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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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ihn stürmisch in die Arme. »Es ist so toll, dass du wieder da bist!«
    »Finde ich auch.« Er klopfte ihr auf die Schulter und belächelte ihren welpenhaften Übermut.
    »Bekomme ich keine Umarmung?«, fragte Andy.
    »Natürlich nicht«, antwortete seine Schwester. »Dich habe ich noch beim Frühstück gesehen. Du müsstest schon mehr als ein paar Stunden weg sein, wenn du von mir gedrückt werden willst.«
    Andy sah seinen Freund an. »Wie gesagt: ein verrücktes Huhn.«
    »Und mein Bruder ist ein arroganter, rechthaberischer Mistkerl!«
    Die Beleidigung hätte größere Wirkung erzielt, wenn das Mädchen nicht diesen glücklichen Stolz verströmt hätte wie ein Lagerfeuer seine Hitze.
    Sie stiegen in den Landrover, Zalika legte den Gang ein, trat aufs Gas, dass sich die jungen Männer krampfhaft festhalten mussten, und fuhr zum Haus zurück.

6
    Das südöstliche Viertel Afrikas, das vom Äquator bis zum Kap der Guten Hoffnung reicht, hat spektakuläre Landschaften zu bieten. Zwischen diesen Sehenswürdigkeiten liegen jedoch zahllose Quadratkilometer offener Savanne: jede Menge trockenes Gras mit dem einen oder anderen Busch und Baum. Das ist eine schroffe, aber gerechtfertigte Beschreibung für das Stratten-Reservat. Seine Hauptattraktion waren die dort lebenden Tiere. Und an Tagen, wo die fünf großen unter ihnen – Löwe, Leopard, Nashorn, Elefant und Kaffernbüffel – sich nicht blicken ließen, litten die reichen Touristen schnell unter der Hitze und bekamen schlechte Laune.
    Das war die Lage, der sich ein Touristenführer namens Jannie Smuts gegenübersah, nachdem er seinen voll besetzten Geländewagen schon eine Weile erfolglos durch die Gegend gefahren hatte. Seine Kunden hatten bislang nur Warzenschweine, eine paar uninteressante Hirscharten und eine lustlose Giraffe gesehen. Das aber war kaum die große Summe wert, die die Kunden für ihren Afrikaurlaub gezahlt hatten. Smuts selbst konnte sich mehr für den afrikanischen Himmel begeistern: nachts voller Sterne, so gespenstisch bei Sonnenauf- und -untergang und immer unberechenbar, weil sich im Nu aus grenzenlosem Blau eine Masse von Sturmwolken auftürmen konnte. Smuts war jedoch klar, dass die Aufforderung »Sehen Sie sich doch mal diesen wunderschönen Himmel an!« nicht gut ankäme, besonders da das Segeltuchverdeck den Blick nach oben gar nicht zuließ.
    Er spürte, wie sich die Enttäuschung hinter ihm auf den Beifahrerbänken aufstaute. Fünfhundert Meter vor dem Akaziengehölz hielt er an. Als er aufstand, um sich seinen Kunden zuzuwenden, war er sich ziemlich sicher, das Blatt noch wenden zu können.
    »Hier habe ich jetzt etwas ganz Besonderes für Sie«, kündigte er der Spannung halber mit gesenkter Stimme an. »Gleich um die Ecke gibt es eine Stelle, wo sich Nashörner zum Trinken und Fressen einfinden. Mit ein bisschen Glück sind gerade welche da, und ich kann Ihnen sagen, das ist ein sehenswerter Anblick. Der außerdem überfällig ist, oder nicht?«
    Ein erleichtertes Gelächter ging durch den Wagen. Smuts grinste die Leute an, dann setzte er sich wieder hinters Steuer und fuhr weiter.
    Sie waren noch zweihundert Meter von dem Gehölz entfernt, als Smuts Schakale sah, die an einem großen grauen Kadaver fraßen. Er fluchte leise und hoffte, dass seine Kunden noch nicht entdeckt hatten, was dort vor sich ging. Er bremste, sprang aus dem Wagen und griff nach seinem Gewehr.
    »Bin gleich wieder da, Leute. Will nur rasch nachsehen, ob unsere Nashörner gerade da sind. Bleiben Sie auf jeden Fall im Wagen, ja? Schließlich soll ja keiner verloren gehen.«
    Diesmal klang das Lachen ein bisschen nervös, denn die Touristen spürten, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Smuts blieb kaum eine Minute weg. Als er zurückkam, war ihm die gute Laune vergangen. Er sagte kein Wort, sondern nahm sein Funkgerät und meldete die Tat der Wilderer auf Afrikaans, da er von den Touristen nicht verstanden werden wollte.
    Dann ließ er den Motor wieder an, wendete und fuhr auf dem Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Tut mir leid, Leute!«, rief Smuts über die Schulter. »Scheint, dass unsere Nashornkumpel gerade woanders sind. Aber keine Sorge, das ist ein großes Reservat. Und früher oder später werden wir die Tiere in ihrem Versteck schon aufspüren!«

7
    Als die Meldung durchkam, dass Sinikwe und Fairchild das Opfer von Wilderern geworden waren, war Dick Strattens erster Impuls, selbst hinzufahren und den Vorfall zu untersuchen. Die jungen Männer
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