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Sagen aus dem Saarland

Sagen aus dem Saarland

Titel: Sagen aus dem Saarland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Heinzelmännchen von Serrig
    Bei dem gottgesegneten Weindorf Serrig an der Saar gibt es ein Flurstück, das »Im Widderhäuschen« heißt; darin liegt ein mit Steinplatten umstellter viereckiger Platz, der früher ein römisches Familiengrab gewesen sein soll. Das Volk aber weiß es besser: Dort stand das Häuschen, das einstmals den Wichtelmännchen, Witterchen genannt, die im nahen Wald ihr Wesen trieben, als Behausung diente. Diese Witterchen waren ein fleißiges und den Menschen zugetanes Zwergvölkchen, das den Bewohnern von Serrig gar manchen guten Dienst leistete. Alljährlich zur Osterzeit kamen die Zwerglein ins Dorf und benutzten dort, wo der Weg nach Greimerath abzweigt, mit stillschweigender Erlaubnis des Eigentümers ein Haus zum Brotbacken. Dies war für sie eine feierliche Handlung, bei der ihnen kein menschliches Auge zusehen durfte. Und die Serriger ehrten ihren Wunsch, weil sie von den treuherzigen kleinen Leutchen nichts Übles zu befürchten, aber viel Gutes zu erwarten hatten.
    Einmal aber wurde die junge Frau des Backhausbesitzers vom Teufel der Neugierde derart geplagt, daß sie um jeden Preis das Geheimnis des Brotbackens ergründen wollte. Sie legte sich also in einer Nacht, in der die Zwerge wieder ihr Brot zu backen beabsichtigten, auf die Lauer und harrte mit großer Geduld aus, bis die Brote gar waren. In feierlichem Zuge breiteten die Witterchen sodann die Laibe aus, und der König des kleinen Volkes segnete sie mit den Worten: »Gott sei Dank für unser Brot!«
    Da hielt es die Lauscherin in ihrem Versteck nicht mehr aus, und mit dem Ruf: »Unsern Kuchen auch!« sprang sie mit ihrer alten Laterne mitten unter die erschrockenen Zwerge. Mit einem Schlag erlosch das Licht, die Trägerin stürzte zu Boden, die Witterchen aber purzelten kopfüber die Treppe hinunter. Als das Weib sich erhob, waren Brote und Witterchen verschwunden.
    Seit diesem Ereignis aber ließ sich das emsige Völkchen nicht mehr sehen, es zog aus der Gegend fort, und die Serriger mußten von da an in Feld, Wald und Haus die Hilfe der fleißigen Männlein entbehren.

Die Teufelsbeschwörung in der Düppenweiler Mühle
    Vor langer, langer Zeit diente in der Düppenweiler Mühle ein Knecht, der um jeden Preis reich werden wollte. Er verschaffte sich ein Zauberbuch, über dem ohne Wissen des Priesters die heilige Messe gelesen worden war.
    Eines Abends setzte sich der Müller mit einigen gleichgesinnten Burschen in eine Kammer der Mühle, um seine Zauberkunst auszuprobieren. In die Mitte der Stube hatten sie eine große Tauchbütte (Färberbottich) gestellt; dann nahmen sie das Hexenbuch und begannen die Zauberformeln zu lesen. Aber der Versuch blieb ohne Erfolg.
    Da erinnerte sich einer der Burschen daran, daß man Hexenbücher von hinten nach vorn lesen müsse. Kaum hatten sie von rückwärts zu lesen begonnen, so wurde es unheimlich dunkel. Ein gewaltiger Sturm erhob sich. Die Spitzen der Pappeln, die vor dem Hause standen, beugten sich und reichten zum Kammerfenster herein. Dann öffnete sich die Tür, und der Teufel mit dem Pferdefuß trat unter die Gesellen.
    »Wenn ich euch dieses Gefäß voll Gold zaubern soll, so muß jemand von euch mit mir gehen«, verlangte der Satan. Da erschraken alle, und einer, der damit seine Seele retten wollte, rief: »Herr Deuwel, nehmt Euch den Roten da!« und dabei zeigte er auf einen der Gesellen, dessen roter Haarbusch sich vor Schrecken sträubte.
    »Davor bewahre mich unser lieber Herr Jesu Christ!« schrie der Bezeichnete entsetzt und schlug ein Kreuz auf seine Brust. Im selben Augenblick verschwand der Teufel, und nur ein höllischer Gestank blieb zurück. Der Sturm ließ nach, der Himmel wurde wieder klar, und die Pappeln nahmen ihre gewöhnliche Haltung ein. Die Teufelsbeschwörer aber lagen in tiefer Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kamen, fanden sie die Tauchbütte wirklich vollgehext, aber nicht mit Goldtalern, sondern voll Pferdemist.

Impressum
    Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
    Ebook erstellt durch epublius GmbH , Berlin
    ISBN: 978-3-95608-271-9
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