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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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hin und her, während sie den Pfad entlangschlichen, den der schwer beladene Geländewagen durch das Unterholz gezogen hatte. Rechts und links standen die Mopanesträucher drei Meter hoch.
    Jetzt sagte keiner mehr etwas. Die Luft stand still und war mit dem harzigen, terpentinartigen Geruch der Mopanesamen geschwängert. Den Männern klebten die schweißnassen Hemden am Körper. Die Sicht war nach allen Seiten durch Baumstämme, Zweige und Laub stark eingeschränkt. Die Männer liefen geduckt, um unter den tief hängenden Zweigen durchschauen zu können und vielleicht die Füße oder den Schatten eines Wilderers zu entdecken.
    Auch bei Andy Stratten war von dickköpfigem Optimismus nichts mehr zu spüren. Sein Vater hatte in dem schlimmen Bürgerkrieg gekämpft, der zur Umwandlung der britischen Kolonie Mashonaland in die unabhängige Republik Malemba geführt hatte, doch an seinem Sohn war dieser gnadenlose Konflikt vorübergegangen. Bei all seinem Gerede von Rache, er hatte noch nie auf Menschen Jagd gemacht und war auch selbst nie das Ziel gewesen. Die Angst packte ihn an der Kehle und drehte ihm die Eingeweide um.
    Dann stießen sie plötzlich ins Freie und standen am Flussufer. Dort stand der Hilux mit den Vorderrädern und der Motorhaube halb im Wasser, die Fahrerkabine schräg geneigt, nur die Hinterräder hatten noch Halt auf der nassen, roten Erde des Ufers.
    »Scheiße!«, fluchte Andy Stratten. »Ich hoffe, diese dummen Munts können schwimmen.«
    Vor lauter Erleichterung hatte er sich vergessen: Er hatte das Schimpfwort der weißen Malember für die Schwarzen gebraucht. Kaum war es ihm herausgerutscht, wurde er sich der Beleidigung bewusst.
    Er begann gerade eine Entschuldigung zu stammeln, als er von zwei Schüssen übertönt wurde. Die beiden Farmarbeiter konnten nicht einmal aufschreien, geschweige denn selbst einen Schuss abgeben, als die Kugeln aus den Kalaschnikows sie umrissen.
    Nur ein paar Schritte entfernt kamen die Wilderer hinter Bäumen hervor und befahlen Andy und Moses aufgeregt, die Waffen wegzuwerfen. Dann trat ihr Anführer auf den Uferstreifen. Seine Augen waren hinter einer gefälschten Designersonnenbrille verborgen. Er ging auf Andy Stratten zu und stieß ihm den Finger vor die Brust.
    »Wer ist hier der dumme Munt , hm?«, sagte er.
    Dann ging er aus der Schusslinie und erteilte einen Befehl, worauf das Rattern der Gewehre wieder einsetzte.

8
    Sie betrachteten sich als Veteranen, denn sie hatten in ihrer Heimat und im Ausland in der endlosen Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen gedient, unter denen Malemba wie viele afrikanische Staaten zu leiden gehabt hatte. Sie trugen die seelischen Narben ihrer Erfahrungen, waren voller Zorn und völlig überzeugt von ihrem Recht auf das Land und das Geld, um sich für ihre Dienste an dem Staat zu entschädigen.
    Nachdem sie ihr tödliches Werk verrichtet hatten, zogen sie den Hilux aus dem Fluss, ließen den Motor an und fuhren zurück zu dem Akazien-Gehölz. Dort teilte sich die Gruppe auf. Vier Männer nahmen den Landrover der Strattens und machten sich damit auf den Weg zum Gutshaus. Unterwegs hielten sie einmal an, um auf weitere Bewaffnete zu warten, dann fuhren sie mit der eingetroffenen Verstärkung ihrem Ziel entgegen.
    Zalika Stratten hatte aufbegehrt, als ihr Vater ihr befahl, in das unterirdische Versteck der Familie zu gehen, das ein Stück vom Haupthaus entfernt unter einer Werkstatt lag. Die Verbindung zu Andy und seinem Trupp war abgerissen. Von einem abgelegenen Dorf war die Nachricht gekommen, dass ein voll besetzter Kleinlaster mit Bewaffneten unterwegs sei. In einem Land, das an bewaffneten Aufruhr gewöhnt war, machte sich immer jeder auf das Schlimmste gefasst. Wie viele weiße Frauen im Süden Afrikas hatte Zalika jede mögliche Schulung an der Waffe und zur Selbstverteidigung genutzt. In ihren Kreisen war es eine selbstverständliche Erkenntnis, dass sie ebenfalls eine gefährdete Spezies waren.
    »Ich weiß, wie man mit einem Gewehr umgeht«, beharrte sie. »Lass mich auch kämpfen!«
    Ihr Vater wollte nichts davon hören. »Dieses eine Mal in deinem Leben, Zalika, tu, was man dir sagt!«, schrie er, packte sie beim Arm und schleppte sie zu dem Versteck, ihrer einzigen Hoffnung auf Sicherheit.
    »Komm, mein Liebling, du weißt, dass es das Beste für dich ist«, sagte Jacqui. »Daddy möchte sich nicht um uns ängstigen müssen.«
    Das Versteck war mit dem Notwendigsten zum Überleben ausgestattet: Nahrungsmitteln,
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