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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Leben und verläßt das dunkle Grab des Felsens, um an das Licht des Tages zu treten. Dann niest sie siebenmal und wer ihr siebenmal ein Gotthelf zuruft, der hat nicht nur die Jungfrau aus ihrem Bann befreit, sondern gewinnt auch alle in dem Felsen verborgenen Schätze. Einst hörte ein Fuhrmann sie niesen und rief sechsmal sein Gotthelf, als er aber zum siebenten Mal ungeduldig statt dessen einen Fluch ausstieß, verschwand die Jungfrau.

Der Schlurcher
    In dem nicht weit von Erbach gelegenen Roschgacher Hof hatte sich ein Hausgeist, welcher Schlurcher genannt wurde, so eingenistet, daß die Leute im Haus, denen er bei allen Arbeiten mit ungeheurer Behendigkeit half, ganz an ihn gewöhnt waren und auf seine Erscheinung nicht mehr sonderlich acht gaben. Der Schlurcher trug eine graue, durch einen Strick zusammengehaltene Kutte und ein paar Holzschuhe, in denen er geräuschvoll die Treppen hinauf und hinunter schlappte oder schlurchte, wie die Bauern sich ausdrückten. Es geschah mehrmals, daß die Knechte abends beim Kartenspiel saßen und einer von ihnen sagte: »Wie wär's, wenn jetzt der Schlurcher käme?« Da saß der Genannte auch gleich mitten unter ihnen und wollte mitspielen. Dann standen die Knechte ruhig auf und ließen ihn sitzen, was ihn nicht wenig ärgerte.
    Eines Abends saß ein fremder Bauer allein in der Stube und trank einen Schoppen Wein, da kam der Schlurcher die Bodentreppe herunter in das Zimmer, steckte sich am Ofen seine Pfeife an und setzte sich so recht behaglich dem Fremden gegenüber an den Tisch, der nicht recht wußte, was er aus dem sonderbaren Gast machen solle. Der alte Pächter aber, der in der Kammer neben dem Zimmer im Bett lag und von dort aus Schlurchers Unverschämtheit bemerkte, rief mit drohendem Ton: »Ah! Du glaubst, es säh' dich niemand, weil du dich so breit machst, alter Kerl! Aber marsch hinaus, sonst komm' ich dir!« Da erschrak der arme Schlurcher sehr und klapperte schleunigst die Bodentreppe wieder hinauf.

Der Taufstein
    Der Taufstein hat seinen Namen daher, daß der heilige Bonifatius auf demselben die ersten Christen taufte. Es waren aber viele Helden in der Gegend, welche sie verfolgten. Wenn dieselben einen Christen fingen, stürzten sie ihn vom Bilstein herab.

Der Teufel baut eine Stadt
    Junker Hans von Dörnberg besaß auf dem Hain bei Neustadt ein Schloß und gebot außerdem über fünf Dörfer, die in dieser Gegend lagen. Er wünschte nun eine Stadt zu haben, und um seinen Zweck schnell zu erreichen, schloß er ein Bündnis mit dem Teufel und ließ ihn vier Dörfer, obgleich dieselben eine hohe und gute Lage hatten, zu dem fünften und größten in den Bruch hinabtragen. Weil nun der Teufel die Häuser bloß auf den Boden dahin gestellt hat, daher kommt's, daß keine Keller darunter sind. So ist Neustadt entstanden.

Der vergeßliche Graf
    In Dillenburg war einmal vor vielen Jahren ein Mann der Hexerei beschuldigt worden. Der Graf wollte nicht recht daran glauben, aber das Volk wurde unruhig, so machte man dem Mann den Prozeß und verurteilte ihn zum Feuertod. Insgeheim aber befahl der Graf, man solle den Holzstoß zwar anbrennen, sobald man jedoch ein weißes Fähnchen vom Schloß herab winken sehe, wieder auslöschen. Die Richter hielten die Hinrichtung lange hin, als aber das Volk ungeduldig wurde, mußten sie doch den Befehl geben, den Scheiterhaufen anzuzünden. Die Flammen schlugen schon an dem Mann in die Höhe, da wehte auf einmal das Fähnchen aus dem Schloßfenster. Aber als man den Holzstoß auseinanderriß, fand man nur die verkohlte Leiche. Der Graf hatte zu der Stunde gerade ein Bankett gegeben und darüber sein Versprechen vergessen. Und als es ihm endlich einfiel, war es zu spät. Nun muß er jede Nacht auf einem schwarzen Roß den Weg vom Schloß nach dem Fluß, wo die Richtstätte war, reiten. Weder er noch das Roß haben einen Kopf.

Der versunkene Hof
    Bei Eichenzell unweit Fulda liegt ein großer schilfbewachsener Sumpf von hohen Tannen umgeben, still und düster. Oft sollen Trunkene hineingefallen, Pferde darin versunken sein, und manche schauerliche Sage läuft darüber in der Gegend um. Verwegene Bauern, welche einmal den schlammigen Rand des Sumpfes mit Brettern belegt hatten und nach der Mitte vordrangen, fingen dort Hechte und Karpfen, welche aber alle schwarz von Farbe waren.
    In alter Zeit soll hier ein schöner Hof gestanden haben. Der Herr desselben war aber ein reicher Prasser, welcher täglich in Saus und Braus lebte und
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