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Saeuglingsschwimmen

Saeuglingsschwimmen

Titel: Saeuglingsschwimmen
Autoren: Lilli Ahrendt
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erst durch Vermehrung der Nervenzellen und von deren Fortsätzen (Dendriten), die sich besonders stark in den ersten zwei Lebensjahren ausbilden. Die Bewegungen des Säuglings werden zu Beginn vom Stammhirn, später von der Hirnrinde gesteuert (vgl. Lietz, 1993, S. 16; Michaelis & Niemann, 1999, S. 19ff.).
    Der Muskeltonus entwickelt sich entsprechend dem Reifeprozess der nervalen Strukturen. In den ersten zwei Monaten liegt beim reifgeborenen Kind eine leicht gesteigerte Muskelspannung (hypertone Tonusphase), die sog. Säuglingssteifigkeit (Säuglingsrigidität), vor; die Aktivität der beugenden Muskulatur (Flexorenaktivität) ist größer als die der streckenden (Extensorenaktivität). Die Bewegungen erfolgen rasch wechselnd, teils mit hoher Muskelspannung, teils ausgiebig und intensiv und prompt auf alle Reize reagierend. Die Beine strampeln wechselseitig, die Arme bewegen sich wischend. Die angeborenen Reflexe der Lage und Bewegung werden ohne die vom Großhirn ausgehende Hemmung subkortikal gesteuert. Mit Ende des zweiten Monats entwickelt sich verstärkt die Muskelspannung der Strecker (Extensorentonus). Der Höhepunkt dieser Strecktendenz liegt zwischen dem fünften und dem siebten Lebensmonat. Die Funktionen der Kleinhirn- und Großhirnhälften reifen zunehmend, die Bewegungen werden abgestimmt und die Muskelspannung normalisiert sich.
AUFRICHTEN DES KÖRPERS
    Das Aufrichten des Säuglings aus der Horizontalen gegen die Schwerkraft ist ein Prozess, der sowohl muskelkraft- und körpergewichtsabhängig als auch steuerungs- und motivationsbedingt abläuft. Im Uterus unterlag die Wirbelsäule des Kindes einer Dauerdehnspannung, der sog. Totalkyphose . Sie ist auch nach der Geburt noch stark gerundet. Zunächst hat das Kind in Bauchlage das Bestreben sich aufzurichten und beginnt, den Kopf zu heben (Halswirbelaufrichtung, -lordosierung).
    Dabei entwickelt es Rückenkraft. Der Vorgang setzt sich – immer noch in der Bauchlage – über das Aufrichten des Schulter- und Beckengürtels (Brustwirbelaufrichtung, -kyphosierung) fort. Mit dem Aufrichten in die Standposition und dem zunehmenden Laufen kippt das Becken nach vorn und richtet sich auf (Lendenwirbelaufrichtung, -lordosierung). Mit der Fußbelastung im freien Stand und beim Laufen richtet sich dasFußgewölbe auf. Begleitend zur Aufrichtbewegung wird die Gleichgewichtsfähigkeit entwickelt und geübt. Über sie wird das freie Sitzen und Laufen kontrolliert und gesteuert. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Vestibularapparat) analysiert die Stellung des Körpers im Raum. Der Körper wird durch die Veränderung von Bewegungsrhythmen gereizt, welche die tonischen und vegetativen Reflexe – d. h. die Muskelspannung und das ZNS – beeinflussen.
INTELLIGENZENTWICKLUNG
    Die erste Phase der Intelligenzentwicklung bis zum 18. Lebensmonat wird als Phase der sensomotorischen Intelligenz bezeichnet. Diese neuro- und sensomotorische Entwicklungsphase ist durch eine unvollständige eigenständige zweifüßige Fortbewegung [4] , eine stark orale Phase und den Erwerb praktischer Intelligenz gekennzeichnet. Die Intelligenzakte beruhen auf dem Zusammenwirken von Empfinden, Wahrnehmen und Bewegung und vollziehen sich ohne konkrete Vorstellung und Reflexion beim Kind. Das Denken, Bewegen und Handeln verläuft in einem sechsstufigen Lernprozess.
    Zunächst werden die angeborenen Reflexmechanismen geübt. Dann treten im zweiten Lebensmonat einfache Gewohnheiten, z. B. in Form des Saugens an den Fingern, auf (primäre Kreisreaktionen) . Zwischen dem dritten und neunten Monat entwickelt der Säugling erste angepasste Bewegungen, welche aktiv wiederholt werden und in die Gegenstände einbezogen werden (sekundäre Kreisreaktionen) . Vom 8.-12. Lebensmonat handelt der Säugling bereits koordiniert, zielgerichtet und beabsichtigt, woraus die ersten Zweck-Mittel- und Wenn-dann-Verknüpfungen sowie das Entdecken des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs erkennbar werden.
    Nachdem das Kind in der Phase des aktiven Experimentierens (tertiäre Kreisreaktion) seine Handlungsschemata erweitert hat, bedarf es im Alter von 18-20 Monaten dann nicht mehr vielfacher praktischer Lösungsversuche, weil es sich Lösungen bereits vorstellen kann. Es setzt seine sensomotorische Intelligenz ein (vgl. Piaget, 1996 4 ).
REFLEXE UND BEWEGUNGSVERHALTEN
    Sind dem Kind Primitivreflexe und einfachste
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