Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
haben? Sie war aufreizend, kokett, eitel und weit über Ihrer Liga …«
    Seine Augen flackern hasserfüllt auf. »Sie denken, mir hätte was an dem Flittchen gelegen?«
    »Ich denke, das beantwortet meine Frage.«
    »Sie hat bekommen, was sie verdient hat.«
    »Deswegen haben Sie Natasha verstümmelt. Es war Hass, keine Liebe. Ihr Begehren wurde verdreht, verdorben, gewalttätig. Es verlangte, dass Sie als Mensch beiseitetraten. Es negierte die Rechte anderer. Es reinigte. Es vergiftete. Es diktierte Ihre Ansichten. Sie müssen diesen Hass jahrelang mit sich herumgeschleppt haben. Er nagte an Ihnen, während Sie zusahen, wie die anderen Typen die hübschen Mädchen kriegten. Die durften sie nach Hause bringen und über diese süßen jungen Körper herfallen – und prahlten hinterher auch noch damit.«
    »Reden Sie ruhig weiter, Professor, es ist ihre Zeit, die Sie vergeuden.«
    Ich blicke zu Piper. Ihr Atem geht mittlerweile abgerissen. Das Beruhigungsmittel gelangt in ihren Blutkreislauf.
    »Warum ist es so wichtig, dass ich Sie töte?«, frage ich.
    »Für mich ist es vorbei. Ich kann nirgendwo mehr hin.«
    »Geben Sie mir Piper. Ich lasse Ihnen die Pistole da.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich will, dass Sie abdrücken.«
    »Warum?«
    Er lächelt. »Es ist so, wie ich es Ihnen am ersten Tag gesagt habe, als ich Sie nach Bingham gefahren habe: Mörder und Entführer wissen, wann sie eine Grenze überschreiten. Sie dürfen kein Mitleid oder Verständnis erwarten. Gideon Tyler hat Ihre Frau und Ihr Kind entführt. Er hat Ihnen schreckliche Dinge angetan, aber Sie haben gesagt, Sie hätten nicht abgedrückt, um ihn aufzuhalten.«
    »Ich habe gelogen.«
    »Zeigen Sie es mir, Professor. Beweisen Sie, dass Sie es können. Lernen Sie, wie es sich anfühlt.«
    Er streicht mit dem Finger über Pipers Hals. »Vielleicht würden Sie anders denken, wenn es Ihre Tochter wäre. Vielleicht bedeutet Piper Ihnen nicht so viel.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Er lächelt. »Sie glauben, Sie können die Gedanken anderer Leute lesen, Professor. Sie zerpflücken ihre Motive und gucken in ihre Köpfe, doch manchmal frage ich mich, ob Sie sich je selbst anschauen. Ich glaube, Sie sind ein Feigling. Ich bringe Ihnen Mut bei.«
    »Ich lebe mit einer Krankheit, die mich mutig macht.«
    »Die liefert Ihnen bloß eine Ausrede.« Er spuckt die Worte förmlich aus. »Sie konnten den Mann nicht aufhalten, der Ihre Frau und Ihre Tochter entführt hat, und jetzt zaudern Sie wieder. Sie suchen nach Ausflüchten. Halten Sie mich auf. Das Mädchen stirbt. Tun Sie es einfach!«
    Er zieht Pipers Lider hoch. Ihre Pupillen haben sich nach innen gedreht, und aus einem Mundwinkel blubbern weiße Bläschen. Jede Minute gibt den Tabletten mehr Zeit, sich in ihrem Magen und in ihrem Blut aufzulösen. Fünf Minuten nach Einnahme hatte sie eine neunzigprozentige Überlebenschance. Nach einer Stunde fällt sie auf unter fünfzehn Prozent.
    Die Pistole in meinen Händen ist heiß geworden. Ich starre mit einer Mischung aus Verachtung und Ehrfurcht auf den Lauf.
    »Lassen Sie sie los.«
    »Erschießen Sie mich. Es ist nicht schwer. Sie kommen hier rüber, richten die Waffe auf meinen Kopf und drücken ab. Und versuchen Sie nicht, danebenzuschießen. Ich will nicht wie ein Krüppel dahinvegetieren. Und versuchen Sie auch nicht, mir ins Bein oder in die Schulter zu schießen. Das Messer ist sehr scharf. Es braucht nicht viel Druck, um ihre Brust aufzuschlitzen.«
    Die Pistole wird schwerer. Ich sehe Piper an und stelle mir vor, wie ihr Herz immer langsamer schlägt und ihre Organe versagen. Im nächsten Moment sehe ich Charlie vor mir, auf einer schmutzigen Matratze liegend, an eine Heizung gekettet, den Kopf mit Klebeband umwickelt und durch einen Strohhalm atmend. Ich hätte ein Dutzend Mal abgedrückt, um sie und Julianne zu retten. Ich hätte das Magazin geleert und nachgeladen. Ich hätte alles getan … alles gegeben … wenn nur …
    »Wenn ich Sirenen höre, töte ich sie, Professor. Die Zeit läuft ab.« Er wiegt Piper in den Armen. »Drücken Sie ab. Menschen töten ständig. Vielleicht gefällt es Ihnen sogar. Es könnte kathartisch sein. Ich meine, Sie leben getrennt, Ihre Frau hat Sie verlassen, Sie sind von einer Krankheit geschlagen, so viel zu ›in guten wie in schlechten Tagen‹.«
    »Deswegen hat sie mich nicht verlassen.«
    »Sie müssen sie wirklich hassen.«
    »Nein.«
    »Lügner!«
    In dem Moment fange ich an zu schreien. Ich richte die Waffe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher