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Sagan

Sagan

Titel: Sagan
Autoren: Jacquelyn Frank
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Sagan war sich sehr wohl bewusst, dass sie nicht in der Form ausgerastet war, als er sich verbrannt hatte, wie eine Menschenfrau es eigentlich hätte tun müssen. Die Menschen wussten nichts von den Schattenbewohnern, weil die Völker der Dunkelheit alles daransetzten, dass das so blieb. Schlimm genug, dass diejenigen, die glaubten, das Wesen der Schattenbewohner zu kennen, mit halb garem Wissen und mit Märchen und erfundenen Geschichten herumliefen und versuchten, alle zu vernichten, die sie für übernatürlich und böse hielten. Schattenwandler wie die Schattenbewohner fürchteten sich vor dem, was passieren könnte, wenn die Regierungen und die Wissenschaftler der Menschen von ihnen erfahren würden. Zahlenmäßig unterlegen, wenn auch nicht in ihren übernatürlichen Fähigkeiten, konnte ihre ganze im Verborgenen lebende Kultur für immer zerstört werden von menschlicher Habsucht und Gier.
    Valera griff nach dem Messer, das sie mitgebracht hatte, und schob es vorsichtig unter eine nicht so fest sitzende Seilschlinge. Sie zögerte und blickte ihm in die rotholzfarbenen Augen, eine einzigartige Mischung aus dunklen und hellen Brauntönen und einem Hauch Rostbraun, Augen, die im Moment ernst und grüblerisch wirkten. Was ihm auch immer durch den Kopf gehen mochte, seine Gedanken waren grimmig und ernst. Sorgenvoll. Man sah es an seinem Blick, während sie noch abwog, ob sie den Mann befreien sollte, der so viel größer und stärker war als sie.
    In den Jahren, in denen sie in der Einsamkeit gelebt und studiert hatte, hatte sie eine Menge gelernt über die verschiedenen Ebenen ihrer Welt. Sie war nicht mehr überheblich und unwissend wie die meisten ihrer Gattung, die glaubten, sie seien die Krone der Schöpfung auf dem Planeten. Sie wusste nicht genau, was für ein Wesen er war, doch sie wusste, dass er nicht rein menschlich war. Kein Mensch würde sich durch das Licht einer schwachen Glühbirne Verbrennungen zuziehen.
    Sagan sah, wie sie zögerte und wie Furcht sich in ihren Gesichtszügen malte. Er hielt ihren Blick und sagte vorsichtig zu ihr: »Mein Name ist Sagan, und ich werde dir nichts tun. Ich würde dir deine Hilfe nicht auf diese Weise vergelten.«
    Sie blickte weg, fast so, als schämte sie sich für ihre Gedanken. »Ich weiß. Ich nehme an, ich bin wegen den beiden anderen noch immer ein wenig aus der Fassung.« Sie begann die Seile durchzuschneiden.
    »Den beiden anderen?«, wiederholte er fragend, während sein Gedächtnis zurückkehrte, und er erinnerte sich an die beiden Schattenbewohner, die ihn zusammengeschlagen hatten. »Die, die mich hierher gebracht haben? Haben sie dir etwas getan?«
    Der barsche Tonfall erschreckte sie ein wenig. »Nein. Es war eher … umgekehrt.«
    Mit dem Kinn wies sie neben sich, und er folgte der Bewegung zu zwei Aschehäufchen auf dem Boden. Sagan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Du hast sie in Licht getaucht, nicht wahr?«
    Seine Erheiterung bewirkte, dass sie ihm einen schiefen Blick zuwarf, während sie sich weiter mit seinen Fesseln abmühte. »Es war keine Absicht«, versicherte sie ihm. »Ich war fassungslos, als …« Sie räusperte sich und versuchte, nicht zu zeigen, wie verstört sie war. »Ich bin keine Mörderin.« Sie sagte es grimmig, und ihre meerfarbenen Augen füllten sich mit Tränen, bis das Türkis sich brach wie wundervoll geschliffene Edelsteine.
    Sagan glaubte ihr vorbehaltlos. Genau in dem Moment waren seine Hände frei, und er schüttelte rasch das Seil ab. Sie wandte sich seinen Füßen zu, doch er nahm ihr das Messer aus der zögernden Hand, und mit einer einzigen Bewegung der Klinge befreite er sich selbst. Dann drehte er das Messer langsam um und gab es ihr zurück. Wie wenn man sich die Friedenspfeife weiterreicht, sprach das Übergeben der potenziellen Waffe Bände für sie, und der Priester sah, wie sie sich entspannte.
    Sie stand als Erste auf, und ihr üppiger Körper bescherte ihm einige Überraschungen. Sie war weder klein noch groß, sondern entsprach ungefähr dem weiblichen Durchschnitt. Doch sie war kräftig und mit Rundungen an den richtigen Stellen, so wie die Frauen aus seinem Volk. Er hatte immer gefunden, dass Menschenfrauen zu dünn waren. Vor allem die vermeintlichen Ideale auf den Covern von Magazinen. Doch Valera … Valera hatte nichts gemein mit diesen mageren Gestalten, und sie hatte alles, was eine attraktive junge Frau haben sollte. Sie hatte volle Brüste und breite Hüften, sodass es einen Mann in
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