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Salambo

Salambo

Titel: Salambo
Autoren: Gustave Flaubert
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Hügel erklimmen wollte, bis an den Bauch. Es hatte den Anschein, als stampfe er mit Wonne auf ihnen herum, und sein Rüsselstumpf erhob sich von Zeit zu Zeit wie ein riesiger Blutegel.
    Dann trat eine allgemeine Pause ein. Die Karthager schauten zähneknirschend zu dem Hügel empor, wo die Barbaren standen.
    Endlich stürzten sie wiederum wild vor, und das Kampfgetümmel begann von neuem. Mehrfach ließen die Söldner sie dicht herankommen, indem sie ihnen zuriefen, sie wollten sich ergeben. Dann aber töteten sie sich selber mit entsetzlichem Hohngelächter, und je mehr fielen, desto höher stiegen die übrig bleibenden Verteidiger. Es war, als wachse allmählich eine Pyramide auf. Bald waren ihrer nur noch fünfzig, dann zwanzig, dann drei, und schließlich nur noch zwei: ein Samniter, mit einer Axt bewaffnet, und Matho, der noch sein Schwert besaß.
    Kniend hieb der Samniter mit seiner Waffe nach rechts und links. Dabei warnte er Matho vor den Schlägen, die man gegen ihn führte: „Achtung, Herr! Dort! Da!“
    Matho hatte Schulterschutz, Helm und Kürass verloren. Er war vollständig nackt und bleicher als die Toten um ihn herum. Das Haar stand ihm in die Höhe, und zwei Schaumstreifen flossen aus seinen Mundwinkeln. Sein Schwert kreiste mit solcher Schnelligkeit, dass es ihn mit einem Strahlenkranz umgab. Ein Stein zerschmetterte es am Griff. Der Samniter fiel, und die Flut der Karthager umbrandete nun den letzten der Söldner und kam dicht an ihn heran. Da hob er seine beiden leeren Hände gen Himmel, schloss die Augen und stürzte sich mit ausgebreiteten Armen in die Lanzen, wie ein Mensch, der sich von einem Vorgebirge ins Meer wirft.
    Man wich ihm aus. Mehrmals rannte er gegen die Karthager an. Doch immer wieder gaben sie ihm Raum und wandten ihre Waffen ab. Mathos Fuß stieß gegen ein Schwert. Er wollte es ergreifen. Da fühlte er sich an Händen und Füßen gefesselt und fiel zu Boden.
    Naravas war ihm seit einiger Zeit auf Schritt und Tritt mit einem jener großen Netze gefolgt, mit denen man wilde Tiere fängt. Indem er den Augenblick nutzte, in dem Matho sich bückte, hatte er es ihm übergeworfen. Nun band man ihn auf dem Elefanten fest, mit kreuzförmig weit gespreizten Gliedern. Alle Unverwundeten begleiteten ihn im Sturmschritt unter wildem Lärm nach Karthago.
    Die Siegesnachricht war dort unerklärlicher weise schon in der dritten Nachtstunde eingetroffen. Die Wasseruhr am Khamon-Tempel zeigte die fünfte Stunde, als man Malka erreichte. Da schlug Matho die Augen auf. Auf den Dächern der Häuser schimmerten so viele Lichter, dass die Stadt in Flammen zu stehen schien.
    Ungeheures Getöse drang ihm verworren entgegen. Er lag auf dem Rücken und betrachtete die Sterne.
    *
    Dann schloss sich eine Tür, und Finsternis umhüllte ihn.
    Am nächsten Tag um die gleiche Stunde starb der letzte von denen, die in der „Säge“ zurückgeblieben waren.
    An dem Tag, wo ihre Gefährten abmarschiert waren, hatten heimziehende Zuaesen die Felsen weg gerollt und die Barbaren zunächst ernährt.
    Man wartete immer noch auf Mathos Erscheinen und wollte den Ort nicht verlassen, aus Mutlosigkeit und Ermattung, auch aus jenem Eigensinn, mit dem sich Kranke weigern, den Platz zu wechseln. Schließlich aber waren die Nahrungsmittel aufgezehrt und die Zuaesen weiter gezogen.
    Die Punier wussten, dass höchstens noch dreizehnhundert Mann von den Söldnern übrig waren. Um ihnen ein Ende zu bereiten, brauchte man keiner Soldaten.
    Die wilden Tiere, besonders die Löwen, hatten sich seit den drei Jahren, die der Krieg währte, vermehrt. Naravas hatte eine große Treibjagd veranstaltet, wobei er in bestimmten Abständen Ziegen an Pfähle gebunden und damit die Bestien in die Säge gelockt hatte. Dort hausten sie noch, als ein Kundschafter der Alten ankam, um festzustellen, was von den Barbaren noch übrig sei.
    Auf der ganzen Ebene lagen Löwen und Leichen. Tote, Waffen und Kleider bildeten eine einzige Masse. Fast allen Leichnamen fehlte der Kopf oder irgendein Glied. Wenige nur sahen unversehrt aus, manche waren zu Mumien ausgedörrt. Staubbedeckte Schädel grinsten aus Helmen. Fleischlose Füße sahen aus Beinschienen hervor. Skelette trugen noch Mäntel, und gebleichte Gebeine leuchteten wie helle Flecken im Sande.
    Die Löwen ruhten mit der Brust und ihren vorgestreckten
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