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Sagen aus Oberösterreich

Sagen aus Oberösterreich

Titel: Sagen aus Oberösterreich
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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aus dem See und schüttle drohend die Faust gegen meine Mutter.«
    Noch hatte das Mädchen nicht zu Ende gesprochen, da begann es im See plötzlich zu brodeln und zu kochen, mit einem Knall zerbrach die Eisdecke, und die böse Marthe samt allen Hochzeitsgästen versank spurlos im See. Im letzten Augenblick war es dem Junker noch gelungen, mit raschem Sprung, seine Braut mit sich reißend, das Ufer zu erreichen, wo beide totenblaß den Untergang der anderen mit ansahen.
    Aus der Tiefe des Sees aber drang eine dumpfe Stimme an das Ohr der entsetzt Lauschenden: »Marthe, das Maß deiner Frevel ist voll!«
    Käthchen sank ohnmächtig zu Boden und verfiel in eine schwere Krankheit, von der sie sich nur langsam erholte. Erst als sie wieder völlig gesundet, die Brandruine geschleift und jede Spur von Marthens Wohnhaus beseitigt war, hielt Junker Stollhammer mit seiner Braut feierlich und gottergeben Hochzeit in der Kirche des heiligen Ägydius zu St Gilgen.
    Zur Erinnerung an jenes schreckliche Erlebnis, das so vielen Menschen das Leben kostete, sowie zur dankbaren Erinnerung an seine und seiner Braut Rettung ließ Hans Stollhammer am Seeufer ein Kreuz errichten, das man das »Hochzeitskreuz« nannte.

Das Lebenskräutlein
    In der Gegend von Kreutern bei Bad Ischl lebte vor langer Zeit eine arme Köhlerwitwe mit ihrer Tochter. Die Mutter war schwer krank, und niemand konnte ihr helfen. Einmal kam ein alter Mann in die Hütte der Köhlerin. Der sagte, es gäbe wohl ein Mittel, das sie von ihrem Leiden befreien könne. Das sei das Lebenskräutlein. Es wachse in einer dunklen Schlucht und könne nur in der Sonnwendnacht von einem unschuldigen Kinde gepflückt werden.
    Das Mädchen hörte das und nahm sich vor, der Mutter das Kräutlein zu holen. In der Sonnwendnacht machte sich das Kind auf den Weg. Es ging über Wiesen, durch Wald und über Schutt und Gestein, und der Mond zeigte ihm den Weg. Endlich stand es vor einer wilden Felsenschlucht. Weil es schon müde war, legte es sich ein Weilchen in das duftende Gras und schlief ein. Ihm träumte von Zimnitzgeist, und als es erwchte, stand er wirklich vor ihr.
    Das Kind erschrak, aber der Geist war freundlich und winkte ihm, es solle ihm folgen. Sie kamen in eine tiefe Höhle, die von einem matten Schein erleuchtet war. Auf dem Boden standen viele Blumenstöcke, große und kleine. Der Geist zeigte auf einen davon und sagte: »Schau, das ist dein Lebenpflänzchen. Es hat achtzehn frische Blätter, von denen jedes ein Lebenjahr bedeutet. Der Blumenstock daneben gehärt deiner Mutter Er hat nur noch ein Blatt.«
    Das gute Mädchen bat den Bergeist, die Blumenstäcke zu vertauschen. »Das kännte ich wohl tun«, sprach der Geist, »aber dann lebst du nur noch ein Jahr, während deine Mutter an deiner Stelle noch achtzehn leben wird.« – »Ich will meiner Mutter gern mein Leben opfern«, sprach das Mädchen, »wenn sie nur wieder gesund wird.«
    Es sah noch, wie der Zimnitzgeist die beiden Pflanzen vertauschte, dann schwanden ihm die Sinne. Als es wieder zu sich kam, befand es sich vor der Felswand, die sich wieder geschlossen hatte. Im Schoß aber hatte es das Lebenskräutlein.
    Das Mädchen eilte heim und bereitete der Mutter daraus einen Trank. Die Mutter fühlte sich bald gesund, während die Tochter von Tag zu Tag kränker wurde. Als das Mädchen schon nahe dem Tode war, träumte ihm vom Berggeist. Der reichte ihm einen Apfel und sagte: »Du gutes Kind, dein Opfer soll dir vergolten werden. Nimm diesen Apfel! Er wird dich gesund machen!«
    Als das Mädchen aufwachte, hatte es den Apfel in der Hand. Es aß ihn und wurde wieder gesund. Mutter und Tochter lebten noch lange und glücklich miteinander.

Das Mühlmännlein und der Spielmann von Haslach
    Ein lustiger Spielmann aus Haslach, der durch seinen Leichtsinn seinem Weib viel Anlaß zu Verdruß bot, ging einmal im Tal der großen Mühl zu einer Hochzeit nach St. Oswald, um dort aufzuspielen. Bei dem Schlößchen Lichtenau kam ein kleines Männlein auf ihn zu, das auf einem kleinen Pferd daherritt. Der kleine sah gar seltsam aus. Er steckte in einer grünen Gewandung, und grünes Haupt- und Barthaar umrahmte sein braunes Gesicht, aus dem ein paar glühende Augen leuchteten. Die Kleider des Kleinen und das Zaumzeug des Pferdes waren mit Sumpf- und Wasserpflanzen geschmückt, wie man sie in der Mühl findet.
    »Wohin des Weges?« fragte der sonderbare Zwerg den erstaunten Spielmann.
    »Ich gehe nach St. Oswald«, entgegnete
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