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Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)

Titel: Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
Autoren: Christina Dodd
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Wirt - sprich den Berg - gemacht hatten. Gigantische Gesteinsbrocken türmten sich in dem lang gestreckten Tal, von dem massiven Felsabgang, der lawinenartig in die Tiefe stürzte. Hier und da ein winziger grüner Halm, der sich vorwitzig aus dem Boden reckte, jedoch keine Überlebenschance hatte. Die fruchtbare Bodenschicht war so dünn, dass sie durch Stürme verweht und von Überschwemmungen weggewaschen wurde. Hier wuchs nichts, denn über allem ragte der Berg, massig, karg, dunkel verschattend.
    Karen bemühte sich, nicht auf den Mount Anaya zu schauen, aber wie jedes Mal zog der Gipfel ihren Blick magisch an - über Felsnasen, ausgezackte Steinschluchten, glitzernde Gletscher und jungfräulich weiße Schneefelder bis zum schneebedeckten Gipfel, der wie ein grauweißes Graffiti mit dem azurblauen Himmel verschmolz.
    Berge, es waren immer Berge, die durch ihre Albträume geisterten, aber der Mount Anaya … Im Sanskrit bedeutete der Name »böser Berg«.
    Die Einheimischen glaubten, dass der Berg verflucht war.
    Nach zwei Monaten Aufenthalt im Schatten des gewaltigen Bergmassivs glaubte Karen das auch.
    Der Berg verdarb ihr den Tag, und der mitternächtliche Lover raubte ihr den Schlaf. Sie saß hier fest, gefangen
zwischen den Erwartungen ihres Vaters und ihrem Pflichtbewusstsein - und dieser Nullnummer Phil Chronies.
    Etliche Männer lungerten herum, lehnten an den beiden vorsintflutlich anmutenden Schaufelbaggern, die sie in Tibet geleast hatte, für einen unverschämt hohen Preis. Sie streichelten ihre Yaks und plauderten.
    Karen steuerte auf sie zu und lächelte.
    Lhakpa, ihr Dolmetscher, trat vor und verneigte sich höflich.
    Sie beugte sich zu ihm und redete leise auf ihn ein. »Danke, dass du die Aufsicht für meine Leute übernimmst, bis Mr. Chronies eintrifft.«
    »Ja. Natürlich. Ich übernehme die Aufsicht.« Lhakpa verneigte sich erneut.
    »Gestern Abend teilte Mr. Chronies mir noch mit, dass heute eine Sprengung ansteht.«
    »Ja, er hat uns erklärt, wo wir das Dynamit anbringen müssen.« Er strahlte.
    » Ich hab ihm gesagt, wo das Dynamit anzubringen ist.«
    Lhakpa machte große Augen, als sie zu dem Container mit dem Dynamit lief. »Mr. Chronies wird es gar nicht gut finden, wenn Sie …«
    Sie fuhr herum, fixierte ihn. »Ist dir nicht aufgefallen, dass Mr. Chronies mich über alles informiert, von morgens bis abends?«
    »Doch, Miss Sonnet.«
    »Und dass ich Mr. Chronies den ganzen Tag Anweisungen gebe, die er zu befolgen hat?«
    »Doch, Miss Sonnet.«

    »Mr. Chronies würde es nicht wagen, meine Anweisungen zu ignorieren.« Sie grinste selbstzufrieden.
    Es stimmte; Phil fügte sich ihren Weisungen, wenn auch zähneknirschend. Sie arbeitete mit System und würde einen Teufel tun, ihre Planung bloß wegen Phil und seiner Faulheit abzuändern. Damit würde sie ihre ohnehin kritische Position als Frau in einer Männerdomäne nur schwächen.
    Außerdem hatte sie ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Sie kannte die Materie aus dem Effeff. Wenn sie eine Sprengladung zündete, würde sie sich damit bei den Sherpas garantiert Respekt verschaffen, denn die Typen waren wie alle Männer: schwer beeindruckt von der ohrenbetäubenden Knallerei, von Explosionen, die riesige Felsen in winzige Kiesel sprengten.
    Hoffentlich war der Berg genauso beeindruckt, seufzte sie insgeheim, damit sie endlich dieses verdammte Hotel bauen konnte.
     
    Er lag flach auf dem Bauch auf einem Felsen über dem Baugelände und beobachtete Karen Sonnet mit einer Mischung aus Missbilligung und Verlangen.
    Warum war sie hergekommen? Ausgerechnet Karen? Hätte es nicht jemand anderes sein können? Irgendein Mann, ein Typ wie die anderen, der sich mit Hotelbauten auskannte, der trank und soff und möglichst auch auf Korruption und Schmiergelder ansprang.
    Stattdessen hatte er die kleine, süße, strahlende Miss Unschuld am Hals.
    Er hatte sie das erste Mal in Kathmandu gesehen,
am Bahnhof, als er auf den Zug wartete. Sie war ihm spontan aufgefallen; er stand auf hübsche Frauen, und sie war hübsch. Zierlich, um die eins sechzig groß und schlank, machte sie selbst in Arbeitsklamotten eine gute Figur. Sie hatte braune Haare und perfekt gebräunte Haut wie die Models in der Werbung. Er hatte geglaubt, dass sie eine von zigtausend Trekking-Touristen war, die jedes Jahr nach Nepal kamen, um im Himalaja herumzukraxeln.
    Eben winkte sie mit einer Hand den Kofferträgern, mit der anderen deutete sie auf ihr umfassendes Camping-Equipment.
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