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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
Autoren: Sheila Jeffries
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Pension.«
    Karenza grinste sie an. »Katzen sind Männern in jedem Fall vorzuziehen«, sagte sie. »Das weiß ich schon lange. Wann kommt ihr wieder zurück?«
    »Nächstes Wochenende«, sagte Ellen. »Nick ist so nett und macht ein paar Reparaturen am Wohnwagen. Er stellt auch einen kleinen Holzofen hinein, sodass wir es gemütlich haben werden.«
    »Gut, dann kümmere ich mich so lange um Salomon, bis du so weit bist.« Karenza rieb mir den Kopf. »Ist das in Ordnung, Salomon?«
    »Er versteht alles«, sagte Ellen. »Ich wünschte nur, er könnte uns erzählen, was mit Jessica passiert ist.«
    Ich setzte mich hin und miaute so traurig, wie ich nur konnte. Heraus kam ein klägliches Wimmern. Ellen und Karenza blickten sich an. Ellen legte ihre Arme um mich und sah mir in die Augen.
    »Ist Jessica gestorben, Salomon?«, flüsterte sie. Ich miaute noch trauriger und vergrub meinen Kopf in ihrem Schal, weil ich die Trauer nicht ertrug.
    »Er trauert«, sagte Karenza. »Das erkenne ich sofort. Er braucht jetzt viel Zeit und Liebe. Ich habe ihn letzte Nacht mit ins Bett genommen, und das werde ich noch mal machen.«
    »Du bist ein Engel. Wie kann ich dir je dafür danken?«
    Dann kamen John und Pam. Und es wurde wieder geweint. Ich war so glücklich, als Johns kleine Hände mich streichelten!
    »Armer Salomon«, sagte er dauernd. »Ich habe dich so vermisst.«
    Pam hatte eine große Plastiktüte dabei, die sie Ellen gab. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
    »Oh, Pam!« Ellen griff in die Tüte und zog das bernsteingoldene Samtkissen hervor.
    »Das habe ich gerettet, nachdem er es aus dem Wohnwagen geworfen hatte«, erklärte Pam stolz. »Ich habe es gewaschen, getrocknet und dafür gesorgt, dass es gut riecht.«
    »Wow!« Ellen begrub ihr Gesicht im Samt. »Lavendel! Danke, Pam, du bist ein Engel.«
    Noch ein Engel, dachte ich. Pam und Karenza. Zwei Engel auf Erden. Wenn ich ein Mensch wäre, würde ich den beiden je einen Strauß Rosen überreichen.
    Ich war ziemlich nervös, als wir wieder in den Wohnwagen umzogen. Die Erinnerung an Joes Wutausbrüche würde dort noch in den Wänden stecken, genauso wie die Feuchtigkeit von der Wäsche. Außerdem rüttelte der Wind sicher noch genauso an dem Wagen.
    Nach einer Woche in Karenzas liebevollen Händen ging es mir besser. Mein Fell wuchs, ich nahm zu und stand wieder sicher auf meinen vier Pfoten. Meist trug ich meinen Schwanz hoch erhoben. Als es dann so weit war, trug mich Karenza in ihrem Mantel den ganzen Weg den Hügel hinauf. Ich wusste, dass meine Augen glänzten, und sah mich neugierig um. Hoch in den Bäumen sang ein Vogel. Neben dem Weg blühten Schneeglöckchen und Narzissen.
    John war in der Schule, aber Ellen war da, um mich in Empfang zu nehmen. Sie hatte mir einen neuen Korb gekauft und weich ausgepolstert. Und da stand schon eine neue Schüssel mit Futter für mich.
    Der Wohnwagen sah ganz anders aus und roch wie neu. Das Beste war aber der neue Ofen mit dem prasselnden Feuer. Es war wirklich warm drinnen. Und friedlich.
    Ich sah mir alles ganz genau an. Johns Schlafzimmer, wo ich die zwei Teddys mit einem Nasenstüber begrüßte. Ellens Zimmer mit den Hausschuhen unter dem Bett. Jessicas Schrankversteck unter der Sitzbank. Es war geputzt und mit Kisten gefüllt worden, aber in der Ecke lag noch Jessicas Spielmaus, die ich mit in meinen Korb nahm. Dann ließ ich mich dort nieder und versuchte, mir vorzustellen, was für ein Leben wir nun ohne Joe führen würden.
    »Es wird Frieden herrschen«, hatte mein Engel gesagt.
    Er hatte recht gehabt. Ellen, John und ich lebten friedlich zusammen. Der Wohnwagen war zwar kein richtiges Haus, aber er war ein guter Rückzugsort, ganz ohne Gebrüll und Streit.
    Ellen sprach ganz ruhig mit John und mir. An verregneten Nachmittagen lagen wir drei zusammen vor dem Ofen, und Ellen las John eine Geschichte vor oder spielte ein Spiel mit ihm. Wir waren glücklich.
    Ich hatte etwas mit John gemeinsam: Wir trauerten beide. Ich um Jessica und er um seinen Vater. Am Anfang weinte John oft, und ich war froh, wenn ich ihn trösten konnte. Ich legte mich auf seine Brust, mein Kinn auf seinem Herzen, machte mich lang und schnurrte.
    »Du bist eine richtige Heilerkatze«, sagte Ellen einmal zu mir. »Aber ich weiß, dass dir Jessica fehlt. Das stimmt doch, oder? Du spielst nicht so wie früher.«
    Das stimmte wirklich. Mir war irgendwie gar nicht nach Spielen zumute. Jessica hatte eine leere Stelle in meinem Leben hinterlassen, und
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