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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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Willys Abwesenheit zu gewöhnen. Er wollte noch eine Chance bei ihr haben.
    Er stellte sein Whiskyglas weg. „Jedenfalls, Hamilton“, sagte er, „haben Sie Ihre Story für die Titelseite.“
    „In der Tat, aber …“ Hamilton seufzte. „Wahrscheinlich landet die Story auf der letzten Seite, um Platz für einen saftigen Skandal im Königshaus zu machen. Als ob das Geschick der Welt davon abhinge, wer was mit wem im Buckingham Palace macht!“
    Guy schüttelte lachend den Kopf.
    „Maitland kommt doch wieder in Ordnung?“
    Guy blickte hoch. „Willy hat mich vor ein paar Stunden aus Bangkok angerufen. Maitland ist stabilgenug, um verlegt zu werden. Sie bringen ihn heute Abend in die Staaten.“ Sie hatten am Telefon schreien müssen, so schlecht war die Verbindung gewesen. Aber er wäre bereit gewesen, ihr alles zu sagen, hätte sie ihm nur einen Hinweis gegeben, dass sie es hören wollte. Hinterher hatte er gewusst, dass sie endgültig fort war. Vielleicht war das so am besten. Jeder Idiot wusste, dass Kriegsromanzen nicht hielten. Wenn man gemeinsam im Schützengraben kauerte und die Kugeln über den Köpfen pfiffen, war es leicht, sich zu verlieben. Aber jetzt brauchte sie ihn nicht mehr.
    Er trank seinen Whisky. „Wie auch immer, Hamilton, ich werde den Jungs daheim eine tolle Geschichte erzählen können. Wie ich wieder in Vietnam gekämpft habe, diesmal auf der anderen Seite.“
    „Keiner wird Ihnen glauben.“
    „Wahrscheinlich nicht.“ Guy betrachtete das Gemälde an der Wand – Ho Chi Minh, lächelnd wie jedermanns fröhlicher Onkel. „Ich muss Ihnen etwas gestehen. Ich war schon so paranoid, dass ich Sie für einen CIA-Agenten gehalten habe!“
    Hamilton lachte laut auf.
    Guy lachte ebenfalls. „Ausgerechnet Sie!“
    Hamilton stellte grinsend sein Glas auf die Theke.„Ich bin tatsächlich einer.“
    Es gab eine lange Pause. „Was?“, sagte Guy.
    „General Kistner lässt Sie grüßen. Er freut sich, dass Sie gesund und wohlauf sind.“
    „Kistner hat Sie geschickt?“
    „Nein, er hat Sie geschickt. Sonderbarer Zufall, meinen Sie nicht, dieses Treffen zwischen Ihnen und Miss Maitland in Kistners Haus. Verdammt seltsam, dass Miss Maitlands Fahrer einfach so verschwand, gerade als Sie in die Stadt zurückfuhren.“
    Guy blickte in sein Glas. „Ich wurde reingelegt …“
    „Miss Maitland brauchte Hilfe. Sie war schon in gefährliches Wasser geraten. Aber es musste jemand sein, der nichts mit der CIA zu tun hatte, gegen den die Vietnamesen keinen Verdacht hegen würden.“
    Guy ballte die Fäuste. „Ich habe Ihre Schmutzarbeit getan …“
    „Sie haben Onkel Sam einen Gefallen getan. Und Sie hatten einen … sagen wir, wunden Punkt in Ihrer Vergangenheit …“
    Langsam sagte Guy: „Dieser Besuch von der Ariel Group …“
    „Ach ja, Ariel. Hübscher Name. Zufällig heißt General Kistners jüngste Enkelin so.“ Hamilton lächelte. „Keine Sorge, Guy, wir sind diskret. Sie bekommen als Belohnung das Schweigen, nach demSie sich so sehnen. Ich fürchte allerdings, das Prämiengeld steht nicht zur Debatte. Budgetdefizit. Aber Sie haben die Freude zu wissen, dass Sie Ihrem Land gut gedient haben.“
    Daraufhin platzte Guy mit einem Gelächter heraus, das er nicht mehr zurückhalten konnte. Er lachte so heftig, dass ihm Tränen in die Augen schossen. So laut, dass sich ein Dutzend Köpfe nach ihm umdrehten.
    „Habe ich den Scherz nicht verstanden?“, fragte Hamilton höflich.
    „Der Scherz“, sagte Guy, „geht auf meine Kosten.“
    Er lachte auf dem ganzen Weg nach draußen.

15. KAPITEL
    Ihr Vater reiste wieder ab.
    An einem regnerischen Morgen stand Willy in der Schlafzimmertür und sah zu, wie er packte. Er war seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nur ein paar Tage daheim gewesen. Und die ganze Zeit hatte er sich nach seiner Familie gesehnt – seiner anderen Familie.
    Sie ging in das Wohnzimmer, setzte sich an das Fenster und starrte in den Regen. Ein ganzes Leben voll Kummer schien in diese letzten zwei Wochen gepresst worden zu sein. Während ihr Vater sich ineinem Militärkrankenhaus erholte, hatte ihre Mutter ein paar Meilen entfernt in einem zivilen Krankenhaus im Sterben gelegen.
    Anns Tod war schneller als erwartet gekommen. Es war, als hätte sie nur so lange durchgehalten, bis sie ihren Mann ein letztes Mal sehen konnte.
    Sie hatte ihm verziehen. Natürlich.
    Genau wie Willy ihm verziehen hatte.
    Warum sind es immer die Frauen, die verzeihen müssen?, fragte sie
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