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Sagen aus dem Saarland

Sagen aus dem Saarland

Titel: Sagen aus dem Saarland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ganze Berg auf einmal zusammenstürzen.
    Da wurde den beiden Männern angst und bange, der Schweiß rieselte ihnen von der Stirn, und sie ließen zu gleicher Zeit mit ihren Hieben nach. Als sie sich aber ängstlich verwundert und stumm fragend anschauten, stand urplötzlich eine lange, hagere Gestalt vor ihnen, aus deren geisterhaft fahlgrauem Gesicht zwei funkelnde Augen blitzten.
    Es war der unheimliche Jäger; er trug einen grauen Rock mit grünem Kragen und ebensolchen Aufschlägen und als Kopfbedeckung einen runden, einseitig aufgekrempelten Hut mit Federn.
    An der linken Seite hing ein Jagdsack und darunter ein Hirschfänger. Über der rechten Schulter trug er eine schwere Jagdbüchse. Wie vor dem Leibhaftigen ergriffen nun die beiden Holzfäller die Flucht, rannten wie gehetzt den Berghang hinab und trafen unten in der Ebene das Ochsengespann, das sie bei einem Verwandten zum Abholen des Holzes bestellt hatten. Schnell wandten sie das Fuhrwerk um und zogen unverrichteter Dinge in größter Eile ab mit dem festen Vorsatz, auf dem Stiefel kein Brennholz mehr zu sammeln.

Der Wallerbrunnen bei Saarbrücken
    In längst vergangenen Zeiten soll der wilde Jäger auch über den Städten und Dörfern des Saarlandes seinen gefürchteten Jagdzug abgehalten haben. Man konnte ihn nach der Erzählung alter Saarbrücker deutlich in den Wolken jagen sehen und hörte, wie er den Hunden pfiff und diese ihr Gebell erschallen ließen. Von Zeit zu Zeit verließ er sein luftiges Revier und stieg an das Wallerbrünnchen herunter, um seine Hunde dort trinken zu lassen. Und wenn dann gerade ein Wanderer des Weges kam, so hetzte er sogleich einen Hund auf ihn. Dagegen suchten sich nun die alten Saarbrücker noch weit bis in die Tage unserer Väter hinein zu schützen. Dies geschah, indem sie, sobald sie zum Wallerborn kamen, den Hund mit dem Spruch zu beschwichtigen suchten:
    Sauf, mei Hinnche,
Wallerbrinnche,
Hu, hu, hu!
    Dann liefen die Saarbrücker in beschleunigter Gangart am Brunnen vorüber.
    Einem Saarbrücker, der einst noch spät am Wallerbrunnen vorbei mußte, sprang eine Katze auf den Rücken, die er trotz aller Bemühungen nicht abschütteln konnte; sie wurde schwerer und schwerer, und der Arme mußte sie tragen, bis sich die ersten Saarbrücker Häuser im Tal zeigten, da war sie plötzlich verschwunden.
    Das Wasser dieses uralten, sagenumwobenen Borns galt als besonders heilkräftig. So mußte jeden Morgen ein Page vom Saarbrücker Schloß den weiten Weg nach dem Wallerbrünnchen machen; denn der Fürst von Saarbrücken wollte, sobald er aufstand, nur dieses Wasser trinken. Heute noch erfrischt an heißen Tagen das köstliche Naß dieser Quelle den durstigen Wanderer.

Die guten Zwerge von Ensheim
    Zu Anfang des 15. Jahrhunderts stand am Siedelwald bei Ensheim eine Mühle, die dem Kloster Wadgassen gehörte. Der frühere Pächter hatte gut darauf gewirtschaftet, sein Nachfolger aber mußte zugrunde gehen. Die Sage erzählt:
    Ein Müller war einmal an seinem Weiher beschäftigt, da hörte er plötzlich ein Wimmern, das wie der Hilferuf eines ertrinkenden Kindes klang. Rasch griff er zu und zog ein wunderliches Geschöpf mit dickmächtigem Runzelkopf aus dem Wasser; die Füße des Wesens waren wie die einer Gans. Der Müller pflegte das verunglückte Geschöpf mit aller Sorgfalt im eigenen Hause. Als der Kleine wieder genesen war, führte er seinen Retter zu jener gefährlichen Stelle, an der er fast ertrunken wäre, und zeigte ihm den boshaften Nix, der ihn beim Baden ins Wasser gestoßen hatte. Dieser Unhold war ein großer klotzäugiger Frosch, der sich eilends im Schilf verkroch, als er die beiden herankommen sah. Schließlich rief der Kleine hervor, er sei eines der vielen Zwerglein, die im benachbarten Gumberberg wohnten, und dann war er verschwunden. Der Müller hatte jedoch dem kleinen Zwergenvolk nichts zu Leide getan.
    Seitdem aber wuchs das Vermögen des Müllers sichtlich an; als steinreicher Mann zog er sich später vom Geschäfte zurück. Sein Nachfolger aber konnte diese Zwerglein nicht leiden, er wollte sie mit Gewalt oder List vertreiben. Statt den Zwergen einen schweren Stein vor eins ihrer Fuchslöcher zu wälzen, schalt er sie »Gänsfüßler!« und gab dem Stein einen Stoß, daß er weit den Berg hinabkollerte, Die Zwerglein schworen ihm ewige Rache, und seither waren Glück und Segen aus seinem Haushalt gewichen. Der Pächter mußte die Mühle verlassen und als armer Mann in die Fremde ziehen.

Die
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