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Sagan

Sagan

Titel: Sagan
Autoren: Jacquelyn Frank
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brauche ich mehr?«
    In der Bemerkung lag ein warnender Unterton, und Sagan speicherte sie in seinem Hinterkopf, um sie später zu analysieren. Er sah, wie sie an die Küchenzeile trat und sich darüberbeugte, um …
    Valera drückte den Lichtschalter wie immer, wobei sie gar nicht daran dachte, dass es einen Grund geben könnte, alles noch länger im Dunkeln zu lassen, doch die Reaktion ihres Gastes auf das warme Licht über der Spüle kam unmittelbar und sehr heftig. Er schrie auf und fluchte ziemlich grob für einen Priester, während er sich wegzurollen versuchte.
    »Aus! Mach es aus!«
    Sie tat es sofort, doch bevor sie das Licht löschte, sah sie noch die Brandblasen auf der ungeschützten Haut an seinen Händen und die kleinen Rauchsäulen, die von den betroffenen Stellen aufstiegen. Er hatte reflexartig den Kopf abgewandt und sein Gesicht geschützt, und sie wusste sofort, dass er dort ebenfalls Verbrennungen erlitten hätte. Alles wegen einer mattweißen Vierzig-Watt-Birne, die sich auf der anderen Seite des Raums befand.
    Valera zog ein Messer aus dem Messerblock, rannte zu ihm zurück und kniete sich neben ihn, während er röchelnd nach Luft schnappte. Sie konnte seine Angst spüren und schmecken, und es fühlte sich augenblicklich falsch an. Sie wusste nicht, warum, doch sie spürte deutlich, dass er ein Mann war, der sich nur vor wenigen Dingen fürchtete.
    »Es tut mir leid«, hauchte sie, während sie fieberhaft überlegte, wie sie ihn beruhigen könnte, und versuchte, das, was sie gesehen hatte, zu verdauen. Kein Wunder, dass die anderen zu Asche verbrannt waren! Wenn sie genauso waren wie der hier, der sich schon beim kleinsten Kontakt mit Licht verbrannte, dann musste das Leuchten der statischen Felder sie in Sekundenschnelle verbrennen. Wenn er nicht so fest eingewickelt gewesen wäre, hätte sie diesen Mann ebenfalls aus Versehen getötet. »Ich hatte keine Ahnung«, sagte sie zu ihm, während sie hastig ihren Schal, den Anorak und die Trainingsjacke darunter auszog. Sie konnte sich darin nicht frei genug bewegen, außerdem schwitzte sie sich einen ab. Sobald sie die hinderlichen Kleidungsstücke abgelegt hatte, beugte sie sich über ihn, um seine Hände zu betrachten.
    »Es ist okay. Das wird verheilen«, brachte er mühsam hervor, während er sich ihrer fürsorglichen Berührung zu entziehen versuchte.
    Eine Welle aus Schmerz und Verwirrung flutete über Sagan hinweg. Sie hatte nicht gewusst, dass er ein Schattenbewohner war. So viel war klar. Schmerzhaft klar. Falls sie ihn absichtlich hatte verletzen wollen, verhielt sie sich jedenfalls nicht so. In ihren hübschen türkisfarbenen Augen lag echte Besorgnis …
    Was für eine ungewöhnliche Farbe
, dachte er fasziniert und war plötzlich abgelenkt von den Schmerzen in seinen Händen. Die Frauen seines Volkes hatten fast alle braune Augen und schwarze Haare. Augen von einem so überraschenden Blaugrün waren wirklich eine einzigartige Erfahrung für ihn. Und nicht nur das. Jetzt, wo sie den Anorak mit der schweren Kapuze ausgezogen hatte, konnte er sie zum ersten Mal richtig sehen.
    Sie ignorierte seine abwehrende Haltung und zog seine verbrannten Hände sanft zu sich heran. Dann beugte sie sich so tief über ihn, dass ein Schwall kupferrotes Haar ganz dicht vor seiner Nase herabfiel und ihn in den angenehmen Duft von Lilien und Sonnenblumen und in einen ganz schwachen Hauch von Kräutern hüllte.
    »Oh Gott«, stieß sie bestürzt aus, als sie sich seine Hände genauer ansah. Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen, sodass ihr Gesicht mit den karibikblauen Augen ganz dicht vor seinem war, und gewährte ihm damit, einen Blick auf die verblüffenden Streifen in ihrer Iris zu werfen, die ihr Schuldbewusstsein so gut zum Ausdruck brachte … und ihre Unschuld ebenfalls. Mehr denn je war er überzeugt davon, dass sie ihm nichts Böses wollte. »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten.«
    Sie wollte sich erheben, doch er packte sie am Handgelenk und hielt sie fest, sodass sie ihn erneut mit ihren ungewöhnlichen Augen anschauen musste. Sagan fühlte sich von ihr regelrecht verhext, während sie ihn fragend und besorgt anblickte. In ihrem Blick lag eine faszinierende Kraft und Verlockung, und er fragte sich, ob ihr das überhaupt bewusst war.
    »Das wird verheilen«, sagte er noch einmal. »Glaub mir. Die Schmerzen lassen schon nach.«
    Valera betrachtete ihn eine Weile aufmerksam, bevor sie beschloss, ihm zu glauben. Ihre Vorsicht war verständlich, doch
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