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Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)

Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)

Titel: Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
Autoren: Rolf Meyer
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Nachwuchskraft. Jung war er, trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug mit Weste und hatte den progressiven Blick in den Augen, an dem man arrivierte EDV - Leute erkennt. Er hörte sich Peters Geschichte aufmerksam an und stu dierte eingehend die Fotokopien des Überweisungsauf trags und des Kontoauszugs, die Peter ihm vorge legt hatte. Dann federte er elastisch hinter seinem Schreibtisch hervor. „Das werden wir gleich haben“, verkündete er mit branchenüblichen Optimismus und wendete sich dem Computer auf seinem Schreibtisch zu.
    Peters Stuhl stand so, dass er keine Chance hatte, auf den Bildschirm zu sehen. Er konnte nur beobachten, wie Alex Kuhns Finger auf der Tastatur ein wildes Stakkato spielten, und wie er mit markan tem Blick den Bildschirm beobachtete. Dann ein kurzes Überlegen. Dazu ein Pokergesicht, aus dem man nichts entnehmen konnte. Dann ein neues Stakkato, noch ein Blick und noch ein Stakkato.
    Das Pokergesicht blieb, jedoch nun mit gerunzelter Stirn. Herr Kuhn schien zu überlegen. Dann schwang er sich plötzlich zu Peter herum.
    „Alles klar“, sagte er.
    „Mir nicht“, bemerkte Peter.
    Das Pokergesicht entspannte sich etwas. „Mir ist klar, was passiert ist; und mir ist klar, dass ich unsere Rechtsabteilung einschalten muss.“
    Peter schwante nichts Gutes. „Was ist mit dem Geld?“ fragte er besorgt.
    Herr Kuhn ließ sich zu einem kleinen Lächeln herab. „Ich weiß natürlich, was sie von mir hören wollen. Aber sie wissen ebenso gut wie ich, dass ich ihnen nichts sagen darf. Bankgeheimnis!“
    „Das kann man auch anders sehen“, beharrte Peter. „Bei mir ist ein Fehler vorgekommen - okay! Aber bei ihnen ist ein noch größerer Fehler gemacht worden: sie haben abgebucht, ohne den auf der Überweisung angege benen Namen und die Adresse des Empfängers zu beach ten. Bei einer so großen Summe halte ich das für eine grobe Verletzung ihrer Sorgfaltspflicht!“
    Alex Kuhn sah ihn hochmütig an. „Die juristische Würdigung dieser Angelegenheit gehört nicht zu meinen Aufgaben“, sagte er kühl und verließ, nachdem er Peter um ein wenig Geduld gebeten hatte, den Raum. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zurückkehrte. „Es war leider nicht möglich“, berichtete er, „einen Herren von unserer Rechtsabteilung loszueisen. Wir müssen also sehen, wie wir allein klarkommen.“
    „Was schlagen sie vor?“
    „Zunächst einmal darf ich sie jetzt über die Situation unterrichten. Also: ihre drei Millionen Mark sind auf einem unserer Konten eingegangen; es ist aber davon nichts mehr da. Das Geld ist an mehr als zwanzig verschiedene Konten bei anderen Banken über wiesen worden.“
    „Das gibt es doch nicht!“ Peter blieb vor Schreck die Luft weg.
    „Doch!“ Alex Kuhn war sehr ernst geworden. „Vier Überweisungen zu je 500.000 Mark und 20 zu je 50.000 Mark. Wir kennen aber die Empfänger noch nicht.“
    „Das wird sich wohl schnell feststellen lassen“, sagte Peter, und seine Stimme klang merkwürdig heiser. „Noch wichtiger ist aber, dass mein Mandant umge hend sein Geld bekommt. Ich muss sie deswegen bitten, mir sofort einen Kredit über drei Millionen Mark zu gewähren, und das Geld heute noch an meinen Mandanten zu überweisen.“
    „Das wird nicht gehen“, widersprach Alex Kuhn.
    „Es muss gehen“, beharrte Peter. „Schauen sie, die Sache ist nun einmal passiert. Darüber, wer für den Schaden aufzukommen hat, kann man stundenlang debat tieren - aber das hat Zeit. Jetzt sollten wir zuerst einmal so schnell wie möglich alles in die Wege leiten, was den Schaden begrenzen kann.“
    „Selbstverständlich“, sagte Herr Kuhn. „Es muss alles geschehen, um das Geld so schnell wie möglich wieder herbeizuschaffen.“
    „ - - - und mein Mandant muss sofort sein Geld bekommen, bevor er Schadenersatz fordert“, ergänzte Peter.
    Alex Kuhn widersprach, aber Peter ließ nicht locker.
    „Gut“, lenkte Herr Kuhn schließlich widerwillig ein. „Ich werde das erledigen - vorausgesetzt, dass sie mir helfen, so schnell wie möglich die Polizei einzu schalten. Denn davon verstehen sie als Rechtsanwalt mehr als ich.“
    Peter nickte. „Das geht in Ordnung!“ Er versprach, sofort persönlich zum Polizeipräsidium zu gehen, Anzeige zu erstatten und Dampf hinter die Sache zu machen. „Darüber hinaus werde ich auch alles andere zurückstellen und mich ab sofort nur noch um das Wiederbeschaffen des Geldes kümmern“, versicherte er.
    Das Telefon klingelte. Herr Kuhn hob ab.
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