Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
Autoren: Oliver Susami
Vom Netzwerk:
erwähnte, gibt es wirklich. Ich habe es mir nicht einfach ausgedacht, nur um ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich will dieses Erlebnis erzählen. Vielleicht erklärt es mein Interesse für das Seltsame, das angeblich in der Bibliothek vor sich geht.
     

Einschub: Ein Kindheitserlebnis
     
    Wahrscheinlich haben die meisten, die das hier lesen, schon einmal von Freunden, Verwandten oder Bekannten Geschichten von übernatürlichen Ereignissen gehört. Und einige haben wohl auch selbst Dinge erlebt, die sie als „übernatürlich“ oder zumindest „unerklärlich“ bezeichnen würden.
    Ich hatte vor vielen Jahren ein Erlebnis dieser Art. Und ich bin bis heute von dieser Erfahrung beeindruckt, kann das Erlebte nicht einfach als Sinnestäuschung oder als „Trick“ abtun. Ich bin mir (fast) sicher, dass ich nicht hereingelegt wurde. Und ich bin mir (ganz) sicher, dass meine geistige Verfassung damals völlig okay war. Es war kein Alkohol im Spiel und auch keine anderen Rauschmittel. Ich war nicht übermüdet und auch nicht besonders „aufgekratzt“. Mein mentaler Zustand war normal, unauffällig. Zwar war ich damals erst zwölf Jahre alt, aber auch meine kindliche Phantasie kann ich nicht verantwortlich machen. Ich bin mir sicher, dass das, was ich jetzt erzählen werde, genau so passiert ist.
     
    Es war Frühling 1990, ich wollte und durfte bei einem Freund übernachten. Hier soll er Olaf heißen, eigentlich heißt er anders. Heute habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich weiß nicht, was er macht, was aus ihm geworden ist.
    Olafs Eltern waren geschieden, er lebte bei seiner Mutter und das Leben der beiden war nicht einfach. Es fehlte an Geld. Die Eltern hatten sich im Streit getrennt, die Mutter versuchte, Olaf von seinem Vater fernzuhalten und der Vater wollte keinen Unterhalt zahlen, solange er nicht seinen Sohn sehen durfte. Aufgrund der Scheidung und der allgegenwärtigen Geldprobleme hatte Olaf schon einige Umzüge mitgemacht. Mit zwölf hatte er schon in sechs verschiedenen Häusern und Wohnungen gelebt.
    Aber trotz aller Schwierigkeiten war Olaf ein normaler, unauffälliger Junge. Er war umgänglich, nicht besonders streitlustig und relativ unterhaltsam. Wir waren nicht beste aber gute Freunde.
     
    An dem Freitag Abend, von dem ich berichten will, besuchte ich Olaf in einem älteren, etwas baufälligen Haus, in dem er und seine Mutter etwa drei Wochen vorher eine Wohnung im zweiten Stock bezogen hatten. Diese Wohnung war kurzfristig frei geworden. Im Treppenhaus standen und lagen noch die wenigen Sachen der Vormieterin: Haus- und Straßenschuhe, eine fleckige, durchgelegene Matratze, Kisten mit vergilbten Büchern, aus denen kleine, schwarze Käfer krabbelten, Säcke voller Kleidung, eine altmodische Stehlampe mit eingerissenem Schirm... Ich erinnere mich deshalb an diese Sachen, weil Olaf und ich auf der Suche nach etwas Interessantem oder gar Wertvollem darin herumstöberten.
    Auch in der Wohnung selbst standen noch einige Möbel der Vormieterin. Im Flur eine alte, dunkle Holzkommode, im Wohnzimmer ein verschnörkeltes Monstrum von Einbauschrank und eine große Standuhr, deren Zeiger sich nicht bewegten. Alles Andere, alles Leichte und weniger Sperrige, war bereits weggeschafft oder zumindest ins Treppenhaus gestellt worden.
     
    Ich kam gegen sechs bei Olaf an und Olafs Mutter verabschiedete sich um acht. Sie war der Ansicht, man könne Zwölfjährige einen Abend alleine lassen und wahrscheinlich auf Männersuche. Sie würde gegen Mitternacht wieder da sein, bis dahin konnten wir machen was wir wollten.
    Besonders viel wollten wir gar nicht. Olaf und ich saßen den Großteil des Abends auf der Couch, aßen Erdnussflips, tranken Cola und schauten Wrestling im Privatfernsehen. Wir waren zwölf und es gefiel uns, großen, grotesk gekleideten Männern dabei zuzusehen, wie sie so taten, als würden sie sich ernsthaft verletzen. Wenn ich mich recht erinnere, dann war ich damals noch der Ansicht, sie würden sich tatsächlich prügeln.
    Zuhause hatten wir noch kein Privatfernsehen, nur ARD, ZDF und das langweilige Dritte. Schon deshalb war der Abend etwas Besonderes. Ach ja: Cola gab es zuhause auch nicht, schlecht für die Zähne.
     
    Irgendwann, es war gegen halb elf, ließ die Anziehungskraft des Privatfernsehens nach und Olaf fragte mich, ob ich „was Komisches“ sehen wolle. Ich erinnere mich, dass ich ihn fragte, was denn dieses „Komische“ sei. Olaf antwortete nicht, tat geheimnisvoll und führte mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher