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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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Wenn du ein Mal diese garstigen Turnschuhe nicht anziehst und stattdessen Absätze trägst oder eine Winzigkeit Make-up auflegst, das würde schon so viel ausmachen. Du hast so schöne blaue Augen. Sie sind das Hübscheste an deinem Gesicht, doch niemand wird sie bemerken, wenn du sie nicht ein bisschen betonst. Und was deine Haare angeht: René fragt mich immer wieder, wann ich dich in den Salon mitbringe. Er würde dir gern ein paar Strähnchen machen. Er sagt, das würde dich geradezu verwandeln.«
    »Ich will keine Strähnchen«, fauchte Zalika. »Stundenlang dasitzen, mit Alufolie in den Haaren, und sich zu Tode langweilen, während dieser schreckliche Kerl mit seinem unechten französischen Akzent um einen herumzappelt – das ist doch die Hölle.«
    »Wenn du so weitermachst, wirst du nie einen Freund abkriegen, das steht fest«, erwiderte ihre Mutter.
    »Ich will auch gar keinen.«
    »Ach, sei nicht albern. Du bist ein siebzehn Jahre altes Mädchen; natürlich willst du einen Freund. Als dein Bruder so alt war, war er von Mädchen umringt. Allerdings ist es Andrew nie schwergefallen, sich von seiner besten Seite zu zeigen.«
    Zalika verdrehte die Augen. »Fängst du schon wieder von meinem ach so perfekten Bruder an ...«
    »Nun, du hast ja gesehen, wie viele Briefe er bekommen hat, seit er von New York zurückgekehrt ist, alle von Mädchen. Meine Freunde reden nur noch davon, welchen Eindruck er gemacht hat. Jedes hübsche Ding in Manhattan wollte ihm vorgestellt werden.«
    »Du lieber Himmel, Mummy, weißt du überhaupt nicht, wie Andy eigentlich ist? Er wird diesen blöden Amerikanerinnen Geschichten erzählen, dass er auf Safaris geht, wo er angeblich auf Elefanten reitet und mit bloßen Händen Löwen erlegt, und dann träumen sie alle nur davon, dass er sie nach Afrika mitnimmt, und überlegen sich, was sie dazu einpacken werden. Und sobald er einer an die Wäsche durfte, erzählt er einer anderen die gleiche Geschichte. Das macht er immer. Tu nicht so, als hättest du das noch nicht mitbekommen.«
    »Ehrlich, Zalika, du redest manchmal kompletten Unsinn. Und du solltest zu deinem Bruder nicht so gemein sein. Schließlich ist er es, der hart gearbeitet hat, um an der Columbia Business School einen Platz zu erhalten. Angesichts deiner letzten Zeugnisse kannst du von Glück reden, wenn du deinen Abschluss schaffst. Dabei bist du wirklich nicht dumm. Wenn du nur wolltest, könntest du glatt –«
    »Das Flugzeug!«, schrie Zalika ihre Mutter ignorierend und schaltete so schnell, wie es nur ein Teenager kann, von wütender Empörung auf höchstes Entzücken. Sie sprang auf, rannte nach draußen die Stufen der schattigen, schilfgedeckten Veranda hinab und sauste auf langen, schlanken, karamellbraunen Beinen über den sattgrünen Rasen, während Jacqui Stratten hinter ihr herrief: »Zalika, Zalika! Komm sofort an den Tisch zurück!«
    Frustriert durch das plötzliche Verschwinden der Tochter wandte Jacqui sich ihrem Gatten zu. »Dieses Kind bringt mich noch ins Grab. Und du hättest mir beipflichten können, Liebling, anstatt nur dazusitzen und dich vollzustopfen, während deine Tochter so ungezogen war.«
    Dick Stratten erwiderte nichts. Er hatte längst gelernt, dass es Situationen gab, wo ein Ehemann schweigen sollte, weil er sowieso nicht das Richtige von sich geben würde. Es war das Beste, seiner Frau nicht zu widersprechen, damit sie sich die Dinge von der Seele reden konnte.
    Draußen auf dem Rasen blieb Zalika abrupt stehen und drehte sich zu ihren Eltern um, die weiter bei ihrem Mittagessen saßen. »Da!«, rief sie und zeigte zum Himmel. »Könnt ihr es sehen? Da kommt Andy! Er ist aus Buweku zurück! Er hat Moses abgeholt!«
    Stratten runzelte die Stirn, während er dem ausgestreckten Arm seiner Tochter folgend zum Horizont spähte.
    »Meine Güte, das Mädchen hat recht«, sagte er. »Ich werde noch blind auf meine alten Tage.«
    Nun stand auch er auf und trat an das Geländer der Veranda. Seinen Bewegungen sah man sofort an, dass von Altersschwäche keine Rede sein konnte.
    »Ach, so schlecht siehst du doch gar nicht ... wenn man dein hohes Alter bedenkt«, neckte Jacqui.
    Sie hatten sich kennengelernt, als Dick dreißig und sie ein junges Mädchen von achtzehn Jahren gewesen war, nur ein Jahr älter als Zalika jetzt. Seine Familie und Freunde, lauter Stützen der malembischen weißen Oberschicht, waren entsetzt gewesen: Sie war viel zu jung und vor allem viel zu gewöhnlich für den Erben der
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