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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Gegend, die ›Maple-Bridge‹. Ein altes Holzungetüm, das jedes Mal, wenn ein Lastwagen darüber rollte, asthmatisch knarrte.
    Die coolste Gang des Ortes nannte sich ›Sharks‹; es waren meist ältere Jungen, die geklaute Zigaretten qualmten und sich gegenseitig mit zerfledderten ›Playboys‹ spitz machten. Für mich als Zehnjährigen bedeuteten die ›Sharks‹ allerdings so etwas wie der ›Rotary Club‹ für Teenager. Jeder, der ihnen beitreten wollte, musste eine bestimmte Mutprobe bestehen. Die Aufgabe bestand darin, über das Geländer der alten ›Maple‹ zu balancieren. Die Gang nannte es nur den ›32/8er-Kick‹. Sie hatten es genau ausgemessen. Die ›Maple‹ war 32 Meter lang und an ihrer höchsten Stelle etwa 8 Meter über dem Fluss. Das Geländer war eigentlich recht breit, fast 12 Zentimeter, problematisch war vielmehr die Tatsache, dass der Fluss an dieser Stelle meist weniger als einen Meter Wasser führte. Ein Fehltritt hatte also verheerende Folgen. Irgendwie war es mir damals gelungen, diesen gähnenden ›Canyon‹ ohne Stolpern zu überqueren. Mit keuchendem Atem und angstgeweiteten Augen. Auf diese Weise wurde ich aber immerhin das jüngste Mitglied der Gruppe. Viele Jahre später, nachdem wir längst weggezogen waren, las ich in der Zeitung, dass ein 12jähriger Junge auf der ›Maple‹ tödlich verunglückt war. Manchen war es eben nicht vergönnt, als Erwachsener über seine jugendlichen Verrücktheiten lachen zu können.
     
    Meine Füße bewegten sich über den grün gesprenkelten Betonfußboden des Raubtierhauses, doch gleichzeitig wähnte ich mich wieder auf dem knarrenden Geländer der ›Maple-Bridge‹. Es war schon erstaunlich, welche Verbindungen das menschliche Gehirn manchmal zuwege brachte. Sicherlich hatte ich schon seit über zehn Jahren nicht mehr an diesen Vorfall gedacht.
    Ich klärte meine Gedanken und hielt den Blick wieder starr auf den gegenüberliegenden Ausgang gerichtet. Ohne in einen der Käfige zu sehen, kämpfte ich mich vorwärts. Noch zwanzig Meter, noch zehn , dachte ich. Wie damals auf der Brücke. Vor dem letzten Gehege blieb ich unweigerlich stehen. Der Liger war nicht mehr da; die Polizei hatte das Tier damals bei der Bergung von Nataschas Leiche erschossen. Beide hatten ihre Lust mit dem Leben bezahlt.
    In dem Käfig lagen nun vier kleine Ginsterkatzen träge auf den Baumstämmen herum. Ihre dicken, gefleckten Schwänze ringelten sich dabei wie behaarte Schlangen um die Rinde. Ob die empfindlichen Nasen der Tiere Nataschas Blut noch riechen konnten? Schnell wandte ich mich ab und wäre fast mit einem anderen Besucher zusammen gestoßen.
    »Mr. Thomas Trait, wie ich vermute«, begrüßte mich mein Gegenüber in bester ›Stanley-Manier‹. Vor mir stand eine groß gewachsene Frau mit hochgestecktem dunkelbraunen Haar. Sie trug ein maßgeschneidertes Seidenkostüm, eine weiße Bluse und flache Lackschuhe mit einer runden, goldenen Schnalle. Trotz ihrer etwas strengen Eleganz schätzte ich sie auf höchstens Mitte 30. Als sie mich nun anlächelte, wirkte sie nicht nur um acht Jahre verjüngt, sie strahlte auch eine verwirrende dezent-herbe Erotik aus.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte«, sagte sie. »Mein Name ist Joy McMillian.« Sie öffnete eine schmale Aktentasche und zog ein schwarzes Bändchen hervor. Sofort erkannte ich darin meinen >Black Cat<-Ausstellungskatalog. Von der Rückseite lächelte mir mein Konterfei entgegen. »Ich war im Vorteil«, zwinkerte sie mir zu.
    Nachdem wir uns in aller Form begrüßt hatten, machte ich den Vorschlag, unser weiteres Gespräch im nahe gelegenen Zoo-Café fortzuführen. Ich wollte fort von diesem Ort der Erinnerungen; schon einmal hatte hier eine etwas unheilige Allianz ihren Anfang genommen.
    Unter einer weit gefächerten Palme fanden wir ein schattiges Plätzchen. Ich bestellte für uns beide Eistee und blickte die Lektorin dann erwartungsvoll an.
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon mitteilte, möchte ›Daguerre‹ gerne ihre ›Black Cat‹-Serie in ansprechender, vielleicht sogar erweiterter Form neu herausbringen«, erklärte mir Joy. »Vielleicht sogar in Verbindung mit dunkler Prosa à la Poe. Was mich nun vor allem interessieren würde: Wie viele ihrer Katzen-Fotos wurden nicht in der Ausstellung gezeigt? Möglicherweise könnte man diesem schmalen Band durch weitere Aufnahmen ein größeres Volumen geben.«
    »Das dürfte weiter kein Problem sein«, stapelte ich tief. »Ich
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