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Sagen aus dem Saarland

Sagen aus dem Saarland

Titel: Sagen aus dem Saarland
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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jeglichen Gruß, und die Niederleuker Jungen riefen, wenn sie ihn sahen: »Die Kaap ab!« – Ein älterer Mann, der sich auch über ihn ärgerte, erklärte: »Laßt ihn gehen! Der heilige Nikolaus wird ihn noch lehren, die Kaap abzuziehen.«
    Dieser Schiffer lud nun die Glocken für den Kurfürsten von Trier in Leuken auf das Schiff und stieß ab, um in das richtige Fahrwasser zu kommen. Eine mächtige Eisscholle zwängte sich zwischen das Ruder, das Schiff drehte sich, stieß in der Grub auf einen Felsen auf, kenterte, und die Glocken sanken an der tiefsten Stelle in die Saar. Auch den Schiffer erfaßten die Eisschollen, und er ertrank. Er hatte es auch diesmal unterlassen, den heiligen Nikolaus zu grüßen und ihn um eine gute Fahrt anzuflehen.
    Seitdem sitzt der Schiffer noch immer in der Grub am Grunde des Flusses und muß am Christ- und Dreikönigsfest die drei versunkenen Glocken läuten, weil dann in der Mitternachtsstunde das Wasser in der Grub zu Wein wird. Dieses hehre Wunder soll er durch sein Läuten den Menschen in Leuken anzeigen. Auch dann, wenn jemand in der Saar ertrinkt und nicht mehr gefunden wird, muß der Schiffer die Glocken läuten, weil dem Ertrunkenen auf der Erde keine Glocke mehr geläutet werden kann. In der Christ- und Dreikönigsnacht aber können die Niederleuker zur Mitternachtsstunde das Geläute vom Fluß her jedesmal leise tönen hören.

Der Teufel als Wildsau
    Ein Bauer aus dem Saarland fuhr einstmals mit einem Wagen voll Kohlen die Staffel hinauf. Sein Bub hockte auf dem Wagen droben, er selber ging nebenher. Ach, es war eine armselige Fahrerei! Je höher sie hinaufkamen, desto langsamer bewegte sich der Wagen vorwärts, und am Ende wollte es überhaupt nicht mehr gehen. Da fing der Bauer zu fluchen an: »Ein Himmelheiligmillionendunnerkeil soll so ein Gefährt verschlagen! Da sieht man,s wieder:
    Berge nunner helfe all, Heilige drigge,
Berge noffer awwer ke Däiwel.«
    (Bergab helfen alle Heiligen drücken,
Bergauf aber kein Teufel.)
    Das letzte Wort war noch nicht aus seinem Munde, da rauschte es in der Hecke nebenan, eine pechschwarze Riesenwildsau sprang heraus, schoß unter den Wagen und war dann wie ein Ungewitter mit dem Gefährt verschwunden. Wenn man den Bauern damals gestochen hätte, keinen Tropfen Blut hätte er von sich gegeben, so erschrocken war er. Aber, wer meint, er sei ein anderer geworden, der täuscht sich. – »Pferde und Wagen sind beim Teufel«, dachte er achselzuckend, »und mein Bub? Soll er dahin sein! Hat der Teufel das Fuhrwerk geholt, kann er auch den Buben mitnehmen.«
    Doch wie er dann auf die Ebene kam, da stand das Fuhrwerk, als wäre nichts passiert, und der Bauernbub hockte obenauf und kaute vergnügt an seinem Butterbrot.
    Seit dieser Zeit hat der Bauer dem Teufel keine Vorwürfe mehr gemacht. Sooft er die Geschichte von der Wildsau erzählte, meinte er zum Schluß: »Da seht doch, ihr Leute, der Teufel ist nicht so schwarz, wie er an die Wand gemalt wird.«

Der Teufel und der Fuhrmann von Weiten
    In Weiten, Kreis Saarburg, lebte einst ein zugewanderter Fuhrmann, ein wilder Geselle, der lieber Schnaps trank, als zu arbeiten, und mehr fluchte, als betete. Tagsüber schalt er an die hundert Mal, der Teufel möge ihn und seine Pferde holen.
    Als er wieder einmal an einem Wintertag mit seinem Gespann den steilen Lutwinuswald hinter Keuchingen hinanfuhr und seine Pferde den schwerbeladenen Wagen auf dem glatten Boden nicht vorwärts brachten, hieb er roh mit seinem Peitschenstiel auf die erschöpften Tiere ein und rief: »Da soll euch und mich doch gleich der Teufel holen!«
    Im selben Augenblick kicherte neben ihm der Neunschwänzige und höhnte, nun müsse der Fuhrmann mit ihm in die Hölle, packte ihn auch trotz allem Widerstreben und fuhr mit ihm durch die Lüfte über die Wälder bis auf den »Teufelsschornstein«, Saarhölzbach gegenüber.
    Dem Fuhrmann drang vor Angst der Schweiß aus allen Poren, und er gelobte, fortan den Schnaps zu meiden, nie mehr zu fluchen und einen anderen Lebenswandel zu beginnen, wenn er nur wieder heil zu seinen Pferden käme. Da fiel sein Blick auf das große Kreuz, das auf der hohen Kuppe bei Saarhölzbach stand. In seiner Not kam ihm der Gedanke, nur das Kreuz könne ihm Erlösung aus den Klauen des Teufels bringen. Mit Mühe machte er sich den rechten Arm frei und bekreuzigte sich. Da heulte der Teufel laut auf und fuhr mit großem Gepolter in die Tiefe hinab, aus der der Schwefelgestank der Hölle heraufzog
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