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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Wunder.
    Auch solls ein Vorzeichen von schönem Wetter gewesen sein.
    Endlich aber mußte wohl die heilige Frau nichts mehr zu waschen und zu bleichen haben oder war gar selbst verblichen; denn lange sahen die Sodener nichts mehr in der Luft schweben als blauen Dunst und düstre Wolken. Die Klostermauern aber fingen an, wacklig zu werden und einzustürzen.
    Da hieß es denn, die weiße Frau sei erlöst, ohne daß man wußte, wer das Erlösungswerk vollbracht.
    Die Bauern wollten nun das Kloster vollständig abreißen und ein neues an die Stelle bauen. Aber so oft sie auch begannen, alles fiel immer wieder ein. Da ward ihnen der Befehl, die verwünschten Steine unentgeltlich nach Frankfurt zu fahren; dort mußten sie den heute noch unvergessenen Frohnhof bauen, von dem die Frohnhofstraße den Namen hat.

Der Haun-Müller
    Vor langer Zeit stand einmal eine Mühle an der Haun, einem Flüßchen, das an Hünfeld vorbeifließt und bei Hersfeld in die Fulda fällt. Jedes Jahr rissen die Fluten das Wehr entzwei und der Müller hatte fort und fort zu bauen und zu bessern. Eines Tages stand der Müller betrübt am Ufer und sann darüber nach, wie er dem Wehr eine Festigkeit gäbe, welche auch bei großem Wasser widerstände. Da trat ein Mann zu ihm, forschte nach der Ursache seines Kummers und sagte, nachdem der Müller ihm diese vertraut. »Ich weiß ein Mittel, das Wehr so fest zu bauen, daß keine Flut es zerreißen kann. Ihr müßt in den Grund einen lebendigen Jungen legen und darüberhin bauen. Den Jungen schaff' ich Euch um einen billigen Preis.« Der Müller überlief es eiskalt bei diesen Worten; das Mittel sollte aber untrüglich sein und da er durch die jährliche Beschädigung der Mühle um all' seinen Wohlstand gekommen war und sich in großer Bedrängnis befand, so ließ er sich überreden, auf den Vorschlag einzugehen. Der Mann brachte den Knaben – es war sein eigener –, empfing seinen Lohn dafür und half dem Müller beim Bau. Diesen aber erfaßte die Reue und er starb kurze Zeit nachher. Doch wurde das Grab ihm keine Ruhestätte; nachts geht er am Ufer auf und ab und lockt den Wanderer in den Fluß. Jedes Jahr muß der Müller seine Beute haben. Der erste, der ihm zum Opfer fiel, war jener Mann, der ihm den Knaben verkauft hatte.

Der hessische Blocksberg
    Im Süden des Kreises Ziegenhain erhebt sich bei Ottrau der Bechelsberg bis zu einer Höhe von 472 m empor. An seinem Abhang wachsen mancherlei Heilkräuter, die zu Himmelfahrt gesammelt werden. Der Gipfel des Bechelsberges heißt die Rumpelskuppe, ein Name, welcher dem ungeheuern, donnerähnlichen Getöse seine Entstehung zu danken haben mag, das zum Schrecken und Entsetzen der Menschen und des Viehes mitunter oben auf dem Berg gehört worden sein soll. Dieses Gepolter wird von Ohrenzeugen mit dem Toben und Brausen eines schrecklichen Sturmes verglichen. Kurz vor dem Ausbruch will man in der Nähe des Berges bisweilen eine schwarze Gestalt, auch wohl eine feingekleidete Jungfrau gesehen haben.
    Nahe an der Rumpelskuppe befindet sich eine kesselförmige Vertiefung, die Hexenkaute, auch Silberkaute genannt. Hier wird am 1. Mai in der Mitternacht großes Gastgebot und Hexentanz gehalten. Der Meister führt strenge Aufsicht über Musik und Tanz. Wer z. B. um eine Viertelstunde zu spät erscheint, beim Tanz einen Fehltritt tut usw., bekommt zur großen Belustigung aller Gäste eine gewisse Anzahl Besenhiebe. Die Tracht der Teilnehmer besteht in einem langen schwarzen Kleid mit einem Strohgürtel und einer Haube, unter welcher ein langer Haarzopf herabfällt. Es wird getanzt, gesungen, gelärmt und allerhand Unfug getrieben, zuletzt der Rest der Mahlzeit für die Rückreise eingepackt und, nach gegenseitigem Anwünschen eines fröhlichen Wiedersehens für das nächste Jahr, auf stumpfen Besen und Hähnen pfeilschnell wieder weggeritten.
    Die Hexen kommen stets an solchen Orten zusammen, an denen in altgermanischer Zeit Gericht gehalten und geopfert wurde; auf dem Bechelsberge aber war eine alte Ziegenhainische Gerichtsstätte.

Der Hexenritt bei Dieburg
    Vor Münster bei Dieburg steht ein Kreuz, dort hatten drei Burschen in der Walpurgisnacht drei Eggen zusammengestellt und sich darunter versteckt, um die Hexen zu sehen. Diese kamen wirklich nach einiger Zeit durch die Luft dahergeritten.
    Neugierig starrten die Burschen den Hexenzug an, plötzlich rief einer von ihnen den anderen zu: »Schaut, die alte Glasern ist auch dabei! Seht nur, wie spaßig sie
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