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Sagen aus Oberösterreich

Sagen aus Oberösterreich

Titel: Sagen aus Oberösterreich
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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und der Doktor unternahm auf seinem feurigen Rappen in gestrecktem Galopp den beabsichtigten Ritt.
    So kam allmählich die Zeit heran, wo der Teufel sein Anrecht auf Fausts Seele geltend machen konnte, und Furcht und Schrecken vor dem baldigen Ende befielen den Zauberer. Ganze Nächte hindurch ächzte und stöhnte er in seiner Seelenpein gottsjämmerlich, daß die Leute in der Umgebung gar nicht mehr schlafen konnten.
    Eines Nachts hörte man ein fürchterliches Getöse, als ob die Berge einstürzen wollten, und unter Blitz und Donner brach der Böse in das verschlossene Haus ein, packte den heftig sich sträubenden Faust und fuhr mit ihm durch ein Mauerloch hoch in die Lüfte, wo man Engelsgesang vom Himmel her dringen hörte. Da faßte den Doktor Faust bittere Reue über sein sündhaftes Erdenleben und er rief: »Ich bereue, o Gott, Gnade, Gnade!« Jedoch eine tiefe Stimme ertönte: »Faust, zu spät kommt deine Reue, es gibt keine Gnade mehr!«
    Und der Teufel zerriß den Leib des Unglücklichen und fuhr triumphierend mit seiner Seele zur Hölle.
    Seit dieser Zeit wollte niemand mehr im Hause auf dem Landshaagberg wohnen. Die Leute aber nennen es das Faust-Stöckl und zeigen noch heute das große Mauerloch, durch das der Teufel mit Faust aus dem Hause gefahren ist.

Das gefangene Wassermännchen von Freistadt
    In einem Tümpel der Aist bei Freistadt, den man für grundlos hielt, hauste ein Wassermännchen. Niemand wagte es, dort zu baden; man fürchtete sich vor dem kleinen Wicht, obwohl das Männchen noch niemanden etwas zu leide getan hatte. Es war nicht größer als ein fünfjähriges Kind, aber auf dem kleinen Rumpf saß ein mächtiger Schädel, den dichtes weißblondes Haar wie ein Strahlenglanz umgab; große feuerrote Augen leuchteten aus dem gutmütigen Gesicht. Man traf es oft nahe beim Ufer schlafend an, wo es sich wohlig von der Sonne bescheinen ließ.
    Als es wieder einmal am Randes des Tümpels schlief, ging gerade er Schloßherr von Weinberg vorüber. Erstaunt betrachtete er das seltsame Wesen, und weil er sich allerhand Kurzweil von ihm versprach, packte er es und nahm es mit sich auf das Schloß.
    Der Schloßherr hielt den Kleinen wie sein eigenes Kind, und das Männchen wurde bald lustig und guter Dinge; es fing zu reden an, machte allerlei Späße, und unterhielt die Leute aufs beste. Manchmal erzählte es auch Dinge, die anderen verborgen waren.
    Einmal nahm es sein Herr in die Kirche mit, wo es verwundert lauschend umherblickte. Aber plötzlich – es war gerade mitten unter der Wandlung, und in der Kirche herrschte andächtige Stille – schlug das Männchen zum Ärger aller Kirchenbesucher ein helles Gelächter auf. Als es sein Herr zornig fragte, warum es während der heiligen Handlung gelacht habe, sagte es fröhlich: »Wenn das aber so lustig war, was ich gesehen habe!«
    »Und was hast du gesehen?« Fragte der Herr von Weinberg.
    »Gerade hat der Teufel am Seitenaltar die Kuhhaut zerrissen«, erwiderte der kleine Wicht, »und sich am Taufbecken daneben fürchterlich den Schädel angestoßen.«
    »Ja, was hat denn der Teufel in der Kirche mit einer Kuhhaut zu tun?« erkundigte sich verwundert der Weinberger.
    »Nun«, antwortete der Kleine, »er hat sich auf eine Kuhhaut die Namen aller Leute aufgeschrieben, die während der Messe nicht andächtig waren. Die Haut wurde ihm aber zu kurz, weil ihrer so viele waren; da hat er mit aller Macht daran gezogen, um sie zu dehnen, damit alle darauf Platz hätten. Dabei ist sie mitten auseinandergerissen, und er ist mit dem Schädel an den Stein gefahren, daß es einen ordentlichen Krach getan hat.« Und er lachte neuerlich fröhlich auf.
    Seit dieser Zeit unterließ es der Herr, das Wichtlein mit sich in die Kirche zu nehmen.
    Ein anderes Mal sah er vor der Kirche ein Weib sitzen, das eine neue Schürze trug und eitel damit prunkte. »Wie würde sie erst stolz sein«, sagte das Männchen, »wenn sie wüste, worauf sie sitzt!« Da grub man an dieser Stelle nach und fand einen Schatz, der ausreichte, eine stattliche Kirche davon zu erbauen.
    Der kleine Wicht wäre gern wieder in seine nasse Behausung zurückgekehrt, fürchtete aber, zuviel von seinen Geheimnissen ausgeplaudert zu haben und dafür bestraft zu werden. Als ihm aber der Herr von Weinberg schließlich die Freiheit schenkte, nahm er freundlich Abschied von allen Bekannten und rief: »Geht nun mit mir zum Tümpel und schaut, wie es mir ergehen wird! Wenn das Wasser schwarz aufwallt, sobald
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