brauchen eine Petbox«, teilte mir die unterkühlte Telefonstimme mit.
    »Eine Petbox? Was zum Teufel ist das denn?«
    Mishima – für Freunde Mishi – schien die Situation zu amüsieren. Die Anzahl der Schwanzschläge pro Minute hatte sich merklich erhöht.
    Die Dame erklärte mir, eine derartige Box sei für den Transport von Tieren gedacht. Sie schlug mir vor, zuerst allein zur Tierarztpraxis zu kommen, dort eine Box zu kaufen und anschließend die Katze darin zu bringen.
    »Das ist mir zu viel Hin und Her«, erwiderte ich et was angesäuert. »Ich kann wegen einer Katze nicht den ganzen Tag vertrödeln. Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Wir machen auch Hausbesuche, aber das ist wesentlich teurer.«
    »Das ist mir egal. Hauptsache, wir können das alles so schnell wie möglich erledigen.«
    »Dann werde ich selber kommen müssen«, seufzte sie in leicht genervtem Ton. »Passt es Ihnen heute am frühen Nachmittag?«
    Ich bejahte und nutzte die Gelegenheit, gleich allesNötige bei ihr zu bestellen: Fressnäpfe, Futter, Katzen streu ... und
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