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Sagan

Sagan

Titel: Sagan
Autoren: Jacquelyn Frank
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Züge betrachtete. Die Fantasie von dem Prinzen kam wohl von seinen Wimpern. Er hatte lange, dichte Wimpern, und sie lagen weich auf seinen Wangen. Selbst in der Dunkelheit konnte sie sehen, dass seine Haut die Farbe von Schokocreme hatte. Eines ihrer Lieblingsdesserts. Er hatte buschige schwarze Brauen, die seinen stolzen, edlen Gesichtszügen eine dramatische Note gaben, und eine hohe Stirn, die ihren Blick zu seinem langen nachtschwarzen Haar lenkte, das in seidigen Locken, die sehr weich aussahen, auf ihrem Eichenfußboden lag.
    Er war an den Händen gefesselt. Und an den Füßen ebenfalls. Diese Tatsache riss sie aus ihrer Fantasie, und mit einem leisen Fluch fasste Valera an seinen Hals. Während sie seinen Puls suchte, bemerkte sie, dass sein Ärmel zerrissen und dass er verletzt war. Es war kein tiefer Schnitt, und es sah so aus, als würde die Wunde gut verheilen … sofern er noch am Leben war. Sie konnte keinen Puls fühlen, doch sie hätte schwören können, dass er einen Laut von sich gegeben hatte. Sie legte ihm die Hand auf die Brust, um zu sehen, ob er atmete.
    Er ist vergiftet.
    Val fuhr zu Penchant herum und blickte ihn an.
    »Woher weißt du das?«
    Ich kann es riechen. Schlimmes Zeug. Doch irgendjemand hat ihm schon ein Gegenmittel gegeben. Trotzdem, der Schaden ist schon angerichtet. Du wirst ihn heilen müssen.
    »Nein. Kommt nicht infrage«, blaffte sie die Katze an. »Ich habe gerade zwei Männer getötet, als ich versucht habe, sie in Schach zu halten. Bei meinem Talent verwandle ich ihn in eine Rennmaus.«
    Es liegt nicht an deinen Zauberkräften. Mit den Männern selbst hat etwas nicht gestimmt. Sie haben komisch gerochen, komisch ausgesehen, einen komischen Eindruck gemacht.
    Anstatt sich näher zu erklären, trottete Penchant unter melodischem Klingeln seines Halsbands ins Schlafzimmer. Doch da Penchant oft Dinge sah, die sie nicht sehen konnte, nagte sie an ihrer Unterlippe und überlegte, ob sie ihm glauben sollte. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte sie es gar nicht vermasselt. Vielleicht konnte sie herausfinden, was mit diesen Männern nicht gestimmt hatte … wenn sie diesen hier heilte.
    Nachdem sie tief Luft geholt hatte, legte sie die Hände auf die Brust des Mannes und stützte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn, und sofort spürte sie die ungewöhnliche Spannung und Kraft in der Muskulatur unter ihren Fingern.
    »Heiliger Bimbam, der Typ ist gebaut wie ein Schwertransporter.« Was für ein Pazifist hatte den Körper eines Kriegers? Was für ein Priester kleidete sich auf diese Weise? Und warum hatten diese üblen Kerle ihn gefangen genommen? »Du hast einen Haufen Fragen zu beantworten, wenn du aufwachst«, murmelte sie.
    Sie holte noch einmal tief Luft und begann ihren Heilzauber zu sprechen.

2
    Sagan öffnete die Augen und blickte in völlige Dunkelheit, ein schweres Gewicht auf der Brust. Er holte Luft, als hätte er seit Jahrhunderten keinen Sauerstoff mehr eingeatmet. Es war, wie wenn er sich entmaterialisierte, wenn er von der realen Welt in die Schattenwelt oder in die Traumwelt wechselte. So viele Welten, und jede mit ganz besonderen Eigenschaften, mit denen er in seinem langen Leben immer zurechtgekommen war, und trotzdem fühlte er sich in diesem Moment fehl am Platz und nicht im Einklang mit dem Ort, an dem er sich befand, und auch nicht mit der Zeit.
    Das lag daran, dass es keinen Schmerz gab. Keine Schwäche. Keinen Tod. Und sein Verstand sagte ihm, dass das eigentlich nicht sein konnte. Nur dass er sich nicht erinnern konnte, warum.
    Sagan hörte ein leises Seufzen und bemerkte, dass er nicht allein war. Sofort überkam ihn das instinktive Gefühl, dass er um sein Leben kämpfen musste. Eine Frau … eine Frau, die versuchte, ihm wehzutun, und anderen, um die er sich sorgte.
    Er setzte sich ruckartig auf, und sie stießen mit den Köpfen zusammen. Seine beachtliche Größe und sein Gewicht brachten die andere Person aus dem Gleichgewicht, und sie stolperte über seine Beine. Instinktiv streckte Sagan die Hand aus, um sein Opfer zu stützen und um ihm aufzuhelfen, und er war überrascht, als er weichen Stoff und einen ebenfalls weichen Körper spürte. Er schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen, und richtete seinen Blick auf die Person.
    Eine Menschenfrau!
    Wenn der Priester nicht ohnehin schon ziemlich geschwächt gewesen wäre, wäre im bestimmt ganz flau geworden. Augenblicklich verschwand sein Gefühl von Bedrohung und Gefahr. Was
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