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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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sagen, Mr McBain?«
    Er bedachte den Reporter mit einem tödlichen Blick und ließ die Arme sinken. Dann sagte er: »Wenn Sie sie noch haben, lassen Sie sie laufen. Wenn sie tot sind, sagen Sie uns, wo wir sie finden können.«
    Danach verschränkte er die Arme wieder. Das war alles. Zwei Sätze.
    Irgendetwas zerbrach in Tashs Mum, und sie stieß einen leisen tierischen Laut aus wie ein wimmerndes Kätzchen in einer Kiste.
    Hinterher gab es Gerüchte über Mr McBain. Die Leute fragten: »Wo waren seine Gefühle? Warum hat er angedeutet, dass sie tot sein könnten?«
    Offenbar soll man bei Pressekonferenzen zittern und stammeln. Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz, ansonsten denken die Leute, man hätte die eigene Tochter und ihre beste Freundin vergewaltigt und ermordet.
    Zum Schluss hielt meine Mum ein Foto von Tash und mir hoch. Es ist das Bild, das berühmt wurde, aufgenommen von Mr Quick, dem Schulfotografen (berühmt für seinen Pfefferminzatem und seine wandernden Hände, die Kragen richten, Röcke glatt streichen und Brüste betatschen).
    Auf dem Foto sitzen Tash und ich in der ersten Reihe unserer Klasse. Tashs Rock ist so kurz, dass sie die Knie zusammenpressen und beide Hände im Schoß halten muss, um keine Einblicke zu gewähren. Ich hocke neben ihr mit meinen widerspenstigen Haaren und einem falschen Lächeln, das Victoria Beckham alle Ehre gemacht hätte.
    Das ist das Foto, an das sich jeder erinnert: zwei Mädchen in einer Schuluniform, Piper und Tash, die Bingham Girls.
    Egal welchen Sender man eingeschaltet hatte, überall waren wir und unsere Eltern zu sehen, die um Informationen flehten. Millionen von Wörtern wurden in den Zeitungen geschrieben, Seite auf Seite über neue Entwicklungen, die eigentlich nicht neu waren und zu nichts führten.
    Bei der Mahnwache mit Kerzen sprach Reverend Trevor das gemeinsame Gebet, während seine Frau Felicity den örtlichen Klatsch anführte. Sie ist wie ein menschliches Megafon mit einem fetten Arsch und erinnert mich an diese Wippvögel, die ihren Schnabel in ein Glas tunken.
    Sie und der Reverend haben einen Sohn namens Damian, der ein Kreuz auf der Stirn tragen sollte, weil er ins Reich des Bösen gehört. Der kleine Scheißer schleicht sich gern von hinten an und lässt die BH-Träger der Mädchen flitschen. Bei mir hat er das nie gemacht, weil ich schneller bin als er und ihm einmal seinen Asthma-Inhalator in die Nase gerammt habe.
    Bei der Mahnwache in St. Mark’s gab es nur Stehplätze. Lautsprecher wurden aufgebaut, damit auch die Leute vor der Kirche die Gebete und Lieder hören konnten. Das Einzige, was fehlte, waren Kinder. Eltern hatten solche Angst vor weiteren Entführungen, dass sie ihre Kleinen sicher zu Hause hinter verschlossenen Türen hielten.
    Das war das Wochenende, an dem die ersten Trauertouristen eintrafen. Leute kamen aus Oxford und von noch weiter, liefen durch die Straßen, besichtigten die Kirche und gafften unser Haus an.
    Sie beobachteten die Reporter, die atemlos in Kameras sprachen und eine Menge heiße Luft abließen, vergangene Unglücksfälle ausweideten, Namen wie Holly Wells, Jessica Chapman und Sarah Payne fallen ließen und ein paar weitere Stunden mit Gerüchten und Spekulationen füllten.
    Wenn die Touristen wieder abfuhren, wirkten sie leicht enttäuscht. Sie hatten sich Bingham düsterer gewünscht – als einen Ort, an dem Teenager verschwanden und nicht wieder nach Hause kamen.

1
    Draußen ist es eiskalt – an manchen Orten minus sechsundzwanzig Grad –, was außergewöhnlich ist für diese Jahreszeit. Ich kam mir vor wie Scott auf seiner Antarktis-Expedition, als ich heute Morgen durch den Hyde Park zur Arbeit gelaufen bin, obwohl ich wahrscheinlich eher aussehe wie ein dick eingepackter Kandidat bei Dancing on Ice .
    Vor vier Tagen hat es angefangen zu schneien. Dicke feuchte Flocken, die geschmolzen, wieder gefroren und von neuem Schnee zugedeckt worden sind, der den Verkehr zum Erliegen gebracht hat. Es gibt nicht genug Schneepflüge, um die Autobahnen zu räumen, und nicht genug städtische Fahrzeuge, um die Straßen zu streuen. Alle müssen die Zähne zusammenbeißen, buchstäblich und im übertragenen Sinn.
    Flughäfen sind geschlossen worden, Flüge gestrichen, Flugzeuge sitzen am Boden fest. Zehntausende Menschen sind in Terminals und Autobahnraststätten gestrandet, die aussehen wie Flüchtlingslager voller Vertriebener, die sich in einem Meer aus Silberfolie unter Wärmedecken zusammendrängen.
    Laut
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