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Samtheiß

Samtheiß

Titel: Samtheiß
Autoren: Unknown
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Hitzewallung, die noch stärker war als die der Nacht, überlief sie vom Nacken den Körper nach unten. Die Feuchtigkeit, die ihre Haut überzog, lief in großen Tropfen zusammen.
    Sie stand auf und warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel auf der Kommode - dunkles gelocktes, mit grauen Fäden durchzogenes Haar umrahmte ein kleines, rundes Gesicht, große Brüste hingen voll und rund, ein schwellender Bauch, breite Hüften thronten auf beiden Seiten ihres Körpers wie Flügel und endeten in den Falten des weichen Dreiecks ihrer dunklen Haare. Du hast mir so viel Genuß bereitet, dachte sie, während sie dastand und ihren Körper betrachtete. Und nun hatte sie Robert, der mit seiner Zunge die Innenseite ihrer Arme entlangfuhr, bis sie vor Verlangen halb wild wurde. Aber diese Hitzewallungen! Wenn die endlich aufhörten, wäre sie froh. Sie griff nach Unterhose und Büstenhalter und dann nach ihrer Uniform. Mit Morgenröcken konnte sie nichts anfangen. Die waren für kranke Leute.
    Sie durchquerte schnell das Wohnzimmer auf dem Pfad, den sie zwischen Stapeln alter Zeitungen, Wäsche in Plastikkörben und den ausgeblichenen Polstermöbeln, die vor zwei Jahren das letztemal einen Staubsauger gesehen hatten, freigelassen hatte. Als ihr Vater und ihr Mann noch lebten, hatte sie das Haus einigermaßen sauber gehalten für sie, und alle Glasvögel abgestaubt, die einst ihrer Mutter gehört hatten. An die konnte sie sich nicht viel besser erinnern als an ihre Großmutter, die in einem Land beerdigt war.
    Ihre Mutter war gestorben, als sie vier Jahre alt war; und nachdem ihre Geschwister geheiratet hatten und weggezogen waren, war sie alles, was ihrem Vater geblieben war. Sie machte ihm den Haushalt sogar dann noch, als sie Joseph heiratete, der zu ihnen zog, als wäre er die Braut. Jetzt war ihr Vater seit fünfzehn Jahren tot und Joseph seit fünf.
    Als sie in die Küche kam, sah sie die beiden Teetassen noch immer auf dem Tisch stehen und lächelte. Der Priester war gestern abend wieder da gewesen. Er war jung, groß und hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Himmel, ihn zu küssen mußte wunderbar sein, dachte sie jedesmal, wenn sie ihn sah. Als sie bei einer Tasse Tee gestern beisammengesessen hatten, legte er seinen Arm um ihre Schultern und sagte: »Wissen Sie, Josie, wir vermissen Sie sonntags sehr.«
    »Oh, tatsächlich?« hatte sie geantwortet. »Ich weiß, daß ich eigentlich kommen müßte. Es ist nicht zu entschuldigen.« Wie hätte sie ihm sagen können, daß sie jedesmal, wenn sie den langen stillen Gang der Kirche zum feierlichen Gottesdienst betrat, das Gefühl hatte, auf einer Beerdigung zu sein.
    »Das ist aber sehr nett von Ihnen, daß Sie sich solche Gedanken um mich machen«, hatte sie gesagt, während sie in seine Augen blickte und sich zusammenriß, um nicht die Hand auszustrecken, um seine Lippen zu berühren. »Kümmern Sie sich um alle Gemeindemitglieder sosehr?«
    »Sie sind eine sehr attraktive Frau, Josie«, hatte er geantwortet und begonnen, mit seinen Fingern über die nackte Haut ihres Oberarms zu streichen. Als Antwort hatte sie sich an seine Schulter geschmiegt, bis die Spannung in der Luft lag wie schwüle Hitze. Dann fing sie sich wieder.
    Er war ein Geistlicher mit Frau und zwei kleinen Kindern, und wenn er nicht so vernünftig war, daran zu denken, dann mußte sie das eben tun. Unter dem Vorwand, früh aufstehen zu müssen, hatte sie ihn eilig hinauskomplimentiert und nur seinen Geruch mit ins Bett genommen.
    Nun bückte sie sich vor, um den Kerosinofen in der Mitte des Raumes anzuzünden. Die Flamme wollte nicht brennen, also drehte sie den Brennstoffregler höher. Der Ofen sprang gerade in dem Augenblick mit einer lodernden Stichflamme an, als die drei Kätzchen, die in der alten Kohlenkiste neben dem Ofen wohnten, näherkrabbelten. Sie schreckten zurück und flohen in drei verschiedene Richtungen. »Oh«, lachte sie, »ihr Armen. Habt ihr euch erschrocken?« Die kleinste der drei beäugte sie mißtrauisch aus ihrem Versteck unter dem Geschirrschrank. Als das Kätzchen herauskam und sich wieder dem warmen Ofen näherte, griff sie nach ihm, öffnete die obersten Knöpfe ihrer Uniform und setzte es zwischen ihre Brüste. Immer wieder streichelte sie über den Rücken des Kätzchens, ihre Finger genossen das seidige Fell. Ein hoher Lockruf entfuhr ihrer Kehle, und sie wiegte sich hin und her und drückte das Kätzchen noch fester an sich.
    Eines späten Nachmittags während jenes
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